Pulew fordert Klitschko zu Dopingtests im Training auf
Berlin (dpa) - Elf Wochen vor der Box-Weltmeisterschaft gegen Titelverteidiger Wladimir Klitschko fordert Herausforderer Kubrat Pulew Gleichbehandlung.
„Ich werde mindestens sechsmal im Jahr im Training auf Doping kontrolliert. Ich muss immer überall erreichbar sein und stets angeben, wo ich wann übernachte und wo man mich finden kann. Warum gilt das nicht auch für Wladimir Klitschko? Das wäre doch nur fair“, sagte der 33-jährige Bulgare der Nachrichtenagentur dpa.
Dreifachweltmeister Klitschko und der ehemalige Europameister Pulew stehen sich am 6. September in Hamburg gegenüber. Der Sauerland-Stall, zu dem Pulew gehört, lässt seine Spitzenboxer nach einer Forderung des TV-Partners ARD seit Jahren auch im Training kontrollieren.
Wettkampfkontrollen sind im Profiboxen obligatorisch, nicht aber Tests im Training. „Das kostet uns rund 80 000 Euro im Jahr“, sagte Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer. Meyer: „Bei uns werden im Training alle Boxer kontrolliert, die in den Top Ten sind.“ Das betrifft vorrangig Arthur Abraham, Jürgen Brähmer, Yoan Pablo Hernandez, Marco Huck und Pulew.
Zwar hat sich Sauerland vor einigen Jahren nach einem Zerwürfnis mit der damaligen Spitze des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB) dem österreichischen Verband angeschlossen, die Dopingkontrollen werden jedoch von der deutschen NADA vorgenommen. Klitschko verzichtet hingegen auf Trainingstests.
„Das Problem ist die Umsetzung der Trainingskontrollen. Wladimir würde sich jederzeit testen lassen, ist als Weltbürger aber überall zu Hause und nicht in der Lage, seinen Standort schon Monate voraus anzugeben. Das ist nicht praktikabel“, erklärte BDB-Präsident Thomas Pütz.
Wer dreimal nicht angetroffen wird (missed tests), muss mit einer Sperre rechnen. „Das Risiko kann Wladimir aufgrund seiner ständigen Ortswechsel nicht eingehen“, sagte Pütz. Pulew-Trainer Otto Ramin verweist auf die Tests bei seinem Schützling. „Wenn Kubrat in Bulgarien ist, wird er auch dort kontrolliert. Ich werfe Wladimir keine Dopingvergehen vor. Aber ich möchte, dass für alle gleiche Bedingungen gelten und dass erst gar keine Spekulationen aufkommen können“, betonte Ramin.
Der 60 Jahre alte Coach sieht Klitschko in einer besonderen Pflicht: „Schließlich ist er Botschafter der Kampagne „Alles geben. Nichts nehmen!“, mit der die NADA den Anti-Doping-Kampf stärken will.“
Meyer schlägt vor, dass Klitschko vom 1. Juli an bis zum Kampftag seine Aufenthaltsorte der NADA für unangekündigte Kontrollen angibt. „In der Wettkampfvorbereitung wird er ja nicht wild durch die Welt reisen. Da lassen sich seine Aufenthaltsorte einschränken“, sagte Meyer.
Der BDB, der im Jahr 30 000 bis 40 000 Euro für Wettkampfkontrollen ausgibt, sieht indes keinen weiteren finanziellen Spielraum für Trainingskontrollen. Für Klitschko, der im Ring Millionen verdient, wären die NADA-Tests sicherlich kein finanzielles Problem.
Bei seiner Titelverteidigung gegen Pulew kassiert er 80 Prozent der Gesamtbörse in Höhe von 5,35 Millionen Euro (4,28 Millionen). Pulew erhält 20 Prozent (1,07 Millionen).