Unruhe in Berlin: ALBA droht frühes Playoff-Aus
Berlin (dpa) - Jetzt muss Sasa Obradovic zeigen, ob er sich schon auf einer Ebene mit seinem Ziehvater Svetislav Pesic bewegt. Nach der Lehrstunde in Sachen Playoff-Basketball ist der 44 Jahre alte Serbe am Mittwoch gegen seinen Landsmann fast schon zum Siegen verdammt.
Während Pesic die von ihm betreuten Basketballer von Bayern München beim 88:67 bereits voll auf Betriebstemperatur gebracht hatte, wirkte das ALBA Berlin von Obradovic zu Beginn der K.o.-Runde erschreckend blutleer.
„Mit Leib und Seele“ lautet das Berliner Playoff-Motto in diesem Jahr. Und das Starensemble von der Spree sollte sich vor dem zweiten Duell mit den Bayern tunlichst daran erinnern, sonst ist die Saison für Obradovic und ALBA schneller vorbei als gedacht.
„Playoffs bedeuten, auf den Punkt voll da zu sein und alles abzurufen, was man hat“, sagte ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi. „Wir haben den Bayern im ersten Spiel in die Karten gespielt, das darf uns nicht noch einmal passieren. Wir müssen sie in puncto Galligkeit übertrumpfen“, forderte Baldi von seinem Team.
Doch die Unruhe rund um den Berliner Renommierclub ist schon wieder groß, von der Euphorie des Pokalsieges Ende März ist nicht mehr viel geblieben. Dabei hatten die Verantwortlichen so sehr daraufgesetzt, dass der erste Titel seit 2009 dem Team einen weiteren Schub auf dem Weg zur langersehnten neunten Meisterschaft gibt.
Aber irgendwie ist bei den Berlinern seitdem der Wurm drin, neben Verletzungen sorgen immer neue Streitereien für Unruhe. Erst legte sich Obradovic mit Point Guard DaShaun Wood an, dann bekam Nationalspieler Heiko Schaffartzik sein Fett weg. Zu guter Letzt gerieten Obradovic und Baldi aneinander - alles andere als gute Vorzeichen für eine erfolgreiche Playoff-Runde. Am Dienstag kursierten dann auch noch Berichte über einen möglichen Fan-Boykott, doch zumindest die hatten sich schnell wieder gelegt. „Das geht in Berlin oft schneller, als man gucken kann“, sagte Baldi.
Mit den Fans im Rücken soll nun der Ausgleich in der „Best-of-Five“-Serie gelingen. „Natürlich treten wir zu Hause selbstbewusster und aggressiver auf. Das ist eine ganz andere Körpersprache“, sagte Obradovic. Zweimal konnte ALBA die Bayern in der o2 World schon besiegen. In der Liga, als Obradovic seinem Vorbild Pesic den Einstand auf der Bayern-Bank vermasselte, und im Pokal-Halbfinale. „Wenn wir gewinnen ist wieder alles offen“, sagte Obradovic. Es wird sich zeigen, ob die Worte des Serben mehr als Durchhalteparolen sind.
Die Bayern stellen sich auf jeden Fall auf einen heißen Tanz ein. Ausgerechnet im Playoff soll die notorische Auswärtsschwäche beendet werden. „Der Sieg in Spiel eins hat uns natürlich Selbstvertrauen gegeben, das steht außer Frage. Aber in einer Playoff-Serie gleicht kein Spiel dem vorherigen“, warnte Trainer-Fuchs Pesic. „Wir wissen, was uns morgen erwartet. ALBA wird alles versuchen, um dieses Spiel zu gewinnen.“