Topscorer Jenkins will Dreifach-Coup

Oldenburg (dpa) - Auf die gemeinsame Vergangenheit mit Julius Jenkins angesprochen atmet Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder tief durch.

Nach der Saison 2011/2012 lösten die Brose Baskets den Vertrag mit dem derzeitigen Bundesliga-Topstar auf, in diesen Finals will der glänzend aufgelegte Amerikaner mit den EWE Baskets Oldenburg die Titelregentschaft seines Ex-Clubs beenden. „Wenn wir zum gleichen Zeitpunkt diese Entscheidung treffen müssten, würden wir es wieder so machen“, sagt Heyder vor dem zweiten Endspiel am Mittwoch bei den Niedersachsen über den Entschluss. „Er hat sich in Oldenburg hervorragend präsentiert, ist dort absoluter Leistungsträger.“

Der Meister der vergangenen drei Jahre konnte diese Rolle im Sommer 2011 nicht mehr garantieren, weshalb Jenkins nun nach den Titeln mit ALBA Berlin (2008) und Bamberg (2012) seine dritte Meisterschaft mit dem dritten Club feiern will. Auch wenn er dieser Tage beim Stand von 0:1 in der Serie stets betont, dass die eigene Vergangenheit „keine Rolle“ spiele und nur die Meisterschaft zähle, hat der 32-Jährige sein Jahr in Bamberg dennoch nicht vergessen: „Ich wollte den Leuten beweisen, dass ich immer noch auf ganz hohem Niveau spielen kann. Die Möglichkeit habe ich hier.“

Zweimal war er in seiner Berliner Blütezeit wertvollster Spieler der Liga (2008/2010), dreimal kürten ihn die Experten zum besten Offensivmann (2008-2010). Nach seinem Wechsel zum Serienmeister stand Jenkins nur noch durchschnittlich 20 Minuten auf dem Parkett - acht weniger als noch in der Hauptstadt. In der kleineren Rolle kam der Mann mit den langen Rastazöpfen gerade einmal auf zehn Punkte pro Partie - sein mit Abstand schlechtester Schnitt in sieben Bundesliga-Jahren.

Zum Ende seiner Berliner Zeit hatte sich Jenkins zeitweise wegen vermeintlicher Nervenschwäche zum Spielende als „Crunchtime-Pussy“ verspotten lassen müssen, für die Niedersachsen glänzt er inzwischen als nervenstarker Scharfschütze. In diesen Playoffs trifft Jenkins bislang mehr als die Hälfte seiner Feldwürfe und versenkt starke 45,8 Prozent der Versuche hinter der Dreipunktelinie.

Ulms Kapitän Steven Esterkamp würdigte ihn nach dem umkämpften Halbfinale als „Schlüssel zum Sieg“: „Im letzten Viertel hat er die Mannschaft getragen, die gesamte Serie auf seine Schultern geladen und Oldenburg ins Finale geschossen.“ Auch für Thorsten Leibenath, Coach der Schwaben, war Jenkins der Spieler, „der den Unterschied gemacht hat“.

Bei Bamberg teilen sich nun in Anton Gavel, John Goldsberry und vor allem Karsten Tadda gleich drei Spezialisten die defensive Aufgabe, den Spielraum des Freigeistes einzuschränken. „Wenn man auf Julius reagiert, wird man immer Probleme haben, weil er einfach ein Riesenpotenzial hat“, erläuterte Heyder das Konzept. „Er ist sehr schnell im ersten Schritt, kann den Jumper nehmen aus dem Dribbling heraus. Man muss ihn wirklich hart bearbeiten. Wenn man meint, man macht es mit 50, 70 oder 80 Prozent wird man kalt erwischt.“

In der zweiten Hälfte des ersten Spiels ließen die Franken so nur fünf Zähler von Jenkins zu - doch Oldenburgs Coach wird auch vor eigenem Publikum wieder besonders auf seine Ausnahmekünste zählen: „Er weiß, wie es geht“, sagt Sebastian Machowski. „Julius war schon Meister, er war schon der beste Spieler der Liga und er will den Erfolg.“