Sommertheater wirkt nach: ALBA heiß auf Bayern
Berlin (dpa) - Es kommt selten vor, dass der Transfer eines Basketballers die Öffentlichkeit so sehr beschäftigt, als habe gerade ein prominenter Fußballer den Verein gewechselt. Die meisten Verpflichtungen unter den Körben laufen geräuschlos ab.
Doch sobald die Bayern ins Spiel kommen, ist es auch im Basketball mit der Ruhe vorbei. Und so tobte ein Sturm der Entrüstung durch die Hauptstadt, als Nationalspieler Heiko Schaffartzik ALBA Berlin im Sommer in Richtung München verließ. Zum einen, weil der Point Guard ein Berliner Junge ist, zum anderen, weil zuvor in Nihad Djedovic, Yassin Idbihi und Deon Thompson bereits drei andere ALBA-Profis zu den Bayern gegangen waren.
Jetzt kehrt das Quartett nun erstmals in neuen Trikots an die Spree zurück. Für jede Menge Brisanz ist vor dem Topspiel der Basketball-Bundesliga also gesorgt. Zumal in Trainer Svetislav Pesic und Sportdirektor Marko Pesic die beiden wichtigsten sportlichen Entscheidungsträger bei den Bayern ebenfalls eine Berliner Vergangenheit haben.
Für die Berliner ist das Gastspiel des finanzstarken Emporkömmlings daher das „Spiel des Jahres“. Im Sommer ließ ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi kaum eine Gelegenheit aus, das Transfergebaren der Münchner zu geißeln. Als „relativ einfallslos“ bezeichnete Baldi das Vorgehen seines Kollegens Marko Pesic, der einst unter ihm bei ALBA seine größten sportlichen Erfolge feierte.
Auch vor der Partie in der sehr wahrscheinlich mit 14 000 Zuschauern ausverkauften o2 Arena legt Baldi noch einmal nach. „Die sind bei ihren Transfers null Risiko eingegangen, die neuen Spieler haben auf europäischem Top-Niveau schon alle Schlachten geschlagen“, sagte Baldi über den Premium-Kader der Süddeutschen. Pesic Junior will dies wie schon vor Saisonbeginn nicht großartig kommentieren. „Die Berliner machen das sehr geschickt, um das Spiel zu bewerben“, sagte der Münchner Sportdirektor lediglich.
Die Bayern können es sich leisten, den Sticheleien aus Berlin gelassen zu begegnen. Schließlich reisen sie nach sieben Spieltagen als ungeschlagener Tabellenführer an, haben zudem bereits in der Euroleague ihre großen Qualitäten unter Beweis gestellt. „Das wird ein sehr interessantes Auswärtsspiel für uns“, sagte Marko Pesic betont cool. Doch auch er gibt zu, dass die Partie für ihn etwas Besonderes ist. „Wenn ich in die Halle komme, und die Meisterbanner an der Decke sehe, dann kommen schon Erinnerungen hoch.“
ALBA setzt vor allem auf die Heimstärke, alle fünf Pflichtspiele in der Arena am Ostbahnhof wurden bislang gewonnen. Zudem setzen sie dem Starensemble von der Isar beim einstigen Seriensieger großen Kampfgeist entgegen. „Die Jungs haben Herz ohne Ende. Der Funke zum Publikum springt über“, lobte Baldi sein neu formiertes Team.
Über Insiderwissen verfügt zudem Jan Jagla. Der langjährige Nationalspieler ging im Sommer den umgekehrten Weg und wechselte aus München nach Berlin. Dass Jagla mit der Tochter von Bayern-Coach Svetislav Pesic verheiratet ist, rundet die Brisanz vor dem Gipfeltreffen ab. „Das ist für mich keine normale Begegnung“, sagte Jagla - stellvertretend für so viele vor dieser Partie.