Niederlagen machten ihn groß: Axel Schulz erinnert sich

Berlin (dpa) - Sein Erfolg misst sich an seinen Niederlagen. Jeweils drei Pleiten in Weltmeisterschafts- und EM-Kämpfen konnten dem Berufsboxer Axel Schulz nichts anhaben. Nicht zu aktiven Zeiten und erst recht nicht danach.

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„Mein Leben ist schön, besser kann es gar nicht sein“, resümiert der 46 Jahre alte Ex-Schwergewichtler seinen Status quo. Seine wichtigste Niederlage jährt sich am 22. April zum 20. Mal.

„Ich werde noch ständig darauf angesprochen. Deshalb gibt's mich doch überhaupt noch“, sagte Schulz im Rückblick auf den umstritten verlorenen WM-Kampf am 22. April 1995 im MGM Grand von Las Vegas gegen George Foreman. Der beim „Rumble in the Jungle“ an Muhammad Ali Gescheiterte war knapp 21 Jahre danach bei seinem bemerkenswerten Comeback so alt wie Schulz heute. Foreman habe ihm „den Eintritt verpasst“ ins Leben mit Werbeverträgen, TV-Präsenz und Charity-Auftritten. Schulz ist noch heute dankbar.

Als „weicher Riese“, der breit berlinert wie vor 20 Jahren, taugt Schulz nach wie vor als TV-Box-Experte, Markenbotschafter für eine Küchenutensilien-Firma und neuerdings auch als Grillsaucen-Erfinder: „Zwei Geschmacksrichtungen, einmal scharf, einmal mild“. Die Loyalität zum Arbeitgeber geht ihm über alles: Auch bei seiner Hochzeit trug er das geliebte Basecap mit Werbeslogan auf dem kahlen Kopf.

Nach der Niederlage gegen Foreman bekam Schulz, der es sich bei RTL im Schatten von Gentleman Henry Maske bequem gemacht hatte, noch zwei WM-Chancen. Der zum Max-Schmeling-Enkel hochstilisierte Boxer verlor noch im gleichen Jahr gegen Francois Botha - später wurde das Urteil wegen Dopings des Südafrikaners annulliert - und 1996 gegen Michael Moorer.

An den legendären Foreman-Kampf im April 1995 erinnert sich Schulz noch genau: Das Management der Schwergewichts-Legende hatte für eine freiwillige Titelverteidigung weltweit nach einem Gegner mit eher übersichtlichem Potenzial gesucht und war in Frankfurt (Oder) fündig geworden. Mit großzügigen Geldzuwendungen wurde zunächst erreicht, dass der international unbekannte Mann des Maske-Trainers Manfred Wolke in der IBF-Weltrangliste kletterte.

Doch Foreman hatte sich verzockt: Schulz entpuppte sich als äußerst unangenehm für den Koloss, dessen besten Tage natürlich längst hinter ihm lagen. Der Deutsche machte den Kampf seines Lebens, war schnell, ohne Respekt und traf den IBF-Weltmeister besonders in den letzten Runden oft.

„Sein linkes Auge war hinterher völlig zu“, erzählt Schulz im Rückblick und erinnert sich an ein vor der Urteilsverkündung geschossenes Foto: „Ich jubele und George steht hinter mir mit gesenktem Kopf.“ Aber die Ringrichter machten „Big George“ zum Sieger mit 2:1 Punktrichter-Stimmen. Schulz bekam den Stempel des Fehlurteil-Opfers: Herz auf dem rechten Fleck, immer gut gelaunt.

„Natürlich hätte ich gerne gewonnen und ich dachte auch, ich hätte. Aber wer weiß, wie mein Leben dann verlaufen wäre. Hätte ich meine Frau getroffen, mit der ich zwei wundervolle Kinder habe?“, fragt sich der Ex-Boxer. „Ein Unentschieden hätte mir mehr geschadet“, erklärt Schulz, der sein Image als Zauderer in Las Vegas abgestreift hatte.

Jetzt freut er sich auf den Mayweather-Pacquiao-Kampf, „obwohl ich ja sonst wegen 60 Kilo nicht aufstehen würde, aber im Schwergewicht ist ja im Moment nicht viel los.“ Der vermeintliche Jahrhundertkampf im Weltergewicht findet im selben MGM-Grand statt, an das er so gute Erinnerungen hat.