72:84-Niederlage Schröder & Co. verpassen EM-Sensation gegen Spanien
Istanbul (dpa) - Als Letzter kam Dennis Schröder aus der deutschen Kabine und konnte schon wieder ein wenig lächeln.
Nach der ersten herben Enttäuschung über die verpasste Viertelfinal-Sensation gegen Topfavorit Spanien überwog bei den deutschen Basketballer die Zufriedenheit über das beste EM-Resultat seit zehn Jahren. „Unser Team hat einen sehr guten Job gemacht, aber die Dreier der Spanier haben uns gekillt“, resümierte der NBA-Jungstar mit seinem goldenen Rucksack auf dem Rücken das 72:84 (33:34) gegen den favorisierten Titelverteidiger. „Wir können stolz sein auf uns als Team.“
Mit hängendem Kopf war der Anführer in Istanbul noch vom Feld geschlichen und hatte sich dabei den verdienten Applaus vom Publikum geholt. Trotz einer erneut glänzenden Vorstellung des 23-Jährigen verfehlte das Team des scheidenden Bundestrainers Chris Fleming sein erstes Halbfinale seit zwölf Jahren und musste die Medaillenträume beenden. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen, wir haben ein tolles Turnier gespielt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, denn wir haben gekämpft und Herz gezeigt“, sagte Kapitän Robin Benzing.
Schröder war mit 27 Punkten zwar erneut bester Werfer und legte acht Assists auf, konnte aber auch die neunte Niederlage in Serie gegen die Iberer nicht verhindern. Danach gab er ein erneutes Bekenntnis, das Team auch langfristig anzuführen. „Nach der Saison im Juni bin ich gegen Serbien auf jeden Fall wieder dabei, wenn ich fit bin.“ Zum Auftakt der WM-Qualifikation im November wird Schröder wie auch Daniel Theis und die weiteren NBA-Profis Maximilian Kleber und Paul Zipser aber auf jeden Fall fehlen, da die beste Liga der Welt ihren Spielbetrieb während der Länderspiele fortsetzt.
Deshalb ist auch die Zeit von Chris Fleming als Bundestrainer vorbei - der Coach konzentriert sich zukünftig auf seine Arbeit als Assistent beim NBA-Club Brooklyn Nets. „Diese Generation hat eine große Zukunft“, sagte Fleming.
Als designierter Nachfolger steht sein bisheriger Assistent Henrik Rödl parat, der Verband wollte die Personalie allerdings offiziell noch nicht bestätigen. „Ich bin der traurigste, aber gleichzeitig auch der stolzeste Präsident. Wenn ich sehe, dass wir hier mit so einer jungen Truppe gegen solche motivierten Spanier verloren haben, dann macht das zuversichtlich und stolz für die Zukunft“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss.
Beim frühen deutschen EM-Aus bei der Heim-Vorrunde 2015 in Berlin hatten die Spanier schon die Karriere von Nowitzki beendet - und erwiesen sich nun auch für die nächste Generation als Partycrasher. Nachdem Schröder & Co. nun Mitte des dritten Viertels noch vorne lagen, drehte NBA-Center Marc Gasol auf und dominierte mit 28 Zählern. Zuletzt stand die Auswahl des Deutschen Basketball Bunds 2005 mit Dirk Nowitzki unter den besten vier Teams Europas und holte Silber. Die Spanier dürfen auf den vierten EM-Titel seit 2009 hoffen.
Anders als noch beim Achtelfinalcoup gegen Frankreich und im vorigen Turnierverlauf erwischte das deutsche Team einen erstklassigen Start. Vorne trafen Schröder & Co. ihre ersten Würfe, präsentierten sich hochkonzentriert in der Defensive und lagen 11:2 in Führung. Nach dem schlafmützigen Beginn bewiesen die Iberer, warum sie den europäischen Basketball seit mehr als einer Dekade dominieren. Immer wieder ging der Ball zu den Gasols unter dem Korb, die ersten 14 Punkte der Spanier erzielten die beiden Brüder.
Mit einer erneut geschlossenen Teamleistung hielt die deutsche Mannschaft dagegen. Nach Schröder war Theis mit 15 Zählern zweitbester Werfer. Doch zu sorglos gingen Schröder & Co. mit ihrer immensen Chance um, leisteten sich mehrere unnötige Ballverluste.
Bei den Deutschen setzte erneut die zweite Garde Akzente, auch im dritten Abschnitt gingen sie nochmal in Führung. Doch diese wirkte wie der letzte Nadelstich, um die Widerstandskraft der Spanier zu wecken. Zum Ende des dritten Abschnitts erzielte Marc Gasol zwölf spanische Punkte in Serie - von dem 53:65-Rückstand erholte sich das deutsche Team nicht mehr. Die Spanier verwalteten den Sieg abgeklärt.