Jugend voran: Boxer wollen im Quintett zu Olympia
Ankara (dpa) - Deutschlands Amateur-Boxer haben bei den Europameisterschaften in Ankara mit nur einem Medaillengewinn nicht besonders geglänzt. Die Chefetage des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV) sieht gut ein Jahr vor den Olympischen Spielen in London dennoch keinen Grund für trübe Mienen.
„Die Staffel hat sich hier prächtig geschlagen und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Wir sind mehr als zufrieden“, sagte DBV-Sportdirektor Michael Müller. Bei den EM-Halbfinals in der Ankara Arena hatte in Schwergewichtler Johann Witt (Villingen) nur noch ein deutscher Boxer im Ring gestanden. Das überraschte aber niemanden. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, der zweiten Garde hier die Chance zu geben“, sagte DBV-Präsident Jürgen Kyas.
Witt unterlag gegen Teymur Mammadow aus Aserbaidschan mit 12:18 nach Punkten. Durch die Medaille des EM-Debütanten blieb den Deutschen die Blamage erspart, zum ersten Mal seit Austragung von Europameisterschaften im Jahr 1925 ohne Platzierung unter den ersten Drei geblieben zu sein.
Sieben der acht deutschen EM-Starter sind 20 Jahre alt oder jünger. „Das ist unsere Ansage für 2016. Wir werden die Jungs weiter behutsam aufbauen“, kündigte Müller an. Neben Deutschland haben nur Russland und die Ukraine ihre zweiten Garnituren in den Ring geschickt. Alle anderen Nationen boten ihre Bestbesetzung auf. „Das rückt die Gesamtbilanz natürlich in ein anderes Licht“, meint Müller.
Die Kastanien in London sollen die Daheimgebliebenen um Europameister Denis Makarov (Velbert) aus dem Feuer holen. Der Weg dorthin führt über Baku (Aserbaidschan), wo vom 22. September bis zum 10. Oktober neben WM-Medaillen auch der überwiegende Teil der olympischen Quotenplätze vergeben werden. „Das werden die größten Weltmeisterschaften aller Zeiten“, glaubt der DBV-Sportdirektor und hat das Vorbereitungspaket entsprechend kompakt geschnürt. Neben zwei Trainingslagern in der Sportschule Hennef gehört auch ein Sparringscamp mit den britischen Assen in Sheffield dazu.
Danach soll die bereits nominierte WM-Staffel bestens gerüstet sein, um das Traumziel anzugehen. „Wenn wir vier bis fünf Olympia-Plätze schaffen, wäre das eine tolle Sache““, sagte Chef-Bundestrainer Valentin Silaghi.
Sollte Baku nicht das gewünschte Resultat bringen, gibt es eine zweite Qualifikationsmöglichkeit im April 2012 in Istanbul. Einer aus der „EM-Rasselbande“ (Müller) verfügt sogar schon über olympische Erfahrungen - Leichtgewichtler Artur Bril aus Köln hat bei den Jugendspielen 2010 in Singapur sogar Gold gewonnen.