Box-WM Weltmeister Culcay gegen Lutscher-Klauer Andrade

Ludwigshafen (dpa) - Den Box-Fans in Deutschland wird eine Delikatesse serviert. Das Duell von WBA-Weltmeister Jack Culcay aus Berlin gegen Ex-Champion Demetrius Andrade aus den USA verspricht hochklassiges Boxen im Halbmittelgewicht (bis 69,85 kg).

Zwei feine Techniker im Ring, die ihr Handwerk verstehen. Gezeigt wird das Duell um den WM-Gürtel am Samstag im Fernsehen, etwas versteckt auf dem Nischensender ProSiebenMaxx (22.15 Uhr).

„So ein Klasse-Duell hat es in Deutschland im letzten Jahrzehnt nicht gegeben“, meint Culcays Trainer Ulli Wegner. Der 74 Jahre alte Coach mit der markant-heiseren Stimme hätte sich einen prominenteren TV-Sender gewünscht. Zumindest bleibt ihm ein Sendersuchlauf am Fernsehgerät („Ich kann das nicht!“) erspart. Er ist schließlich live dabei.

Culcay steigt zwar als Weltmeister ins Seilgeviert, Favorit aber ist sein Gegenüber. Als Interimschampion ist der Darmstädter im Frühjahr vergangenen Jahres auf den WM-Thron gehievt worden, weil der reguläre Weltmeister Ersilandy Lara aus Kuba zum sogenannten Superchampion aufgestiegen ist. Die WBA hat den Unsinn mit drei Champions pro Gewichtsklasse noch immer nicht aufgegeben. An Culcays Können (23 Kämpfe, 22 Siege) kratzt das aber nicht.

Als echter Weltmeister versteht sich Andrade. Seinen Titel der WBO verlor der in 23 Profikämpfen unbesiegte Boxer nur, weil er ihn wegen Streitigkeiten mit seinem Management nicht binnen eines Jahres verteidigt hatte. Nun will er den Gürtel der WBA als Ersatz. Der sportliche Ruf des 29-Jährigen ist exzellent. In der Vergangenheit besiegte er mehrere Top-Boxer seiner Gewichtsklasse. Der 31-jährige Culcay dagegen hatte nicht immer die erste Garde vor den Fäusten.

Aus der Tatsache schöpft der Amerikaner überbordendes Selbstbewusstsein. Culcay den Titel abzuknöpfen sei so einfach, „wie einem kleinen Jungen den Lutscher zu klauen“, verkündete der Amerikaner hochnäsig. „Ich spiele einfach in einer anderen Liga.“ Seine Fähigkeiten, so meint er, würden Bände sprechen. „Ich bin einfach viel besser als Culcay.“ Als Amateure standen sich beide vor zehn Jahren gegenüber. Damals gewann Andrade.

Andrade ist fürwahr ein gefährlicher Mann im Ring. Nicht nur seine Technik ist stark, seine Schlagkraft ebenso. Da hat er Vorteile, was seine K.o.-Quote von 70 Prozent beweist. „Andrade hat ein mächtiges Pfund, wenn er schlägt. Aber Jack ist beweglicher. Das muss er gnadenlos ausnutzen“, meint Ex-Weltmeister und Sauerland-Stallgefährte Jürgen Brähmer.

Der Amerikaner misst 1,85 Meter, für einen Halbmittelgewichtler eine ungewöhnliche Länge. Das sind beachtliche 13 Zentimeter mehr als der Deutsche. Zusätzlich zu seiner größeren Reichweite ist er auch noch Rechtsausleger und damit für einen Normalo wie Culcay schwer zu boxen. „Das bereitet mir Kopfzerbrechen“, gestand Trainer Wegner. Sein Schlachtplan aber steht. „Die bessere Taktik wird gewinnen“, behauptet der Trainer-Guru. „Und die haben wir.“