Chefbundestrainer Lambertz: Viel „tiefer Schatten“

Barcelona (dpa) - Das Fazit der Schwimm-WM von Henning Lambertz nach seinem ersten Großereignis als Chefbundestrainer.

Frage: Vor der WM haben Sie gesagt, Barcelona sie der „First Step“ auf einem längeren Weg. Wie groß war dieser erste Schritt?

Antwort: Der ist schon groß - den wir da machen müssen. Da liegt viel im Argen und viel tiefer im Argen, als man vielleicht vermuten konnte. Es ist sicher nicht damit getan, dass man motivationstechnisch Dinge von Außen heranträgt. Das haben wir versucht und es ist uns im Rückblick ganz gut gelungen. Aber die Ursachen für das teilweise schlechte Abschneiden von Sportlern liegt tiefer. Ich bin definitiv davon überzeugt, dass einfach die Basis nicht stimmt, auf die wir aufbauen und die Leute kriegen das nur einmal im Jahr abgerufen. Wir müssen mehr und härter und intensiver trainieren. Punkt.

Frage: Was muss geändert werden?

Antwort: Ich mache natürlich keinen Schnellschuss und gehe in der Weltmeisterschaft hin und stricke dann ein komplettes Konzept, was dann für die nächsten Jahre gültig ist. Ich schreibe mir jetzt viele Notizen auf, wie der Direktor Leistungssport auch, von dem was hier offensichtlich ist, was nicht so funktioniert und dann werden wir uns hinsetzen, die Sachen zusammen besprechen und daraus die Rückschlüsse ziehen, wie die nächste Saison aussehen muss. Diese wird mit deutlich mehr Vorgaben ablaufen, als es jetzt der Fall war. Die Freiheiten sind in vielen Bereichen nicht so gestaltet worden, wie wir es uns erhofft haben.

Frage: Sind Sie besonders enttäuscht von der zweiten Reihe, die nicht herangeführt werden konnte?

Antwort: Das zeigt natürlich auch, dass die Etablierten in der Lage sind, ihr Niveau immer wieder auf einem hohen Niveau abzufordern. Was uns gelingen muss, ist diese zweite Reihe auf das Niveau der ersten Reihe zu bringen - und darüber hinaus. Deswegen wird es diese gemeinsamen Trainingslager, gemeinsamen Maßnahmen, immer wieder Überprüfungen geben müssen.

Frage: Was gibt Zuversicht mit Blick auf die Heim-EM 2014 in Berlin?

Antwort: Wir sehen, was hier nicht funktioniert. Aus meiner Sicht heraus dürfen wir nur nicht den Fehler machen, dass wir so weitermachen, wie wir es bisher gemacht haben. Wir haben Ideen und werden die auch mit Leben füllen, damit es im nächsten Jahr deutlich besser wird. Aber selbst, wenn es im nächsten Jahr dann nicht so gut ist, wie wir es alle erhoffen - Hauptsache wir bringen unsere Schwimmer mal auf ein Grundniveau im Trainingszustand. Und wenn das vielleicht dazu führt, dass sie nächstes Jahr noch ein bisschen müder sind, aber dass sie dann für übernächstes und überübernächstes Jahr eine Basis gelegt haben, auf der wir aufbauen können, ist das trotzdem gerechtfertigt.

Frage: Sie haben Licht und Schatten gesehen. Wo war es besonders hell?

Antwort: Die schönsten Lichtpunkte waren natürlich immer die Finalergebnisse, die wir hatten. Marco Koch ist natürlich jetzt der hellste Stern der leuchtet, ist gar keine Frage mit der Silbermedaille. Dann der Steffen Deibler, der war zweimal im Einzel-Finale vertreten. Das ist sicher bei den Männern auch gut gewesen. Doro (Brandt) im Finale über 50 Meter Kraul ist toll und dass wir von den Staffeln, die wir ins Rennen geschickt haben, alle im Finale sehen, ist sicher auch so, wie wir es haben wollten.

Frage: Und der Schatten?

Antwort: Schatten sehen wir ja, alle die, die nicht mal in die Nähe der Semifinals kommen, das ist Schatten. Tiefer Schatten, je tiefer es mit den Plätzen runtergeht.