Kurzes Aufatmen für Clippers - Sterling bricht Schweigen

Los Angeles (dpa) - Für einen kurzen Augenblick war alle emotionale Last des Rassismusskandals bei den Los Angeles Clippers vergessen.

Als der Last-Minute-Viertelfinaleinzug in den NBA-Playoffs feststand, fuchtelte Doc Rivers wild mit den Fäusten umher und feuerte das beinah geschockte Publikum im Staples Center zu ekstatischem Jubel an. „Ich wollte einfach für eine Sekunde aufatmen“, erklärte der Coach nach dem 126:121 über die Golden State Warriors im entscheidenden siebten Spiel.

Die rote Krawatte hatte er da bei der Pressekonferenz schon nur noch leidlich um den Hals gebunden. „Das war eine harte Woche, war es überhaupt eine Woche? Es fühlt sich wie zwei Monate an. Ich musste einfach mal wieder lachen und auf etwas stolz sein.“

Bei jeder Gelegenheit waren die Clippers während der Erstrundenserie mit der Kontroverse um die diskriminierenden Aussagen ihres inzwischen lebenslang gesperrten Besitzers Donald Sterling konfrontiert. Und auch vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel hatte der von der NBA geächtete Immobilienmilliardär für neuen Wirbel gesorgt und einem Magazinbericht zufolge erstmals in der Affäre sein Schweigen gebrochen. „Ich wünschte, ich hätte sie ausgezahlt“, wird Sterling mit Bezug auf seine Freundin V. Stiviano von der Zeitschrift „Du Jour“ zitiert.

Im Gespräch mit ihr hatte er die diskriminierenden Äußerungen getätigt, die landesweit für Entrüstung sorgten. Nach Sterlings Ausschluss von allen Liga-Aktivitäten und einer Geldstrafe in Höhe von 2,5 Millionen Dollar will die NBA durch eine Abstimmung unter den Besitzern der anderen 29 NBA-Teams einen Verkauf der Clippers herbeiführen. Als nächster Schritt soll zügig ein Interims-Geschäftsführer eingesetzt werden. „Der beste Weg, Stabilität des Teams während der schwierigen Situation zu sichern, ist schnell zu handeln“, teilte Ligasprecher Mike Bass mit.

Der Verein wird derzeit von Clippers-Präsident Andy Roeser überwacht. Dieser ist allerdings in die Kritik geraten, nachdem er Sterling verteidigt und die Echtheit der entlarvenden Aufnahme angezweifelt hatte.

Wer dieses Ton-Dokument an die Medien gab, ist bislang unbekannt. Stivianos Anwalt hatte zuletzt erklärt, seine Mandantin habe die Aufzeichnungen aus Sicherheitsgründen bei einem Freund hinterlegt. Wie „Du Jour“, ein Lifestylemagazin für Reiche, berichtete, habe Sterling Reue ausgedrückt. Weitere Zitate des 80-Jährigen wurden allerdings zunächst nicht veröffentlicht.

Unterdessen erklärte Stiviano, dass sich Sterling entschuldigen solle. „Ich denke, dass er hochgradig traumatisiert und verletzt ist von den Dingen, die er gesagt hat“, sagte sie in einem Interview des Fernsehsenders ABC. „Ich denke, er kann die Dinge, die er sagt, manchmal selbst nicht glauben oder verstehen.“

Auf die Frage, ob sich Sterling öffentlich entschuldigen werde, antwortete Stiviano: „Das weiß nur Gott.“ Sie bestritt eine romantische Beziehung zu dem ein halbes Jahrhundert älteren Mann und bezeichnete ihn als „Vaterfigur“. Sterling habe durch seine Taten gezeigt, dass er kein Rassist sei. „Ich denke, er wurde aufgezogen, an die Teilung zwischen Weißen und Schwarzen zu glauben“, sagte Stiviano.