Trotz 16 Punkten Vorsprung 80:82 gegen Israel: EM-Pleite für deutsche Basketballer
Tel Aviv (dpa) - Nach einem Einbruch im Schlussviertel haben Dennis Schröder & Co. im Hexenkessel von Tel Aviv einen riesigen Schritt in Richtung EM-Achtelfinale verpasst. Trotz 16 Punkten Vorsprung unterlagen die deutschen Basketballer dem Vorrunden-Gastgeber Israel noch mit 80:82 (43:43).
Mit einem Sieg wäre dem Team von Bundestrainer Chris Fleming der Einzug in die Endrunde nach Istanbul kaum zu nehmen gewesen. Bester Werfer war erneut Jungstar Dennis Schröder mit 20 Punkten. „Im Hexenkessel zu verlieren, ist total schade, aber keine Schande. Es tut mir weh, es tut den Spielern auch weh - aber am Ende des Tages haben wir noch zwei Spiele vor uns“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Kapitän Robin Benzing meinte: „Wir haben uns eine Führung erarbeitet, die wir ins Ziel bringen müssen. Dann haben wir das Spiel selbst weggegeben.“
Kurz vor Ende bekam Schröder, der sich bei einem harten Einsteigen des Gegners leicht an der linken Hand verletzte, beim Stand von 80:81 bei einem Korbleger keinen Foulpfiff der Unparteiischen. „Das sind die Schiris, sie machen die Entscheidungen - und da können wir nicht sagen, dass sie schuld sind. Da muss man tough weiterspielen.“ Zu seiner Blessur meinte er: „Ich hoffe, dass es in den nächsten zwei Tagen besser wird.“
Bei einer Bilanz von zwei Siegen und einer Niederlage liegt die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds gleichauf mit Italien, das am Dienstag (17.30 Uhr) der nächste Gegner ist. Auch der abschließende Vorrundengegner Litauen hat derzeit zwei Erfolge auf dem Konto.
„Wir haben vor niemandem Angst“, betonte Schröder bereits nach dem 67:57 gegen Georgien am Samstagabend. Zu den möglichen Zielen sagte der 23 Jahre alte Aufbauspieler von den Atlanta Hawks: „Wir wollen das kontrollieren, was wir kontrollieren können - und dann gucken wir, wie weit uns das führt.“
Wie auch bei den beiden Siegen gegen Ukraine und Georgien erwischte das deutsche Team einen schwachen Start, lag schnell mit 0:6 hinten. Doch nach der Anfangsnervosität vor der vom Hallensprecher lautstark angepeitschten Kulisse kam die Fleming-Auswahl zurück ins Spiel. Schröder orchestrierte vor den Augen seines NBA-Coaches Mike Budenholzer den Angriff, legte mehrfach einfache Körbe für Center Johannes Voigtmann auf.
Doch Israel mit seinem NBA-Star Omri Casspi blieb konzentriert und leistete sich kaum Fehler. Schröder hielt Deutschland im Spiel, punktete zweimal per Korbleger und anschließendem Freiwurf. Kurz vor Ende des ersten Viertels pfiffen die Schiedsrichter ein unsportliches Foul gegen ihn, ungläubig rannte er quer über das Parkett.
Guy Pnini sorgte wenig später für das 33:23 Israels, den höchsten deutschen Rückstand im Turnierverlauf. Nach Schröders zweitem Foul nahm Fleming seinen Anführer vorsichtshalber vom Feld, die zweite Reihe überzeugte wie schon gegen Georgien. Nach einem offensiv durchwachsenen Turnier konnte sich NBA-Neuling Daniel Theis in Szene setzen, Ismet Akpinar brachte wichtige Entlastung - der erst 19 Jahre alte Isaiah Hartenstein sorgte per Dreier zum 39:38 für die erste Führung.
Nach der Pause begann das deutsche Team voller Energie - und Israel verschlief wie bei den Klatschen gegen Italien und Litauen den Start. Theis und Schröder dominierten die ersten Ballbesitze, der Favorit zog auf 75:59 davon. Doch im Schlussviertel begann auf einmal das große Zittern. Angetrieben vom Publikum kam Israel immer mehr auf, bei Deutschland ging kaum noch etwas. Pnini brachte das Heimteam 28 Sekunden vor Ende auf 81:80 nach vorne. Schröder und Theis vergaben die letzten Chancen und verpassten zum ersten Mal in ihrer EM-Geschichte den dritten Sieg im dritten Spiel.