Mit „Coach K“ kam der Erfolg zurück: USA im WM-Finale
Barcelona (dpa) - 2006 wird Mike Krzyzewski wohl nie vergessen. Im Halbfinale der Basketball-WM in Japan musste sich der US-Coach mit den NBA-Stars überraschend Griechenland geschlagen geben und verpasste damit bei seinem ersten Turnier als Coach auf der amerikanischen Bank den angestrebten Titel.
Während seine Profis die Pleite schnell abgehakt hatten, nahm Krzyzewski die Niederlage zum Anlass, das komplette System rund um das Nationalteam umzukrempeln. Schließlich war vom Glamour der Dream-Team-Ära nicht mehr viel übrig, hatte sich der Niedergang bereits bei der WM im eigenen Land vier Jahre zuvor und bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen angedeutet.
Mit seiner bescheidenen Art hat der 67-Jährige den Erfolg zurückgebracht. Gold bei Olympia 2008 in Peking, Platz eins bei der WM 2010 in der Türkei, Olympiasieg 2012 in London - mehr geht nicht. Auch bei den aktuellen Weltmeisterschaften in Spanien erreichten die Amerikaner souverän das Endspiel - 96:68 hieß es im Halbfinale gegen Litauen. Im dritten Viertel fiel Krzyzewskis Team regelrecht über den EM-Zweiten her. Seit der Niederlage gegen Griechenland 2006 haben die USA kein wichtiges Spiel mehr verloren.
„Wir sind nicht die einzigen auf der Welt, die Basketball spielen können“, sagt Krzyzewski immer wieder. Eine Einschätzung, die in den USA viele Jahre niemand hören wollte. In kaum einer anderen Liga der Welt sind so viele Egozentriker vertreten wie in der NBA. Diese Eitelkeit gepaart mit Arroganz war es, die den Amerikanern zu Beginn des Jahrtausends international große Schwierigkeiten bereitete.
Erst „Coach K“ schaffte es, zusammen mit Team-Manager Jerry Colangelo die hochfliegenden US-Boys wieder zu erden. Und das, obwohl der dreifache Familienvater nie selbst in der NBA gecoacht hat. Dafür bringt er andere Fähigkeiten mit, die für den Job weitaus wichtiger sind. „Er ist ein fantastischer Motivator. Ich liebe es, mich mit ihm zu unterhalten“, lobte Lebron James den Trainer der Duke University.
Seit Krzyzewski das Zepter bei den Amerikanern schwingt, hat die US-Auswahl auch bei den Profis wieder einen besseren Ruf. Vor den Olympischen Spielen 2012 in London musste Krzyzewski sogar einige schmerzhafte Entscheidungen treffen, wollten doch mehr NBA-Stars das US-Trikot tragen als Plätze im Kader zur Verfügung standen.
Auch Krzyzewskis Erfolge ohne das Nationalteam sprechen für sich. Kein Basketball-Coach hat am College mehr Spiele gewonnen als der geborene Chicagoer. Keinem anderen Trainer ist es gelungen, die in den USA extrem populäre College-Meisterschaft, Olympia-Gold und den WM-Titel zu holen. „Mike ist so ehrgeizig. Das ist es, was ihn antreibt“, sagte Colangelo.
Hinzu kommen eine Mischung aus Demut und Dankbarkeit, die er auch seinen Spielern vermittelt. „Es ist eine große Ehre, sein Land auf dem höchsten Sport-Level vertreten zu dürfen“, sagte er. Und es ist eine Sache des Anstands, jeden Gegner zu respektieren.
Das vermittelt „Coach K“ auch seinem aktuellen Team bei der WM in Spanien. Für die Amerikaner fällt das Turnier in eine Übergangszeit, die großen Stars wie James oder Kevin Durant legen in diesem Sommer eine Pause ein. Erst bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro wollen sie alle wieder dabei sein.
Einen Selbstläufer zum WM-Titel könne daher niemand erwarten, warnte Krzyzewski. „Wir sind schlagbar, daran gibt es keine Zweifel.“ Doch mit dem Aus von Gastgeber Spanien sind die Amerikaner nun der große Favorit auf den Titel. „Wenn du gegen dieses Team USA spielst, darfst du nicht für eine Minute die Kontrolle verlieren“, sagte Litauens Trainer Jonas Kaslauskas nach dem Halbfinale. Auch das gilt dank der Lehren, die „Coach K“ aus dem 1. September 2006 gezogen hat.