Boll gewinnt Kumpel-Duell - Kraftprobe mit China
Rotterdam (dpa) - Timo Boll musste sich ordentlich strecken. Letztlich behielt er aber die Oberhand über seinen Freund Dimitrij Ovtcharov und qualifizierte sich für das Viertelfinale der Tischtennis-WM.
Nur noch ein Sieg trennt den Top-Star von seiner ersten Einzel-Medaille.
Die Faust kurz gereckt, tief durchgeatmet und den Freund und Gegner kurz umarmt: Top-Star Timo Boll hat die Hackordnung im deutschen Tischtennis bestätigt und ist bereit für die Kraftprobe mit China. Der Weltranglisten-Zweite bezwang im Kumpel-Duell den Nationalteam-Kollegen Dimitrij Ovtcharov mit 4:2 Sätzen und qualifizierte sich zum zweiten Mal nach 2007 für ein WM-Viertelfinale. Gegen den Chinesen Chen Qi geht es am Samstag in Rotterdam um Bolls erste Einzel-Medaille bei einer WM.
„Jetzt wird sich zeigen, wie gut meine Form wirklich ist. Ich habe zuletzt gegen Qi in der Champions League gewonnen. Es hängt von der Tagesform ab. Vielleicht hat er einige Körner gelassen“, sagte Boll. Während sich die beiden Olympia-Zweiten aus dem DTTB-Team ein umkämpftes und teilweise kurioses Match lieferten, rang Qi am Nebentisch den von fast 4000 Zuschauern angefeuerten Wladimir Samsonow (Weißrussland) knapp mit 4:3 nieder.
„Timo ist für mich stark favorisiert. Er ist sehr gut drauf und kann sein hohes Level halten“, meinte Ovtcharov nach dem Boll-Spiel. Er geriet in dem internen Match schnell 0:2 in Rückstand, kam aber dank seiner starken Rückhand in den Sätzen drei und vier zurück. Im fünften Durchgang legte Boll einen Gang zu und gewann sogar 11:0. „Ich hatte vorher viel Kraft gelassen. Ich habe damit aber kein Problem“, kommentierte „Dima“ die Höchststrafe durch den „Chef“ im deutschen Team.
„Spielerisch und emotional war das eine schwierige Situation. Wir haben nicht so viele Emotionen gezeigt wie sonst. Es war ein enges Match, aber am Schluss habe ich wohl verdient gewonnen“, sagte Boll. Auf das gemeinsame Einspielen hatten die beiden DTTB-Asse diesmal verzichtet. „Man will in dieser Phase schon noch etwas probieren und gezielt trainieren“, sagte Bundestrainer Roßkopf. Wie allgemein üblich, hatten beide Spieler auch auf Betreuer an der Box verzichtet.
Boll kann nun als letzter DTTB-Vertreter in Rotterdam die Nachfolge von Eberhard Schöler antreten. Der hatte zuletzt vor 42 Jahren als Zweiter bei der Heim-WM 1969 in München eine Medaille im wichtigsten Individual-Wettbewerb für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) geholt.
Auch der drittletzte WM-Tag in der Ahoy-Arena wurde von den Aktiven aus China dominiert. Die Kombination Zhang Chao/Cao Zhen errang den 18. Mixed-Titel für das Reich der Mitte, und im Damen-Einzel machen vier Chinesinnen im Halbfinale die Medaillenvergabe unter sich aus.