„War ein brutales Ding“ Shinta Appelkamp feiert furiose Fortuna-Aufholjagd und sein Traumtor

Düsseldorf · Mit der Einwechslung des Mittelfeldspielers wurde die Fortuna immer besser. Den Treffer zum 3:3-Endstand beim Remis gegen Nürnberg erzielte der 25-Jährige sogar selbst.

Shinta Appelkamp war beim 3:3-Unentschieden gegen Nürnberg der große Matchwinner.

Foto: Moritz Mueller

Dem Wahnsinn hatte Shinta Appelkamp quasi im Alleingang die Krone aufgesetzt. Erst eroberte der Mittelfeldspieler von Zweitligist den Ball kurz vor dem gegnerischen Strafraum energisch zurück, dann nahm er Maß und versenkte die Kugel aus der Distanz traumhaft – zum 3:3-Endstand im Topspiel gegen den 1. FC Nürnberg. Schon auf dem Rasen machte er danach aber keine großen Freudensprünge, und auch nach dem Abpfiff blieb er recht kühl, was seinen persönlichen Glücksmoment betraf. Auf die Frage, ob es eigentlich etwas Schöneres gibt, als nach einer Einwechslung und einem 0:3-Rückstand für den Ausgleich zu sorgen, antwortete Appelkamp: „Ja! Wenn wir noch das 4:3 durch Myron van Brederode gemacht hätten.“

Das vierte Fortuna-Tor fiel jedoch nicht mehr, obwohl die Gastgeber bis zur letzten Sekunde mächtig drückten und von ihrer Aufholjagd beflügelt waren. Doch kurz zuvor hatte die Welt der Rot-Weißen noch ganz anders ausgesehen. Die Rheinländer lagen im Duell mit den Franken zur Pause nach einer desaströsen Leistung sowie einer erschreckenden Konteranfälligkeit völlig verdient mit 0:2 hinten und fingen sich kurz nach der Halbzeit durch individuellen Fehler von Jamil Siebert auch noch das 0:3. Zu diesem Zeitpunkt machte eigentlich kaum etwas Hoffnung darauf, dass sich die Hausherren in dieser Partie noch einmal zurückmelden würden.

Angesichts dieser eigentlich schon aussichtslosen Lage hatte Fortuna in der Folge aber nichts mehr zu verlieren und ging ins Risiko, als Cheftrainer Daniel Thioune seinen Innenverteidiger Andre Hoffmann auswechselte und für den Kapitän den Offensivspieler Appelkamp brachte. Das Düsseldorfer Eigengewächs hatte in den zweiten 45 Minuten einen klaren Auftrag: „Ich wollte einfach nur in meine Aktionen finden, Bälle im Zwischenraum bekommen, vorne Pässe spielen, über die Außen flanken und durch Standards gefährlich werden. Das war das Ziel“, sagte Appelkamp, der dieses Vorhaben eindrucksvoll erfüllte. Mit dem Deutsch-Japaner kam mehr Kreativität ins müde Fortuna-Spiel, vor allem die Ecken und Freistöße brachten Nürnberg ins Schwitzen.

Standardsituationen sorgten
für den Anschluss

Die ersten beiden Treffer der Thioune-Truppe resultierten aus Standards von Appelkamp, die im weiteren Verlauf dank des richtig postierten und ebenfalls eingewechselten Danny Schmidt den Weg in den gegnerischen Kasten fanden. „Das 1:3 kam zu einem guten Zeitpunkt, das 2:3 auch. Dann war das Stadion da, und dann war alles top“, erklärte Appelkamp. Er selbst sorgte mit seinem wunderschönen Ausgleichstreffer höchstpersönlich dafür, dass Fortuna nach einem katastrophalen Spielverlauf die Wogen doch noch glättete.

Während die Arena bebte, jubelte Appelkamp nach seinem erfolgreichen Abschluss aber nur kurz, drehte schnell ab und bewegte sich zum Mittelkreis zurück. „Es war ein brutales Ding“, sagte er zwar mit einem Lächeln auf den Lippen über sein Tor, ergänzte aber: „Ich wollte das schnelle 4:3 und nicht zu viel feiern, weil uns nur Siege helfen. Wir waren im Flow, hatten die Nürnberger, das Stadion war da. Deshalb dachte ich mir: Wir müssen schnell wieder zurück.“ Dieser Gedanke half jedoch nicht mehr, um die Partie endgültig zu drehen.

Dabei hätte Fortuna mit dem Blick auf die vorigen Resultate der Konkurrenz – Magdeburg spielte nur 1:1 bei Hertha BSC und Paderborn trennte sich im direkten Duell ebenfalls 1:1 von Elversberg – einen Sieg gut gebrauchen können, um seit dem zwölften Spieltag mal wieder auf dem Relegationsplatz zu stehen. „Fakt ist, dass uns drei Punkte momentan am meisten helfen. Es tut schon weh, weil wir nah dran waren und es verdient gehabt hätten“, sagte Appelkamp. „Den Punkt müssen wir aber mitnehmen. Wir spielen noch gegen Magdeburg, jetzt müssen wir allerdings erst einmal unbedingt gegen Braunschweig gewinnen.“

Dazu will Appelkamp erneut beitragen, diesmal am liebsten wieder von Beginn an. Mit solch einer Leistung wie am Samstagabend, durch die er seiner eigentlich schon völlig abgemeldeten Mannschaft wieder neues Leben eingehaucht hatte, sammelte der 24-Jährige viele Argumente für sich, um in Braunschweig starten zu dürfen. Gegen Nürnberg anfangs zuschauen zu müssen, hatte Appelkamp schließlich gar nicht erfreut. „Vor allem bei so einem Spiel, in dem es um relativ viel geht, hat niemand Lust, auf der Bank zu sitzen“, betonte er, dürfte sich für die Partie in Niedersachsen nun aber für mehr Einsatzzeit qualifiziert haben.

(pn/td td)