Boxer gegen Käfigkämpfer Viel Rummel, viel Geld, wenig Sport in Las Vegas
Las Vegas (dpa) - Der sportliche Wert ist zweifelhaft, der Rummel gewaltig und die Registrierkassen drohen zu bersten.
Der schräge Kampf zwischen dem amerikanischen Weltklasseboxer Floyd Mayweather und dem irischen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor hat vor allem in den USA einen erstaunlichen Hype erreicht. Hunderte Millionen Zuschauer werden für das als Jahrhundertkampf gepriesene Duell weltweit vor den Bildschirmen erwartet. Das Spektakel am Samstag in Las Vegas wird in 200 Länder übertragen, in Deutschland liefert der Livesport-Streamingdienst DAZN Bilder.
Mark Taffet vom US-Wirtschaftssender CNBC meint: „Es ist eine kulturelle Veranstaltung die sich über alle demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren hinwegsetzt.“ Als ehemaliger Leiter der Pay-per-View-Abteilung des US-Bezahlsenders HBO weiß er, wie Produkte von streitbarem Wert angepriesen werden müssen.
Allein in den USA, wo der Kampf für unglaubliche 99,95 Dollar im TV zu sehen ist, werden mehr als 50 Millionen Zuschauer erwartet. Sollte der übertragende Sender Showtime wie erwartet mehr als fünf Millionen Pay-per-View-Tickets verkaufen, würde das bedeuten, dass fast jeder sechste Amerikaner den Kampf verfolgt.
Das Duell zwischen Mayweather und dem Filipino Manny Pacquiao im Jahr 2015 hält noch den Rekord für die meisten Pay-per-View-Verkäufe: 4,6 Millionen. Der Umsatz betrug 437 Millionen Dollar. Diesmal rechnen die Veranstalter mit Einnahmen von mehr als 600 Millionen Dollar. Davon soll laut Medienberichten Mayweather knapp 200 Millionen und McGregor mehr als 100 Millionen Dollar erhalten.
Für die Arena in Las Vegas sind noch knapp 1000 Eintrittskarten zu haben. Mit Preisen von 1500 Dollar für die oberen Ränge und 24 000 Dollar für einen Platz in Ringnähe in der 20 000 Zuschauer fassenden T-Mobile-Arena ist der Kampf laut US-Magazin „Forbes“ eine der „größten finanziellen Goldgruben der Sportgeschichte“.
Ist der Kampf das tatsächlich wert? Kritische Beobachter sprechen von einer Kirmesveranstaltung, die nur zur Geldschneiderei taugt. Doch das enorme Interesse an dem Vergleich der beiden Superstars ihrer Branche gibt den Machern des seltsamen Spektakels recht, die den Sport eher als Entertainment-Fabrik verstehen. Die in den USA gewaltige Fanszene in der Mixed Martial Arts, also den Käfigkämpfen, traut ihrem Idol McGregor sogar einen Sieg über den als arrogant verschrienen Ausnahmeboxer Mayweather zu.
Doch dem Iren sind die Kampf-, Hebel und Würgetechniken, die er als Leichtgewichts-Champion in der UFC-Kampfserie mit mitunter brachialer Gewalt mit Füßen, Ellenbogen und Knien zum Einsatz bringt, diesmal verboten. Er darf nur boxen. Als Boxer ist er dem unbesiegten Ex-Weltmeister Mayweather, einem der Größten seines Metiers, trotz dessen Rücktritts vor zwei Jahren vermutlich deutlich unterlegen. Es sei denn, der Amerikaner spielt mit und öffnet mit einer Niederlage auch noch die Tür zu einem Rückkampf, mit dem beide noch mehr Millionen scheffeln könnten.
Der Hype zieht auch Prominente in den Bann. Die Nachtclubs in Las Vegas haben reihenweise Stars und Sternchen gebucht. Und auch in der Arena selbst wird es von VIPs nur so wimmeln. Wie „TMZ“ berichtet, stehen Basketball-Superstar LeBron James, die Schauspieler Denzel Washington und Angelina Jolie oder auch Elon Musk, Gründer des Elektrofahrzeug-Herstellers Tesla, auf der Gästeliste.
Der 40 Jahre alte Mayweather verkündete, dass er jeden Abend vor und auch nach dem Kampf in seinem eigenen Strip-Club „Girl Connection“ in Las Vegas verbringen will. Offenbar reicht dem Ex-Weltmeister in fünf verschiedenen Gewichtsklassen diese Art des Trainings.