IOC-Chef erhält Signs Award Bach: Keine politische Vereinnahmung der WM durch Putin
München (dpa) - IOC-Boss Thomas Bach erwartet keine politische Vereinnahmung der Fußball-WM in Russland durch Staatspräsident Wladimir Putin.
„Bei diesem Turnier stehen die Mannschaften im Vordergrund, und das wird sich auch so durchsetzen. Die Menschen an den Fernsehschirmen schauen sich die Weltmeisterschaft nicht an wegen der Leute, die auf der Tribüne sitzen, sondern wegen denjenigen, die auf dem Feld Fußball spielen“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Verleihung des sogenannten Signs Award in München.
Der 64-Jährige wurde in der Kategorie „Vision in der Kommunikation“ ausgezeichnet. Bach wurde insbesondere für seinen Einsatz für einen gemeinsamen Auftritt von Süd- und Nordkorea bei den Olympischen Winterspielen in diesem Jahr geehrt. Der IOC-Boss sei ein „wahrer Brückenbauer“, würdigte ihn der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, in einer Video-Botschaft. „Geduldig und leidenschaftlich“ habe er sich für Frieden und Versöhnung eingesetzt. Der Signs Award ehrt nach eigenen Angaben herausragende Zeichensetzer aus Wirtschaft, Politik und Kultur.
Bach äußerte sich zudem zu der Forderung der deutschen Olympia-
Athleten, die ein Viertel der Vermarktungserlöse des IOC beanspruchen. „Wir haben sie ja hier zum Gespräch eingeladen, und wir werden dieses Gespräch führen. Es wird dabei deutlich werden, dass es überhaupt keinen Zielkonflikt gibt mit den Absichten der Athleten“, sagte Bach. „Denn natürlich sind die Zuschüsse, die das IOC an die internationalen Verbände und an die Nationalen Olympischen Komitees gibt, und die sehr erheblich sind, dafür da, dass sie dann den Athleten zugutekommen. Daher besteht überhaupt kein Zielkonflikt.“
In einem vor rund zwei Wochen veröffentlichten offenen Brief an den IOC-Präsidenten setzte sich die deutsche Athletenkommission für die Ausschüttung von 25 Prozent des Gesamtgewinns aus den Vermarktungs- und Übertragungserlösen des IOC ein. Das wären bei einem Gesamterlös von umgerechnet rund 4,8 Milliarden Euro für den olympischen Zyklus von 2013 bis 2016 etwa 1,2 Milliarden Euro.
Hintergrund ist ein Streit um die Regel 40 der olympischen Charta, mit der sich das Bundeskartellamt seit 2017 beschäftigt. Innerhalb des Verfahrens waren die Athleten zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Die Regel verbietet den Athleten im zeitlichen Umfeld der Olympischen Spiele umfangreiche Werbemaßnahmen. Nach Ansicht der Sportler ist dieser Zeitraum aus wirtschaftlichen Gründen für die olympischen Athleten aber besonders wichtig, hieß es in dem Brief.
Olympische Spiele in München sind für den gebürtigen Würzburger noch immer ein Wunsch. „Wir haben jetzt erst mal das Bewerbungsverfahren für 2026 am laufen, und dort sind die Deadlines abgeschlossen, insoweit stellt sich diese Frage im Augenblick nicht“, sagte Bach. „Ich glaube, es weiß jeder, nicht nur in München, sondern in Deutschland aus meinem Einsatz für die Bewerbung 2018, dass ich mir das sehr sehr gut vorstellen könnte und dass es auch mein Wunsch wäre, in Deutschland wieder einmal Olympische Spiele zu erleben, auch wenn das jetzt ein eher langfristiger Wunsch ist.“