Klitschko muss Leapai vor Prügelei bewahren
Düsseldorf (dpa) - Beleidigungen, Beschimpfungen, Forderungen - das ist längst Alltag für Schwergewichts-König Wladimir Klitschko unmittelbar vor seinen Titelverteidigungen. Nun musste der Ukrainer seinen nächsten Gegner Alex Leapai sogar schon vor dem ersten Gongschlag in Oberhausen stoppen.
Klitschko, der seine Gürtel der Verbände WBA, IBF und WBO verteidigt und seinen 25. WM-Kampf bestreitet, ging am Dienstag auf der Pressekonferenz vor dem Fight dazwischen, als der 34 Jahre alte Australier einem prominenten Störenfried an die Wäsche wollte. „Ich habe meinen Gegner auf einer Pressekonferenz noch nie zurückhalten müssen“, sagte Klitschko mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.
Ex-Weltmeister Shannon Briggs, der 2010 eine schwere Niederlage gegen Klitschkos Bruder Witali in Hamburg erlitten hatte, trat unvermittelt vor das Podium in einem Hotel an der Düsseldorfer Kö, beschimpfte Leapai und forderte, dass er einen Fight um den WM-Titel haben müsse. „Ich bin der wahre Weltmeister, der Champion des Volkes. Warum kämpft er und nicht ich gegen Klitschko?“, brüllte der Boxprofi und riss sich das T-Shirt vom Leib, um seinen massigen Körper zu präsentieren.
Leapai zeigte sich für kurze Zeit aufgebracht, wollte auf den 42-Jährigen losgehen. Klitschko war hingegen gelassen, obwohl er gerade dabei war, seine Gedanken über die politische Situation in der Ukraine in Worte zu fassen. „Beruhige Dich, Junge, nimm Platz und entspann Dich“, sagte der promovierte Sportwissenschaftler.
Briggs, der ganz nach dem Geschmack der PR-Abteilung für viel Wirbel gesorgt hatte, verließ nach zehn Minuten den Raum. „Ich mag so ein Verhalten nicht. Ich weiß noch, wo er nach dem Kampf gegen Witali endete“, sagte Klitschko mit Blick auf den Zwölfrunder, nach dem Briggs einige Tage im Krankenhaus verbringen musste.
Der Champion verwendete dann viel Zeit auf seine Heimat Ukraine und zeigte sich fest davon überzeugt, dass es nie eine Teilung des Landes geben werde. „Alles, was die Ukraine betrifft, wird ein Happy End haben. Und die Ukraine wird so bleiben wie sie war“, erklärte der Weltmeister, der wieder auf die Worte von Südafrikas Ex-Präsidenten und Bürgerrechtler Nelson Mandela verwies: „Der Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.“
Das habe, so Klitschko, 2012 auch die Fußball-EM in Polen und der Ukraine gezeigt. Deswegen sei sein Kampf am Samstag auch so wichtig. „Mit den Gedanken war ich immer bei meinem Bruder“, meinte der Champion.
Witali Klitschko soll wie immer am Samstag in der Ringecke stehen, sofern es die politische Lage zulässt. Dessen Ehefrau Natalia wird vor dem ersten Gong die ukrainische Nationalhymne singen. Nur das russische Fernsehen ist erstmals seit zehn Jahren nicht dabei.