Cavaliers: „LeBrons Leftovers“ im freien Fall
Cleveland (dpa) - Sie sind die Basketball-Luschen der Liga und der Spott der Nation. Die Pleitenserie der Cleveland Cavaliers von 26 Niederlagen nacheinander in der NBA lässt selbst den einstigen König der Kavaliere nicht kalt.
„Es tut mir besonders leid für die Fans“, sagt LeBron James.
Seitdem er im Sommer den Vorrunden-Primus der vergangenen beiden Jahre Richtung Miami Heat verließ, befinden sich die „Cavs“ im freien Fall - und niemand ist in Sicht, der den Fallschirm aufspannt. Durch die 94:103-Heimpleite gegen die Detroit Pistons hat der Sturzflug endgültig historische Ausmaße erreicht. Cleveland hat die nationalen Allzeit-Negativ-Rekorde im gesamten nordamerikanischen Profisport der Tampa Bay Buccaneers (Football/1976-77) und der Louisville Colonels (Baseball/1889) eingestellt.
Die einst so stolzen Cavaliers sind zu den „Cavalosers“ verkommen. Die Zeitung „Boston Globe“ schrieb von „LeBrons Leftovers“ (LeBrons Überbleibsel). „Manchmal läuft einfach alles gegen dich“, sagt Dirk Nowitzki. Der Star der Dallas Mavericks musste in seinen ersten beiden NBA-Jahren ähnliche Erfahrungen machen: „Bei einem solchen Negativlauf ist es fast so, dass du immer irgendwie einen Weg findest, das Spiel noch zu verlieren, anstatt es zu gewinnen.“
Von seinen 53 Partien hat Cleveland nur acht gewonnen - und bereits mehr Niederlagen (45) kassiert als in den beiden vorherigen Spielzeiten zusammen (37). Dabei hatte ein wütender Team-Besitzer Dan Gilbert nach dem James-Wechsel noch getönt: „Ich persönlich garantiere, dass die Cleveland Cavaliers eher einen NBA-Titel gewinnen als dieser selbsternannte King - darauf können Sie wetten.“
Mittlerweile muss Gilbert kleinlaut einsehen, dass seine Cavs längst wieder in der Prä-James-Ära angekommen sind. In der Saison 2002/03 war Cleveland mit einer Bilanz von 17:65 zusammen mit den Denver Nuggets Schlusslicht. Dann bekamen die Cavaliers ihren „King James“, der das Team 2007 in die NBA-Finals gegen die San Antonio Spurs und in den beiden Vorjahren an die Spitze der Liga führte. Nachdem im Mai im Playoff-Viertelfinale gegen die Boston Celtics erneut der Titeltraum früh platzte, verließ James sein Königreich - das ohne ihn innerhalb weniger Monate komplett zerfiel.
„Vor einem Jahr haben wir über die Meisterschaft geredet. Jetzt sprechen wir davon, endlich mal ein Spiel zu gewinnen“, sagt Daniel Gibson. Trainer Byron Scott appeliert an die Ehre: „Wir sind alle Profis und irgendwann musst du etwas Stolz zeigen. Jeder sollte tief in den Spiegel schauen und sich selbst hinterfragen.“ Nach der 96:99-Niederlage zu Wochenbeginn in Dallas war er noch zuversichtlich, bald wieder ein Spiel zu gewinnen. Die Heimpleite zwei Tage später gegen Detroit, die Clevelands größte Tageszeitung „The Plain Dealer“ als „leblosen Auftritt“ bezeichnete, war dann ein erneuter Rückschlag.
Scott hofft, die Pleiten-Serie in den kommenden sieben Heimspielen zu beenden. Große Chancen dazu hat er am Sonntag, wenn die auswärts noch sieglosen Washington Wizards in Cleveland antreten. Die Arena wird dann wieder halbleer bleiben - ebenso wie Sportbars und Restaurants in Downtown. Die finanziellen Einbußen der lokalen Wirtschaft werden in dieser Saison auf mindestens 100 Millionen Dollar geschätzt. Und ein neuer LeBron James ist nicht in Sicht.