Pleiß' EM-Erfahrung mit Nowitzki „Gold wert“
Izmir (dpa) - Beim ersten Händeschütteln mit Dirk Nowitzki war Tibor Pleiß vor zwei Jahren noch „ziemlich nervös“, nun will der 21-Jährige neben dem NBA-Superstar Europas Basketballszene unsicher machen.
Erstmals wird die große Center-Hoffnung diesen Sommer an der Seite von Nowitzki auf dem Parkett stehen und bei der EM in Litauen wichtige Erfahrungen auf dem Weg sammeln, der Pleiß bald als nächsten Deutschen in die nordamerikanische Profiliga führen soll.
„Tibor ist am Anfang seiner Karriere, er hat noch große Entwicklungsschritte vor sich“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann vor dem Vorbereitungsturnier in der Türkei, das am Donnerstag mit der Partie gegen Serbien beginnt. „Da ist jeder Nationalmannschaftssommer für ihn Gold wert und ganz besonders wichtig.“
Nach dem Nationencup in Izmir, bei dem die NBA-Profis Nowitzki und Kaman noch fehlen werden, will der Coach die letzten vier Spieler aus seinem Kader für die Europameisterschaft in Litauen (31. August - 18. September) streichen. Sorgen um sein Ticket braucht sich Pleiß kaum zu machen. Doch während der 2,15 Meter Schlacks beim frühen WM-Aus vergangenes Jahr in der ersten Fünf stand, muss er sich bei der EM wohl mit der Rolle des Schattenmanns begnügen. „Chris Kaman ist ein NBA-Allstar, insofern wird er natürlich auf dieser Position die Mehrzahl der Minuten spielen“, sagte Bauermann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa, „Tibor muss ihn soweit möglich entlasten“.
Bevor die beiden Topstars kommende Woche im Vorfeld des Supercups in Bamberg zum Team stoßen werden, zeigt sich Pleiß als wissbegieriger Lehrling. Er könne von Kaman „sicherlich auch einiges lernen und mir ein paar Sachen abschauen“, sagte der Bamberger der Internetseite „crossover-online“, „auch vom Training mit ihm erhoffe ich mir viel.“
Als Hoffnungsträger gilt Pleiß nicht erst seit der vergangenen Saison, als er mit 9,4 Punkten, 6,8 Rebounds und dem Spitzenwert von 1,8 Blocks endgültig in die Top-Riege der Bundesliga-Center aufstieg. Besonders im athletischen Bereich hat das Toptalent einen Sprung nach vorne gemacht. „Er hat sich eine Härte im Spiel angeeignet, die notwendig ist“, lobt Bauermann seinen Center, der deutlich an Muskelmasse zugelegt hat und nun 121 Kilo wiegt. „Auch sein Entscheidungsverhalten ist besser geworden, er hat an Spielkultur gewonnen und seinen Wurf aus der Mitteldistanz stabilisiert.“
Obwohl die Oklahoma City Thunder aus der NBA die Transferrechte an Pleiß halten und auch der Weg zu europäischen Spitzenclubs offenstand, entschied sich der Rookie des Jahres 2010 für eine weitere Spielzeit bei Double-Gewinner Brose Baskets. „Das ist genau die richtige Entscheidung für seine Entwicklung“, meint Bauermann. „Ich glaube, dass wir ihn in zwei oder drei Jahren sicher in der NBA sehen werden.“
Dort wird Pleiß bereits akribisch beobachtet. Vor der Aussperrung im Arbeitskampf stand er in regelmäßigem E-Mail-Kontakt zu den Scouts aus Oklahoma, die ihn auch mehrfach in Europa besuchten. „Wir mögen Tibor. Er macht gute Fortschritte, wir können seine Entwicklung nicht beschleunigen. Wir sind darüber begeistert, wo er steht“, sagte kürzlich Thunder-Manager Sam Presti, der die EM ebenfalls als wichtige Entwicklungsstufe sieht. „Wir werden ihn diesen Sommer weiter beobachten.“