NBA-Finale: Superstar James gegen Kalifornischen Krieger
Oakland (dpa) — LeBron James ist nur noch vier Siege von seiner großen Sehnsucht entfernt. Zwei NBA-Titel hat der beste Basketballer seiner Generation bereits gewonnen - doch „das Wichtigste“ für den Superstar ist, die Trophäe mit den Cleveland Cavaliers erstmals in seinen Heimatstaat Ohio zu bringen.
Von Donnerstag an geht es in der Finalserie gegen die Golden State Warriors, zuvor schoss James schon mal den ersten verbalen Pfeil in Richtung der Kalifornischen Krieger. „Wenn ich alles zusammenpacke, Seele, Körper und mein Spiel, dann bin ich wahrscheinlich derzeit so gut wie nie zuvor“, so der 30-Jährige.
In Oakland haben sie diese Worte vernommen, aber nicht weiter kommentiert. Die Warriors wollen sich durch nichts ablenken lassen, sondern die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte (67 Siege) krönen und erstmals seit 40 Jahren wieder Meister werden - frühestens nach Spiel vier am 11. Juni in Cleveland, spätestens aber nach der siebten Partie am 19. Juni in der heimischen Oracle Arena. „Wir haben eine großartige Gelegenheit vor uns, wollen die Finals und alles was dazu gehört, genießen“, betonte Stephen Curry.
Er ist wie James in Akron/Ohio geboren. Das Duell der beiden steht für viele im Vordergrund. James wurde viermal zum besten Spieler der NBA-Vorrunde gewählt, Curry ist in dieser Saison wertvollster Akteur der Nordamerika-Liga geworden. Der schmächtige Spielmacher der Warriors ist in den bisherigen Playoff-Spielen der bessere Werfer gewesen, James agierte stärker in der Defensive und hat bessere Werte bei den Rebounds. Curry versammelt die stärkeren Mitspieler um sich.
Bei den Cavaliers hingegen fehlt Olympiasieger Kevin Love wegen einer Schulterverletzung, und Allstar Kyrie Irving konnte in der Halbfinal-Serie gegen die Atlanta Hawks aufgrund einer Kniereizung nur zwei der vier Spiele bestreiten. Deshalb hängt bei den Kavalieren viel vom King ab — LeBron James. „Kann LeBrons Ein-Mann-Show Currys Warriors besiegen? Es wird eng“, meinte „FoxSports“.
Auf jeden Fall verfügt der 30-jährige Superstar über reichlich Finalerfahrung, kennt das Gefühl, im Scheinwerferlicht zu stehen, entscheidende Würfe zu nehmen. James hat geschafft, was selbst Michael Jordan, Magic Johnson, Larry Bird oder Kobe Bryant nicht gelungen ist: Er steht zum fünften Mal nacheinander in den Endspielen. Seine bisherige Gesamtbilanz lautet 2:3 — unter anderem verlor er mit den Miami Heat 2011 gegen Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks.
Für beide Teams war der Weg ins Finale ein Sprint und für die Fans deshalb langweilig. Golden State verlor nur drei Partien, Cleveland sogar nur zwei. Bei den Warriors meldete sich Allstar Klay Thompson nach einer Gehirnerschütterung pünktlich zum ersten Heimspiel fit. Golden States Starting Five hat in dieser Saison 1017 Minuten zusammen auf dem Parkett gestanden. Clevelands erste Fünf hingegen kommt durch Verletzungen und Neu-Verpflichtungen während der Saison nur auf 100 Minuten. Dennoch glaubt der einstige Star Charles Barkley an die „Cavs“: „Die Warriors haben eine beeindruckende Saison gespielt, aber ich tippe trotzdem auf Cleveland in sechs Spielen. Jetzt ist einfach LeBrons Zeit.“
Interessant ist auch das Duell an der Seitenlinie zwischen Warriors-Trainer Steve Kerr und Cavaliers-Coach David Blatt. Beide arbeiten in ihrer NBA-Premieren-Saison, haben aber komplett unterschiedliche Wege zurückgelegt. Kerr hat 15 Jahre in der NBA gespielt, mit den Chicago Bulls und den San Antonio Spurs fünf Meisterschaften gewonnen. Er kennt die Liga als Spieler, Manager, TV-Experte und nun als Trainer. Blatt indes war bis vergangenen Sommer ausschließlich in Europa angestellt. Der Sieger wird Nachfolger von Pat Riley. Dem legendären Trainer war es 1982 mit den Los Angeles Lakers als bislang letztem Coach gelungen, gleich in seiner ersten Saison Meister zu werden.