Olympia-Bewerbung Olympia 2028: „Das ist weder notwendig noch sinnvoll“

Michael Vesper, Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes, über den Bewerbungsvorstoß aus NRW für Olympia 2028.

Zweifel am NRW-Vorstoß: DOSB-Vorstand Michael Vesper.

Foto: Felix Kästle

Düsseldorf. Herr Vesper, in Nordrhein-Westfalen haben der Sport-Unternehmer Michael Mronz und in der Folge Politiker eine Bewerbung der Region Rhein-Ruhr für die Olympischen Sommerspiele 2028 ins Gespräch gebracht. Ist das aus Sicht des DOSB realistisch?

Michael Vesper: Die gescheiterte Hamburger Olympia-Bewerbung liegt gerade mal ein dreiviertel Jahr zurück. Da macht man nicht auf dem Absatz kehrt und denkt an die nächste Bewerbung. Das ist weder notwendig noch sinnvoll. Es muss für jegliche Überlegungen ohnehin erst abgewartet werden, wen das IOC im September 2017 für die Sommerspiele 2024 auswählt. Frühestens danach kann der DOSB sich mit der Frage einer möglichen erneuten Bewerbung beschäftigen: Und zwar mit den Fragen: Ja oder Nein? Und wenn ja — mit welcher Stadt?

Was müsste denn passieren, damit Sie erneut ins Rennen gingen?

Vesper: Wir werden nach der Entscheidung 2017 die Situation insgesamt analysieren und alles abwägen — und dann entscheiden, was zu tun ist. Dazu gehört nicht nur die Frage: Welcher Kontinent ist jetzt dran? Man muss auch wissen, ob es im Land eine Pro-Olympia-Stimmung gibt, die für eine Bewerbung absolut notwendig wäre. Dann bräuchte es ein überzeugendes Bewerbungskonzept und die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft. Das alles werden wir zu gegebener Zeit gelassen bewerten.

Sie waren als damaliger Sportminister in NRW an der Bewerbung der Initiative Rhein-Ruhr für die Spiele 2012 beteiligt. Damals scheiterte das Projekt innerhalb der deutschen Vorauswahl.

Vesper: Das war damals eine tolle Bewerbung. Nur haben sich Hamburg und Düsseldorf am Ende gestritten, und der lachende Dritte war Leipzig — eine Stadt, die die technischen Voraussetzungen damals gar nicht erfüllt hat. Das war bedauerlich. Aber: Das war eine andere Zeit. So haben wir heute beispielsweise die Olympische Agenda 2020, es gibt viele Weiterentwicklungen und Erneuerungen.

Hätte die Bewerbung einer Region Rhein-Ruhr nach der Agenda 2020 des IOC heute eine bessere Chance?

Vesper: Das kann man doch jetzt nicht bewerten. Wir als DOSB sind noch gar nicht angesprochen worden und kennen die Diskussion bisher nur aus den Medien. Bewerben kann sich letztlich nur der DOSB.

Es sind in den vergangenen Jahren einige deutsche Bewerbungen im Ansatz stecken geblieben. Was lief falsch?

Vesper: Die Bewerbungen Münchens waren hervorragende Winter-Bewerbungen für 2018 und 2022 mit nur ganz wenigen neu versiegelten Flächen. Die Bewerbung Hamburgs für den Sommer war exzellent, das hat sich gerade jetzt in Rio bestätigt, wo man von Sportcluster zu Sportcluster bis zu 40 Kilometer durch dichtesten innerstädtischen Verkehr fahren musste. Hamburg bot eine sehr kompakte und überzeugende Bewerbung, und wir sind nach wie vor sehr traurig darüber, dass wir damit nicht antreten können.

Sind Sie und ist der DOSB desillusioniert, was mögliche Olympische Spiele in Deutschland anbelangt?

Vesper: Nein, die Stimmung war ja gut in Hamburg. Es war eine knappe Niederlage, und die repräsentativen Umfragen haben ja sogar noch eine deutliche Mehrheit am Wahltag gezeigt.