Muhammad-Ali-Trophy Brähmers Einstand ins Superturnier der Profiboxer gelungen

Schwerin (dpa) - Jürgen Brähmer saß zerbeult, aber zufrieden auf dem Podium und sinnierte über die Leistungsfähigkeit im fortgeschrittenen Alter.

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„Ich wollte unbedingt zeigen, dass mit 39 Jahren noch einiges in mir steckt“, sagte der Profiboxer nach seinem Sieg im Viertelfinale des neuen Formats World Boxing Super Series (WBSS) um die Muhammad-Ali-Trophy. In der Nacht zum Samstag hatte er in der Schweriner Sport- und Kongresshalle den Amerikaner Rob Brant deutlich nach Punkten bezwungen (119:109, 118:110, 116:112). Im Halbfinale des Turniers im Februar wartet der Brite Callum Smith auf den Deutschen.

Mit Veilchen unter beiden Augen und einer Platzwunde oberhalb des rechten Auges, die genäht werden musste, präsentierte sich Brähmer anschließend ziemlich gezeichnet. Doch anders als der äußerliche Eindruck es vermuten ließ, war er der Chef im Ring gewesen. Der zuvor hoch eingeschätzte und zwölf Jahre jüngere Amerikaner ließ bei seinem ersten Auftritt im Supermittelgewicht vieles vermissen und wurde nach allen Regeln der Kunst ausgeboxt. „Jürgen wusste genau, was er tat. Ich nicht“, gestand Brant. Als Nummer zwei der WBA war er aus dem Mittelgewicht aufgestiegen. „Ich weiß noch nicht, ob ich in die alte Klasse zurückkehre. Ich muss nachdenken.“

Brähmer fühlt sich noch nicht bei 100 Prozent. „Ich hatte seit einem Jahr nicht mehr geboxt. Ein bisschen Rost war schon dran“, befand er. Bei seinem letzten Duell vor knapp 13 Monaten hatte er wegen Verletzung gegen den Waliser Nathan Cleverly aufgeben müssen und dadurch seinen WM-Titel der WBA im Halbschwergewicht eingebüßt. Danach musste er Bandscheibenbeschwerden und einen Muskelfaserriss im Arm auskurieren. „Jetzt freue ich mich: Es geht weiter“, sagte er erleichtert. Für den ersten Erfolg in dem mit 50 Millionen Dollar dotierten Turnier in zwei Gewichtsklassen kassierte er rund 1,5 Millionen Dollar (1,3 Millionen Euro). Der Turniersieger erhält rund 8,5 Millionen Euro.

Turniermitveranstalter Kalle Sauerland schwärmte vom Auftritt Brähmers. „Das war für mich heute die beste Leistung von Jürgen“, meinte er und würdigte dessen Potenzial im reifen Sportleralter. „Ich bin gerade 40 geworden. Ich bin zwar kein Profisportler, aber ich merke es morgens beim Aufstehen.“

Ex-Weltmeister Brähmer ließ sich Zeit, seinen Trainer über das Ergebnis des Kampfes zu unterrichten. „Ich rufe ihn später an. Er hat jetzt reichlich zu tun“, meinte der Schweriner. Michael Timm hält sich derzeit in Indien auf, wo seine Tochter heiratet. „Er wollte eigentlich für den Kampf hierbleiben. Ich habe gesagt: Nein! Mit 39 Jahren kann man schon allein aus dem Haus gehen“, frotzelte Brähmer. So coachte sich der Boxer, der gleichzeitig auch Trainer von Weltmeister Tyron Zeuge ist, selbst. „Tyron war ja auch in der Ecke und hat mir ein, zwei Tipps gegeben“, meinte Brähmer und strahlte Zufriedenheit aus.