Klitschko-Lex: AIBA feilt an Olympia-Zulassung
Hamburg (dpa) - Die olympischen Pläne von Profi-Boxer Wladimir Klitschko haben im Amateurboxverband AIBA höchste Priorität. Noch sind die konkreten Zulassungsbestimmungen für die Premiere von Berufsboxern beim Olympia-Turnier 2016 in Rio nicht festgezurrt.
Klar ist nur: 70 Profis starten im Feld der 260 Boxer - und Klitschko soll dabei sein. Der Olympiasieger von 1996 hat dem Weltverband AIBA einen Brief geschrieben. „Er will dieses Gold unbedingt“, sagt Michael Müller, Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes (DBV).
Die Exekutive der AIBA trifft sich Mitte Juli in Südkorea, um offene Fragen zu klären. Mit einem Protagonisten wie Klitschko will der Weltverband das neue olympische Boxzeitalter aufwerten. „So ein Mann verleiht dem Turnier zusätzlichen Glanz“, beteuert DBV-Präsident Jürgen Kyas. Andere Top-Profis wollen ebenfalls: Der Filipino Manny Pacquiao, als erster Profiboxer Weltmeister in sieben Gewichtsklassen, hat um eine Olympia-Teilnahme nachgesucht.
Klitschko wird 18 Wochen vor Olympia-Beginn 40 Jahre alt. Zunächst sollten nur Boxer startberechtigt sein, die zum Auftakt der Spiele noch 39 sind. Nun gilt die Höchstgrenze von 40 aber im gesamten olympischen Jahr, sagt der Verband. Jetzt wird über die Zahl der Profikämpfe gegrübelt. Die AIBA will eigentlich nur Boxer mit maximal 20 Profi-Einsätzen zulassen. Klitschko hat schon 63. Für Ausnahmekönner wie ihn und Pacquiao wird ein Auge zugedrückt. „Wir dürfen uns aber nicht unglaubwürdig machen. Wir dürfen keine Präzedenzfälle schaffen. Sonst drohen Prozesse“, warnt Kyas.
Die wohl höchste Hürde ist das Qualifizierungssystem. Das soll schon im Januar 2014 beginnen. Dafür muss jeder Profi den etablierten Verbänden den Rücken kehren und sich der Profi-Abteilung der AIBA mit dem Kürzel APB (AIBA Professional Boxing) unterwerfen. Heißt im Falle Klitschkos: Seine drei WM-Titel ist er dann los. Dass er schon 2014 zu APB geht, darf bezweifelt werden.
Die APB-Profis bestreiten jährlich vier Ranglistenkämpfe mit bis zu zehn Runden. Am Ende dürfen die ersten sechs jeder Gewichtsklasse nach Rio. Pro Profi-Duell werden jedem Kämpfer 25 000 Euro netto garantiert. Ob Klitschko, der selbst mit Kämpfen gegen namenlose Rivalen Millionen-Summen kassiert, das mag? „Ja“, meint Müller. „Geld hat er genug, das ist ihm nicht mehr wichtig. Er will Gold.“
Auch als APB-Boxer würde Klitschko Stadien füllen. „Er kriegt stärkere Gegner, als er heute hat“, sagt Müller. An den Einnahmen aus Ticketverkauf und Fernsehübertragung darf er beteiligt werden. RTL, das noch einen Vertrag über drei Kämpfe mit Klitschko hat, könnte weiterhin den Ukrainer in Szene setzen. WM-Kämpfe der APB-Boxer werden extra vergütet. „Da können drei vier bis Millionen Euro für einen Titelkampf herausspringen“, schätzt der DBV-Sportdirektor.
„Natürlich wollen wir Geld verdienen. Aber nur zu legitimen Bedingungen, nicht auf Kosten der Athleten“, benennt Kyas den Unterschied zu den jetzigen Kommerz-Verbänden WBA, WBO, IBF und WBC. Die Hoffnung der AIBA: Die existierenden Profi-Verbände mit ihren unzähligen Weltmeistern in Gold- und Silberausführung, in einfacher und Superchampion-Variante verschwinden mit den Jahren in der Versenkung. Kyas: „Wir wollen einen Verband und einen Weltmeister.“
Was sich von Samstag an bei den Europameisterschaften in Minsk tut, hat schon einen olympischen Profi-Anstrich. Boxer, die sich der APB angeschlossen haben, streiten mit Amateuren um EM-Titel. Natürlich dreimal drei Minuten pro Kampf. Deutsche Zugpferde sind Erik Pfeifer und Stefan Härtel. Sie sind als erste deutsche Amateure auf den olympischen Profi-Zug gesprungen.