Olympia der kurzen Wege Vorfreude auf Winterspiele 2018 nicht ungetrübt

Pyeongchang (dpa) - Eisig pfeift der Wind durch Pyeongchang, ein Grad unter Null. Gute Rodel- und Skibedingungen. Am technisch aufwendigen Eiskanal im Alpensia-Sliding-Zentrum für die Olympischen Winterspiele 2018 wird letzte Hand angelegt.

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Ein Jahr vor Beginn der Spiele am 9. Februar kommenden Jahres im abgelegenen Wintersportgebiet im Osten Südkoreas ist die Strecke für das internationale Rodel-Training geöffnet, doch von Trubel keine Spur. „Es ist die erste Bobbahn mit LED-Beleuchtung“, sagt der zuständige Sportstätten-Manager Hong Yun Ju stolz. Noch sei aber nicht klar, wer die 93 Millionen Euro teure Bahn nach dem Ende der prestigeträchtigen Spiele betreiben wird. „Sie sollte als Trainingszentrum dienen“, hofft Hong.

Die Hightech-Bahn liegt im Gebirgs-Cluster, in dem auch die alpinen Ski- und Snowboard-Wettbewerbe stattfinden werden. Vom Eiskanal aus kann man sich den herrlichen Blick auf den Rainbow Hill gönnen, auf dem die olympischen Slalom-Rennen stattfinden sollen. In unmittelbarer Nachbarschaft bilden die Olympia-Schanzen mit dem markanten Alpensia Tower sowie die Tribünen für Biathlon und Langlauf sowie das Olympia-Stadion für die Eröffnungs- und Schlusszeremonie ein beeindruckendes Ensemble. Kaum 40 Minuten entfernt breitet sich das Küsten-Cluster von Gangneung aus. Dort finden alle Eissport-Wettkämpfe statt.

Die Organisatoren strahlen Zufriedenheit aus. Die Bauarbeiten an den zwölf Wettkampfstätten inclusive sechs Neubauten seien zu 99 Prozent fertig, sagt der Chef des Organisationskomitees (POCOG), Lee Hee Beom. Vor allem an Zufahrtsstraßen und Gehwegen wird derzeit gewerkelt. Nach den Weltcups im Langlauf und in der Nordischen Kombination soll die bevorstehende Eisschnelllauf-WM genutzt werden, Interesse an den Spiele zu wecken.

Mit seinen klimatischen Bedingungen liefert Pyeongchang ein Kontrastprogramm zu den Spielen 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer. Aber vor allem sieht das Konzept die bisher kompaktesten Olympischen Spiele vor. Herzstück ist Alpensia mit seinem im Bau befindlichen Presse- und Übertragungszentrum. Von hier aus sollen die meisten Wettkampfstätten in gut 30 Minuten erreichbar sein, versprechen die Organisatoren. Allein zum abgelegenen Jongseon-Alpinzentrum der Abfahrer dauert die Fahrtzeit viel länger.

Die Kosten für die Neubauten liegen bei umgerechnet 611 Millionen Euro, das Gesamtbudget bei etwa 11,2 Milliarden Euro. Zwar ist das nur ein Fünftel der Rekordausgaben von 51 Milliarden Euro für Sotschi, die Spiele stellen trotz der Wirtschaftsstärke eine große Herausforderung für das Land dar. So entsteht noch die Trasse für einen Hochgeschwindigkeitszug, mit dem das Wintersportgebiet von Seoul aus in gut einer Stunde erreichbar sein soll.

OK-Chef Lee gibt sich zuversichtlich, dass auch das Konzept der Nachnutzung greift. „Zehn von zwölf Sportstätten haben bereits neue Besitzer gefunden.“ Es wird keine „weißen Elefanten“ geben, sagt der frühere Handelsminister in Anspielung auf Großbauten, die nach der Nutzung für ein Großereignis verfallen.

Die Sportstätten seien gelobt worden, „das ist sehr wichtig für uns“, sagt Lee. Entsprechend groß sind die Ambitionen: Wichtig für die Olympia-Macher ist es, trotz der Spannungen in der Region einschließlich des Konflikts mit Nordkorea möglichst viele Gäste aus dem Ausland, aber besonders asiatischen Ländern nach Südkorea locken zu können. Hatten die Olympischen Spiele 1988 in Seoul das Land in der Welt noch bekannter gemacht, so soll Pyeongchang zu einem Wintersport-Mekka werden. „Ziel ist, eine Basis für den Wintersport zu schaffen“, bekräftigt Lee.

Es war ein oft steiniger Weg vom Zuschlag im Juli 2011 für die ersten Winterspiele in Südkorea bis zum gegenwärtigen Status. Noch vor etwa zwei Jahren plagten die Macher größere Finanzprobleme. Wegen eines Streits um den Neubau des zuvor nicht geplanten Olympia-Stadions drohte die Provinz Gangwon, ihr Austragungsrecht zurückzugeben. Der Staat lenkte ein und übernahm einen größeren Anteil der Kosten.

Ein Korruptionsskandal um eine enge Vertraute von Staatspräsidentin Park Geun Hye, gegen die derzeit ein Amtsenthebungsverfahren läuft, hängt derzeit jedoch wie eine dunkle Wolke über den Vorbereitungen. Lee räumt ein, dass auch Pyeongchang bei bestimmten Bauprojekten das Ziel von Korruption gewesen seien. Doch habe das OK die Verträge gründlich überprüft: „Sie können sicher sein, dass es keine dubiosen Abschlüsse gibt.“

Noch auf einer anderen Ebene spielt der Skandal in die Vorbereitung herein. Lee deutete an, dass einige Unternehmen deswegen vor Sponsoring-Zusagen zurückgeschreckt seien. Bis Ende 2016 wurde das Ziel, 940 Milliarden Won (etwa 769 Millionen Euro) von Sponsoren einzusammeln, laut OK jedoch zu fast 90 Prozent erfüllt.

Ein grundsätzliches Problem ist es, in Südkorea die Begeisterung für den Wintersport zu entfachen. Zur offiziellen Feier „1 Jahr vor Eröffnung“ hat das OK 60 Veranstaltungen geplant, um das Interesse zu wecken. Dann beginnt auch der Verkauf der Tickets, von denen 30 Prozent ins Ausland gehen sollen. „Wir müssen mehr dafür machen“, sagt Lee. Und es klingt, als müsse er sich noch selbst anspornen.