Pianeta will gegen WBA-Champ Chagaev WM-Chance nutzen

Magdeburg (dpa) - Weiches Herz gegen ausgebufften Tataren. Francesco Pianeta aus Gelsenkirchen hat die Niederlage gegen Wladimir Klitschko verdaut und fordert am Samstag bei der WBA-Schwergewichts-WM in Magdeburg den usbekischen Titelverteidiger Ruslan Chagaev heraus.

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Auch der stand schon mit Klitschko im Ring und musste dabei erstmals auf die Bretter. „Es ist meine zweite Chance. Ich habe meinem Sohn Luciano vor dem Klitschko-Kampf den WM-Gürtel versprochen. Damals hat es nicht geklappt, nun will ich mein Versprechen einlösen“, meinte der im italienischen Cosenza geborene und seit 24 Jahren in Gelsenkirchen lebende Pianeta in Richtung seines neunjährigen Sprösslings.

Titelverteidiger Chagaev geht mit einem leichten Gewichtsvorteil in den Kampf. Der Usbeke brachte am Freitag in Magdeburg 111,6 Kilogramm auf die Waage, während Pianeta 110,0 Kilogramm wog. Der 1,96 Meter große Pianeta, der seine Klitschko-Börse für eine Krebsstiftung, für die Kirche und eine Moschee spendete, ist kein Mann der großen Worte. Auch vor dem Duell gegen den sechs Jahre älteren Chagaev will er lieber Ruhe haben und vor allem viel schlafen. Selbst seine Funktionärstätigkeit beim Fußball-Verein Grün-Weiß Hessler ließ er ruhen. „Wir wollen unbedingt in die Kreisliga A aufsteigen. Ich werde erst nach meinem Kampf gegen Chagaev wieder in das Präsidentenamt einsteigen. Vielleicht kann ich dann als Weltmeister noch ein wenig mehr bewegen“, meinte Pianeta.

Nach dreimonatiger harter Vorbereitung suchte der WBO-Europameister (31 Siege/1 Niederlage/1 Remis) unweit von Magdeburg eine Kältekammer auf und „entspannte“ bei minus 110 Grad. Auch die historische Chance, 85 Jahre nach Max Schmeling wieder einen Schwergewichts-WM-Titel nach Deutschland zu holen, tangierte ihn nur am Rande.

Er weiß um die Schwere der Aufgabe, hat vor seinem Gegner tatarischer Herkunft großen Respekt. Bei der Größe und in der Reichweite ist Pianeta deutlich überlegen. Der deutlich abgespeckte Chagaev (33 Siege/2 Niederlagen/1 Remis), der einst beim früheren Promoter Klaus-Peter Kohl unter Vertrag stand und von Trainerfuchs Fritz Sdunek bis zu dessen Tod im Dezember betreut wurde, hat aber mit dem Kubaner Pedro Diaz einen erfahrenen Coach in der Ringecke. „Taktisch und strategisch der beste Trainer der Welt“, versicherte Ex-Weltmeister und Co-Trainer Artur Grigorian.

Trotz WBA-Superchampion Klitschko sieht sich der in Hamburg lebende Chagaev nicht als Weltmeister zweiter Klasse. „Das ist ein wichtiger Gürtel“, sagte der Usbeke, der am 6. Juli 2014 im russischen Grosny in seinem sechsten WM-Fight den vakanten WBA-Titel mit einem Punktsieg gegen den Amerikaner Fres Oquendo zurückholte. Gewinnt Chagaev gegen Pianeta, muss er innerhalb von 120 Tagen erneut gegen Oquendo antreten. Der Sieger aus dem Duell bekommt es dann mit dem Australier Lucas Browne zu tun, der als Nummer 1 der Weltrangliste zum offiziellen Pflichtherausforderer ernannt worden war.

Pianeta erlebt erst zum zweiten Mal einen WM-Kampf. „Trainer Dirk Dzemski ist mit meinen Leistungen zufrieden, dann bin ich es auch“, sagte der gläubige Christ, der sich dem katholischen Orden der Amigonianer verpflichtet fühlt. Dieser kümmert sich um Kinder aus sozial schwachen Schichten der Gesellschaft. Auch Pianetas Spende an eine Krebsstiftung war nicht ohne Grund. Er selbst ist der Krankheit 2009 entkommen, als bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert worden war.