Jacobsen und Gavel: Die stillen Helden von Bamberg

Bamberg (dpa) - Abgekämpft und müde trottete Casey Jacobsen aus der Kabine. Für den Amerikaner und seine Bamberger Teamkollegen war das zweite Basketball-Finale bei den EWE Baskets Oldenburg diese Woche bereits das 70. Spiel in dieser Saison.

Selbst an einem Vollprofi wie Jacobsen geht das Mammutprogramm nicht spurlos vorbei. Doch der 32-Jährige wollte über die extreme Belastung nicht sprechen, stattdessen schaute der ehemalige NBA-Profi bereits wieder noch vorne. „Es ist noch nicht vorbei. Wir brauchen noch einen Sieg“, sagte Jacobsen. Dass die Bamberger diesen am Sonntag in eigener Halle einfahren, daran gibt es nach der furiosen Aufholjagd beim 63:61 aber nur noch wenig Zweifel.

Angetrieben von Jacobsen und Anton Gavel machten die Franken einen 19-Punkte-Rückstand wett. Die Art und Weise, wie die beiden Routiniers ihr Team in der entscheidenden Phase an die Hand nahmen, zeigte ihre große Klasse. Vor allem Jacobsen war zur Stelle, als das strauchelnde Team seinen Kapitän brauchte.

Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder spricht daher auch in höchsten Tönen über den US-Boy. „Mich hat ein bisschen irritiert, dass zuletzt alle über John Bryant gesprochen haben und Casey in der Öffentlichkeit etwas untergegangen ist“, sagte Heyder. „Dabei ist sein Wert für das Team, aber auch für die gesamte Liga unermesslich.“

Seit 2009 spielt der Small Forward nach einem Engagement 2007 nun schon zum zweiten Mal in Bamberg und hat maßgeblichen Anteil an der beeindruckenden Titelsammlung der Brose Baskets in den vergangenen Jahren. Am Sonntag können die Bamberger den vierten Meistertitel in Serie einfahren, das gelang bislang lediglich ALBA Berin, Bayer Leverkusen und dem USC Heidelberg. Für Jacobsen wäre es nach vier Meisterschaften und drei Pokalsiegen mit Bamberg sowie einer Meisterschaft mit ALBA bereits der neunte Titel in Deutschland.

Doch trotz aller Erfolge sprüht Jacobsen, in den NBA für Phoenix, New Orleans und Memphis aktiv, immer noch vor Ehrgeiz. „Das macht ihn so besonders. Er ist immer noch nicht satt, und das gibt er auch an die jungen Spieler weiter“, lobte Heyder seinen Vorzeigeprofi, der in Bamberg inzwischen tief verwurzelt ist. Als die Münchner Bayern vor zwei Jahren ihre Liebe für den Spitzenbasketball entdeckten, versuchte der damalige Trainer Dirk Bauermann den Amerikaner zu einem Wechsel zu bewegen. Doch Bauermann blitzte ab, Jacobsen blieb im Franken.

Dort bildet er mit Gavel ein unvergleichliches Duo, was Einsatz, Teamgeist und Führungsqualität angeht. „Natürlich können die beiden im Endeffekt den Unterschied machen“, sagte Heyder, der auch John Goldsberry noch in seine Lobeshymnen mit einbezieht. „Es ist fantastisch zu sehen, wie dieses Trio das Team auch in dieser für uns nicht immer einfachen Saison getragen hat“, sagte Heyder.

Jacobsen ist froh, dass er so erfahrene Teamkollegen an seiner Seite hat. „Wir vertrauen uns blind. Wenn ich Anton den Ball gebe, weiß ich, dass etwas Vernünftiges dabei herauskommt“, sagte der Familienvater. „Und umgekehrt ist es genauso.“