BDB-Präsident: Chisora hat keine Zukunft mehr
Hamburg (dpa) - Der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) sieht für Skandalprofi Dereck Chisora keine sportliche Zukunft mehr.
„Das Urteil des britischen Verbandes ist eindeutig. Es wurde festgestellt: So ein Mann hat im Ring nichts mehr zu suchen. Er hat dem Boxsport einen immensen Schaden zugefügt und das Ansehen des Verbandes beschmutzt“, sagte BDB-Präsident Thomas Pütz. „Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem Urteil. Es ist besser als erwartet.“
Chisora war am Vorabend vom British Boxing Board of Control (BBBofC) die Boxlizenz ohne zeitliche Beschränkung entzogen worden. Der Schwergewichtler hatte sich nach dem Kampf gegen Vitali Klitschko vor vier Wochen in München mit seinem Landsmann David Haye geprügelt und Morddrohungen gegen ihn ausgesprochen. Zuvor hatte er Klitschko geohrfeigt und dessen Bruder Wladimir bespuckt. Es sei gut, das es keinen Passus auf Begnadigung gebe, betonte Pütz. „Chisora hat keinerlei Anspruch auf etwas, keinerlei Rechte auf Rückkehr.“
Ihn habe die Entscheidung „sehr verletzt“, meinte der suspendierte Boxer. „Im Moment bin ich ein Ex-Profi, der nicht in der Lage ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen“, zitiert das Boulevardblatt „The Sun“ den 28-Jährigen. Die internationale Box-Prominenz begrüßte das Urteil mehrheitlich, darunter Sugar Ray Leonard. Durch Chisoras skandalöse Aktionen habe das Boxen „ein weiteres blaues Auge erlitten“, sagte der Ex-Weltmeister aus den USA.
Chisora hat die Hoffnung allerdings noch nicht aufgegeben: „Ich gehe zurück in die Trainingshalle - auch wenn ich noch nicht weiß, wann mir der Verband eine neue Lizenz ausstellt.“ Er hege weiter seinen Lebenstraum, einmal Schwergewichtsweltmeister zu werden. Sein Promoter Frank Warren verkündete: „Um das klarzustellen - es handelt sich nicht um eine lebenslange Sperre. Es ist eine entzogene Lizenz.“
Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Chisora bei einem anderen nationalen Verband eine Boxlizenz beantragt und damit in den Ring steigt. Der Weltverband WBC hat den Briten bereits auf unbestimmte Zeit suspendiert. Am 25. März wird er über die Verwendung der 100 000 Dollar entscheiden, die von Chisoras 500 000-Dollar-Börse aus dem Kampf gegen Klitschko stammen und vom deutschen Verband eingefroren wurden.
Klitschko-Manager Bernd Bönte nahm das Urteil mit Genugtuung auf. „Solch eine Negativ-PR braucht niemand und das ist zugleich eine Warnung für mögliche Nachahmer“, erklärte Bönte. Im Gegensatz zu Pütz kann er sich jedoch eine Rückkehr des Rüpels in den Boxring vorstellen. „Jeder hat eine zweite Chance verdient“, sagte er, „aber nicht in absehbarer Zeit. Chisora muss sich zunächst einer Antistress-Therapie unterziehen.“
Der britische Boxverband will zudem eine mögliche Rückkehr von Ex-Weltmeister Haye erschweren. Sollte der frühere WBA-Champion erneut eine Lizenz beantragen, die er im Oktober vergangenen Jahres zurückgegeben hat, will der BBBofC erst eine Anhörung beantragen und beraten. Vitali Klitschko hatte unlängst erklärt, gegen Haye gern kämpfen zu wollen. „Das ist derzeit überhaupt kein Thema. Es gibt keine Verhandlungen mit ihm“, sagte Manager Bönte.