Olympia 2018 Pyeongchang-Chef Lee: Nordkoreaner „herzlichst willkommen“

Köln (dpa) - Lee Hee-Beom ist seit ziemlich genau einem Jahr Chef des Organisationskomitees für die Winterspiele 2018 im Pyeongchang.

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Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt der 68-Jährige, warum die Zustimmung in seinem Land für die Spiele gesunken ist und möglicherweise keine nordkoreanischen Sportler dabei sein werden.

Frage: Die deutschen Sportfans werden bei Beginn der Spiele 2018 noch einmal Wehmut verspüren ...

Lee Hee-Beom: Wegen der Bewerbung Münchens? Da müssen Sie mit Thomas Bach sprechen. (lacht)

Wie groß ist neun Monate vor den Spielen die Vorfreude in Südkorea?

Lee: Ehrlich gesagt: Die Zustimmung in der Bevölkerung ist seit der Vergabe 2011 gesunken. Damals waren es 92 Prozent, heute liegen wir etwas darunter.

Woran liegt das?

Lee: Ich nehme an, an den Kosten. Und sicherlich haben auch die politischen Skandale in unserem Land ihren Teil dazu beigetragen. Zuletzt war aber wieder eine leichte Steigerung zu erkennen.

Glauben Sie, dass die politischen Probleme ein allgemeines Problem für die Spiele werden könnten?

Lee: Nein. Der neue Präsident Moon Jae-in ist ein großer Befürworter der Spiele. Das hat er schon bei seiner Kandidatur immer wieder klargestellt und seit seinem Amtsantritt unter Beweis gestellt.

Für Südkorea ist es nach den Sommerspielen 1988 und der Fußball-WM 2002 das dritte große Sportereignis. Welche Erfahrungen nehmen Sie aus den ersten beiden Events mit?

Lee: Zählt man die Leichtathletik-WM (Daegu 2011) dazu, sind wir erst das fünfte Land, dass die vier großen Weltereignisse des Sports ausrichtet. Wir sind also sehr erfahren, aber wir lernen jeden Tag dazu. Deshalb haben wir in den vergangenen beiden Jahren 26 Test-Veranstaltungen in allen Sportarten ausgetragen.

Werden die Sportstätten rechtzeitig fertig?

Lee: Sie sind es schon fast. Zu 97 Prozent. Selbst das IOC war beim letzten Besuch im März sehr überrascht, wie weit wir sind. Bei ihrem vorherigen Besuch im September hatte es noch einige Baustellen gegeben. Aber die Bau-Technologie in Südkorea ist eine der besten der Welt.

Sie haben in den Verhandlungen mit der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL die Bereitschaft zu großen Zugeständnissen erklärt. Was genau fordert die NHL, um ihre Stars doch noch zu Olympia zu schicken?

Lee: Vieles. (lacht)

Haben Sie keine Bedenken, dass sich die anderen Sportarten benachteiligt fühlen, wenn Sie diese erfüllen? Oder selbst mit weiteren Forderungen auf Sie zukommen?

Lee: Theoretisch könnte das natürlich sein. Aber ich glaube nicht daran. Eishockey ist sehr, sehr wichtig für uns. Und jeder weiß, wie wichtig es für Olympische Spiele im Allgemeinen ist.

Fürchten Sie, dass die anhaltenden Spannungen mit Nordkorea die Vorbereitungen oder die Spiele selbst beeinträchtigen könnten?

Lee: Nein. In sportlicher Hinsicht haben wir kein Problem. Im April kam das Frauen-Eishockey-Team zu einem Testspiel nach Südkorea, und es war eine ausgesprochen gelungene Veranstaltung. Allerdings ist Stand heute noch kein nordkoreanischer Sportler und auch noch keine nordkoreanische Sportlerin qualifiziert. Und realistische Chancen haben im Moment auch nur die Eiskunstläufer. Sollten sie sich aber qualifizieren, sind sie bei uns herzlichst willkommen.

1988 und 2002 hat Nordkorea die Chance, dass die Welt auf Südkorea schaut, zu Anschlägen genutzt. 1987 gab es einen Bombenanschlag auf eine südkoreanische Verkehrsmaschine, während des Turniers 2002 ein Feuergefecht der Marine. Fürchten Sie ähnliche Zwischenfälle?

Lee: Nein. Wir vertrauen darauf, dass wir sichere Olympische Spiele haben werden.

Südkorea gilt bisher nicht gerade als Wintersport-Nation. Welche Erwartungen haben Sie an das Team?

Lee: Bisher waren nur Shorttrack und Eiskunstlauf in Südkorea populär. Aber unser Ziel ist es, eine echte Macht im Wintersport zu werden. Wir hoffen, dass wir schon 2018 nicht nur in unseren beiden Spezial-Disziplinen Medaillen gewinnen können.

ZUR PERSON: Lee Hee-Beom (68) ist seit etwa einem Jahr Chef des Organisationskomitees für die Winterspiele 2018 im Pyeongchang. Er war zuvor Handels- und Industrieminister des Landes und hat als Topmanager für südkoreanische Unternehmen gearbeitet.