NADA-Chefin Gotzmann übt Kritik an IOC: Schlecht vorbereitet
Rio de Janeiro (dpa) - Die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann hält es für ungerecht, der Welt-Anti-Doping-Agentur den Schwarzen Peter im russischen Doping-Skandal zuzuschieben. „Nein, das sehe ich überhaupt nicht“, sagte die Chefin der deutschen Agentur im Deutschen Haus.
Die WADA sei 1999 gegründet worden, um eine neutrale Instanz im Weltsport zu schaffen. „Da muss man die WADA bitte auch so arbeiten und ihre Entscheidungen treffen lassen und sich ihrer Fachkompetenz beugen“, sagte Gotzmann.
Das Internationale Olympische Komitee hatte die WADA verantwortlich dafür gemacht, dass man in der Russen-Causa vor den Olympischen Spielen in Rio unter Zeitdruck geraten war. Die Weltagentur habe Information zum russischen Staatsdoping nicht rechtzeitig verfolgt.
„Wir sind schockiert, was scheibchenweise, aber schon seit anderthalb Jahren zu Tage gefördert wird“, erklärte Gotzmann. „Überrascht sind wir nicht.“ Man hätte verschiedene Szenarien, wohin das führen könne, rechtzeitig durchspielen sowie entsprechende Maßnahmen und Sanktionen vorbereiten können. „Das hätten wir vom IOC erwartet.“
Bei der IOC-Entscheidung, Russland nicht komplett von den Rio-Spielen auszuschließen, ist die Vertuschung von positiven Dopingproben im Kontrolllabor der Winterspiele 2014 in Sotschi zwar erwähnt worden, aber noch ohne Ankündigungen von Sanktionen für den Wintersport geblieben.
„Wir müssen uns in der nächsten Zeit damit befassen, welche Maßnahmen ergriffen werden. Das Kapitel ist noch nicht zu Ende“, sagte Gotzmann, die zusammen mit anderen Nationalen Anti-Doping-Agenturen den Komplett-Bann für Russland von den Sommerspielen gefordert hatte.
Mit Erlöschen des olympischen Feuers am 21. August müssten nach dem Russland-Skandal die Schlüsse für eine Reform des Anti-Doping-Systems gezogen werden. „Man wird nicht zur Tagesordnung übergehen können, dafür ist zu viel passiert und das System zu sehr beschädigt worden“, meinte Gotzmann.
Ob die Rio-Spiele sauberer oder dopingbelasteter sein werden, würde „in Richtung Kaffeesatzleserei“ gehen, sagte die NADA-Chefin. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, das System optimieren, nicht resignieren und nicht sagen: Es hat ja eh keinen Sinn. Wir kämpfen weiter“, sagte Gotzmann.