Oldenburg ist spitze, fühlen sich aber missachtet
Oldenburg (dpa) - Das Bundesliga-Spitzenspiel findet am Wochenende einmal ohne Bayern München statt. In der Neuauflage des Vorjahresendspiels empfangen die EWE Baskets Oldenburg am Sonntag die Brose Baskets Bamberg und lechzen danach, endlich auch im Fokus des öffentlichen Interesses zu stehen.
Heimlich, still und leise haben sich die Norddeutschen erneut in der Spitzengruppe der Liga etabliert. „Wir wollen beweisen, dass wir wieder zurecht oben stehen“, sagte Oldenburgs Geschäftsführer Hermann Schüller vor dem Top-Duell.
Acht Siege und nur eine Niederlage stehen nach neun Spieltagen auf dem Konto der Niedersachsen. Nur der FC Bayern hat bei einem Spiel mehr eine bessere Bilanz (9-1). Und trotzdem nimmt in der Öffentlichkeit fast niemand Notiz vom Zweiten der Vorsaison. Die Münchner mit ihrem Star-Ensemble sind Thema Nummer eins. Mithalten kann nur noch Serienmeister Bamberg. „Letzte Woche habe ich gedacht, dass wir ein Phantomclub sind. Uns gibt es gar nicht“, sagte der verärgerte Schüller: „Da hieß es nur. Bamberg ist wieder Bayern-Verfolger.“
Eigentlich fühlen sich die Norddeutschen in der Außenseiter-Rolle wohl. Doch die Oldenburger wehren sich vehement dagegen, dass die öffentliche Wahrnehmung des Basketballs in Deutschland fast nur aus den Bayern oder Bamberg besteht. „Ich gönne ihnen das, ohne Zweifel“, erklärte Schüller. „Aber man darf nicht vergessen, welch akribische Basisarbeit wir hier machen. Wir müssen jeden Cent von der Straße aufheben, um uns zu finanzieren. Anderen Clubs, wie dem FC Bayern, fällt so etwas eben leichter.“
So buhlten die Oldenburger im vergangenen Sommer um die Dienste von Paul Zipser, einem der größten Talente im deutschen Basketball. Doch der 18-Jährige wechselte zum FC Bayern, obwohl die Konkurrenz dort deutlich größer ist. „Nur aus finanziellen Gründen“, meinte der Baskets-Geschäftsführer. Zipser kam für die Bayern bislang nur zu zwei kurzen Einsätzen in der Liga.
Auch international haben die Süddeutschen einen besonderen Status. Für die Euroleague bekam nicht Finalist Oldenburg, sondern München eine Wildcard, das im Playoff-Halbfinale an Bamberg gescheitert war. Die Baskets mussten in die schwere Qualifikation, schieden im Halbfinale aus und dürfen nur im unterklassigen Eurocup mitspielen.
Dass die Baskets trotzdem auf dem besten Wege sind, den Erfolg des Vorjahres zu wiederholen, liegt auch an Trainer Sebastian Machowski. Der frühere Nationalspieler führte die Oldenburger seit seinem Dienstbeginn im Sommer 2012 wieder auf die Erfolgsspur. In den nächsten Wochen soll der bis 2014 laufende Kontrakt verlängert werden. „Ich habe keine Sorge, dass ein Verein von Außen kommt und sagt: Den hätten wir auch gerne. Sebastian fühlt sich hier sehr wohl“, sagte Schüller.
Da spielt es auch keine Rolle, dass die Baskets am Mittwoch im Eurocup durch die Niederlage gegen Chalon wieder um den Einzug in die nächste Runde zittern müssen. „Bei uns lief der Ball wie eine heiße Kartoffel“, monierte Machowski, fügte aber an: „Ich bin zuversichtlich, dass es gegen Bamberg besser wird“. Schließlich haben die Oldenburger mit den Franken noch eine Rechnung offen. In der Finalserie der Vorsaison begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe, dennoch gewann Bamberg am Ende klar mit 3:0.