Chusovitina greift nach 18. Turn-Medaille

Brüssel (dpa) - Oksana Chusovitina kann mit fast 37 Jahren ihre 18. Turn-Medaille bei Olympia, WM und EM erkämpfen. Die gebürtige Usbekin zog in Brüssel zum fünften Mal im schwarz-rot-goldenen Trikot in ein Sprungfinale bei Turn-Europameisterschaften ein und greift nun wie 2008 nach EM-Gold.

Die Vizeweltmeisterin, die in London mit ihren sechsten Olympischen Spielen zur Rekordturnerin aufsteigen könnte, belegte im Vorkampf mit zwei blitzsauberen Sätzen und 14,966 Punkten den Spitzenplatz.

Gleich danach kündigte sie das Karriereende nach den Spielen im Sommer an. „Dann ist endgültig Schluss“, meinte sie schmunzelnd in der Mixed-Zone. Sie war verspätet in die Saison eingestiegen, weil zunächst ein Riss in der Bauchmuskulatur und später ein eingequetschter Rückennerv ein kontinuierliches Training verhinderten. Mit dem nach ihr benannten Überschlagsalto gestreckt mit eineinhalb Schrauben verhalf sie der deutschen Frauen-Riege zudem zum erstmaligen EM-Finaleinzug seit vier Jahren.

Dabei hatte Nadine Jarosch noch die schwierigste Situation zu meistern, denn bei ihrer letzten Übung des Tages am Schwebebalken ging plötzlich das Licht aus. „Das hat mich überrascht, aber was sollte ich machen? Ich dachte mir: Turn was Du kannst“, schilderte die Detmolderin die heikle Szene. Sie rettete Platz sieben mit 163,022 Punkten und sorgte dafür, dass die Deutschen im Endkampf der besten Acht dabei sind. Die bisher besten Mannschaftsplatzierungen der deutschen Frauen stammen aus den Jahren 1996 und 2008 mit gleichfalls Rang sieben.

Neben Chusovitina, die nur am Sprung eingesetzt wurde, erwies sich vor allem Kim Bui als stabile Punktebringerin, auch wenn sie am Balken zweimal absteigen musste. Die Stuttgarterin, die im Vorjahr in Berlin EM-Rang drei am Stufenbarren belegt hatte, zog als Sechste auch wieder in das Finale an ihrem Spezialgerät ein.

Cheftrainerin Ulla Koch freute sich, dass trotz der Verletzungsserie im Vorfeld alle EM-Ziele erreicht wurden. „Kompliment auch an Pia Tolle, die erst am Montag erfahren hat, dass sie hier turnt. Sie war mehr als eine Ersatzturnerin“, sagte die „Chefin“. Tolle war für Vize-Europameisterin Elisabeth Seitz eingesprungen, die wegen einer Blockade der Rückenmuskulatur ausfiel.

Die starken Rumäninnen um die Olympiasiegerinnen Catalina Ponor und Sandra Izbasa gehen als Vorkampfbeste (177,472 Punkte) in das Team-Finale am Samstag. Dort dürfte es auch für Titelverteidiger Russland mit Ex-Weltmeisterin Alija Mustafina (172,562) schwer werden, die Turnerinnen vom Balkan in der Mannschaftskonkurrenz zu gefährden. Gleich in drei Einzel-Finals ist die erst 15-jährige rumänische Newcomerin Larisa Iordache Mitfavoritin auf EM-Gold.