Hamburg Towers vor Debüt - „Kein zweites Bayern München“

Hamburg (dpa) - Pascal Roller steht mit leuchtenden Augen im noch grauen Betonherz der neuen Basketball-Halle der Hamburg Towers. Auch wenn die Arena bis zum Saisonstart der ProA am Wochenende nicht ganz fertig wird, ist der ehemalige Nationalspieler mit den Newcomern bereit.

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„So eine Stadt wie Hamburg hat es einfach verdient, auch Basketball zu haben“, sprudeln die Worte aus dem geschäftsführenden Gesellschafter des neuesten Profi-Teams der Hansestadt nur so heraus. „Wir haben alle großen Sportarten hier vertreten. Das Potenzial für ein Basketballteam ist da.“

Roller und sein Partner Marvin Willoughby wollen ihr Projekt behutsam entwickeln. Von Vergleichen mit dem FC Bayern München will Roller nichts wissen, er winkt ab. Der deutsche Meister hatte vor vier Jahren ebenfalls in der zweiten Bundesliga den Schritt in den Profi-Basketball gewagt. Gespickt mit Nationalspielern und dem damaligen Bundestrainer Dirk Bauermann. „Wir sind kein zweites Bayern München, wo in zwei Jahren der Aufstieg da sein muss und dann in vier Jahren die Meisterschaft“, sagt der 37 Jahre alte frühere Aufbauspieler. 2002 gewann er im DBB-Trikot an der Seite von Dirk Nowitzki bei der WM in den USA Bronze.

In Hamburg ist nun die erste Liga das Ziel, aber man wolle seine eigene Geschichte erzählen. Dauerhaft. Und so ist die Grundidee der Towers eher ein Gegenmodell zum finanzkräftigen deutschen Meister aus München. Der Verein ist auf der Basis einer sozial engagierten Jugendmannschaft um den ehemaligen Nationalspieler Willoughby entstanden. Der große Investor fehlt in Hamburg noch.

In den zweieinhalb Jahren, seit Roller sich dem Projekt verschrieben hat, wurde aber eine solide Struktur entwickelt, um den Schritt ins Profi-Geschäft wagen zu können. Man habe auch Gespräche mit dem Fußball-Bundesligisten HSV geführt, sich letztlich aber für einen eigenständigen Weg entschlossen.

Die Mannschaft soll vor allem lokale Talente aufbauen. Nur zwei Spieler im Kader haben keinen deutschen Pass. „Das ist definitiv wenig“, sagt Roller, doch die Förderung der heimischen Talente soll das große Plus sein.

Auch bei der Trainer-Wahl setzt man in Hamed Attarbashi auf norddeutsche Power. Der 38 Jahre alte Hamburger, für den es in der Basketball-Bundesliga seine erste Stelle als Head-Coach ist, konnte sich zuletzt beim Erstligisten Eisbären Bremerhaven vor allem im Jugendbereich einen guten Ruf erarbeiten. Attarbashi weiß, was ihn erwartet: „Das ist wohl die stärkste ProA aller Zeiten. Aber als Sportler nehme ich die Herausforderung an. Sportlich wollen wir gar nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Das definitiv. Und wir müssen unsere Infrastruktur weiterentwickeln. Das ist ganz wichtig.“

Am 27. September wird es ernst. Gegner sind dann die Giessen 46ers, die in der Vorbereitung schon besiegt werden konnten. Die Heimspiel-Premiere haben die Towers erst am fünften Spieltag gegen den siebenmaligen deutschen Meister Bayer Giants Leverkusen. Dann soll die Halle für knapp 3000 Zuschauer stehen.

Das Schmuckstück, extra für die Towers umgebaut, steht in einer modernen Wohn- und Parkanlage und soll als Basketball-Zentrum eine Sogwirkung erzeugen. Bis es so weit ist wird Roller noch eine Menge Arbeit verrichten müssen. Auf das bald verlegte Parkett wird das bekannteste Gesicht der Towers aber nicht mehr zurückkehren. „Nicht mal aus Spaß, das ist vorbei“, lacht Roller und verschwindet.