Angefressen und frustiert Ex-NBA-Star Stoudemire auf Europa-Tour
Jerusalem (dpa) - In seiner „spirituellen Heimat“ wollte Amar'e Stoudemire noch einmal angreifen, doch inzwischen hat sich Frust breit gemacht. Der Sprung von der nordamerikanischen Profiliga hinein in den europäischen Basketball ist dem früheren NBA-Star noch nicht richtig gelungen.
„Ich kriege den Ball überhaupt nicht hier. Das ist sehr frustrierend. Gerne wäre ich viel mehr in die Offensive eingebunden“, sagte der prominenteste Neuzugang von Hapoel Jerusalem nach der überdeutlichen 77:103-Niederlage bei Ratiopharm Ulm im Eurocup.
Frustriert und uninspiriert wirkte der frühere Mitspieler von Dirk Nowitzki, darüber konnten auch seine zehn Punkte und vier Rebounds nicht hinwegtäuschen. „Ich spreche mit dem Trainer darüber, aber ich bekomme viel zu wenige Würfe“, sagte der angefressene Basketballer nach der Partie. Wie ein ehemaliger NBA-Star präsentierte sich Stoudemire auf dem Parkett nicht - viel mehr haderte er mit Mitspielern, Gegenspielern und Schiedsrichtern. „Das war eine böse Niederlage. Wir haben kein Herz gezeigt“, stellte er fest und nahm sich selbst nicht aus.
Dabei ging es bei dem Eurocup-Duell zwischen Ulm und Jerusalem einmal mehr vor allem nur um ihn. „Die sind alle bei Amar'e“, sagte der Ulmer Trainer Thorsten Leibenath mit einem Schmunzeln, als er nicht eine Frage bei der Pressekonferenz gestellt bekam. Umso mehr wollten die Journalisten von Stoudemire wissen, der nach 14 Jahren in der NBA inzwischen für Hapoel Jerusalem spielt. Fragen, Autogramme, Fotos - der langjährige US-Basketball-Profi genießt in Europa absoluten Star-Status und steht überall im Fokus, wo er mit seinem israelischen Club gastiert. Ganz gleich, ob er sportlich bislang überhaupt keine besondere Rolle spielt.
Stoudemire hatte im Sommer zunächst seine aktive Karriere beendet - um wenige Tage später zu verkünden, dass er in Jerusalem weitermache. Dass ihn der Weg in den Nahen Osten führte, war kein Zufall. Bereits in den vergangenen vier Jahren besuchte der 33-Jährige Israel immer wieder im Sommer: „Ich wollte unbedingt in einer Stadt spielen, mit der ich mich identifizieren kann und mit der ich mich verbunden fühle.“
Der sechsmalige NBA-All-Star glänzte in der besten Basketball-Liga der Welt einst mit Dynamik, Athletik und seinem zuverlässigen Sprungwurf. Mehrere schwere Knieverletzungen brachten Stoudemire allerdings bereits in jungen Jahren in Schwierigkeiten, sein Top-Niveau erreichte er zuletzt nicht mehr. Umso mehr ging es ihm bei seinem Wechsel nach Europa darum, sich noch einmal sportliche Ziele zu setzen: „Ich will diesen Verein zu einem Eliteclub machen“, erklärte er.
Für zwei Jahre hat Stoudemire in Jerusalem unterschrieben. Es ist ein Verein, bei dem er nicht nur Spieler, sondern auch Anteilseigner ist. „Es ist ein Experiment, aber auch eine Herzensangelegenheit“, sagt er. Sportlich hat er sich ein klares Ziel gesetzt: „Ich möchte als Meister zurück in die USA kommen.“