US-Box-Legende Sugar Ray Leonard wird 60
Berlin (dpa) - Der Sänger Ray Charles und der vielleicht weltbeste Boxer aller Zeiten, Sugar Ray Robinson, standen bei seiner Namensgebung Pate. Der elegante Sugar Ray Leonard galt in den 80er-Jahren als der legitime Nachfolger Muhammad Alis - jedenfalls, was seine boxerische Klasse betraf.
Der Ausnahmeboxer aus Wilmington in North Carolina, der zwischen Welter und Halbschwer WM-Titel in fünf verschiedenen Gewichtsklassen hielt, feiert am Dienstag seinen 60. Geburtstag. Eine große Party wie zum 40. und 50. Geburtstag werde es nicht geben, sagte er in einem Interview der „Welt am Sonntag“.
„Diesmal möchte ich nur mit meiner Frau, der Familie und Freunden abends essen gehen.“ Alkohol werde es nicht geben. „Die Zeiten sind vorbei, ich bin seit über acht Jahren trocken“, sagte Leonard. „Mit Alkohol und Drogen möchte ich nie wieder etwas zu tun haben. Das war der härteste Kampf meines Lebens.“ Der Boxring sei sein Zufluchtsort gewesen, erklärte Leonard, der in dem Interview auch noch einmal von sexuellem Missbrauch durch einen ehemaligen Trainer berichtete.
Als erster Profiboxer scheffelte Sugar Ray Leonard in seiner Karriere mehr als 100 Millionen Dollar. Bei seinem Profi-Debüt gab er sich am 5. Februar 1977 quasi noch mit einem Trinkgeld - 40 000 Dollar - zufrieden.
Wie sein Vorbild Ali beendete Sugar Ray Leonard seine schillernde Laufbahn mit einer Niederlage. Am 1. März 1997 kassierte er gegen den Puerto Ricaner Hector Camacho seinen einzigen K.o. Im Alter von 40 Jahren hatte er viel zu spät die Reißleine gezogen. Das vierte Comeback - Alis Trainer Angelo Dundee stand da schon längst nicht mehr als Betreuer in Leonards Ecke - war sein letztes.
Unsterblich machte ihn der „Jahrhundertkampf“ gegen Tommy Hearns. In einem Vereinigungskampf um die Krone im Weltergewicht bezwang er den „Hitman“ nach einer legendären Ringschlacht am 16. September 1981 im Caesars Palace von Las Vegas. Ringrichter Davey Pearl stoppte den Kampf in der 14. Runde, nachdem Leonard, an beiden Augen schwer gezeichnet, seinen Gegner mit einer furiosen Schlagkombination an den Ringseilen gestellt hatte und verteidigungsunfähig erscheinen ließ. Der siegreiche Kampf gegen Mittelgewichtler Marvin Hagler sechs Jahre später erlangte ähnlichen Status.
Der Olympiasieger von Montreal stand als Profi 40 Mal im Ring und verließ ihn nur dreimal als Verlierer. Die Scharte gegen seinen Erzrivalen Roberto Duran konnte er 1980 mit einem spektakulären Revanche-Sieg ausgleichen. In der achten Runde drehte sich Duran, selbst eine unbezwingbar scheinende Ikone wie Leonard, nach einem Schlaghagel um und marschierte in seine Ecke. „Nicht mehr, nicht mehr“, stammelte der Geschlagene.
Leonards letzte beiden Niederlagen gegen Camacho und Terry Norris stehen als Beweis für den verpassten Absprung zur rechten Zeit. Nicht einmal gefährliche Netzhautablösungen hatten ihn in den Jahren davor rechtzeitig stoppen lassen. Eine Twitter-Mitteilung aus neuester Zeit verdeutlicht, wie sehr er mit sich gerungen haben muss, bis er die Handschuhe an den Nagel hing: „Für alle Fighter ist das immer unser schwerster Kampf, weil wir mit uns selbst kämpfen.“
Nach dem Boxen versuchte sich Sugar Ray Leonard als Gelegenheits-Schauspieler und TV-Moderator an der Seite Sylvester Stallones. Auch vor einem Auftritt im US-Format „Dancing with the Stars“ - der deutsche Ableger: „Let's Dance“ - schreckte die einstige Box-Legende nicht zurück. Auch mit 60 scheint er noch fit zu sein: Ein via Twitter verschicktes Foto zeigt ihn seilspringend vor dem Swimmingpool seiner Villa. „Ich halte mich intensiv fit“, sagte Leonard der „Welt am Sonntag“: „Ich fühle mich nicht wie 60, sondern gesund, glücklich, gesegnet.“