Das Phänomen Spielerfrau
Die Autorin Christine Eisenbeis hat die besseren Hälften der Fußballer unter die Lupe genommen.
Hamburg. Berufstätig sei sie nicht mehr, erzählte die Frau des Fußballprofis vom 1. FC Kaiserslautern. „Weil mein Mann das nicht möchte. Wenn ich arbeiten würde, wäre ich den ganzen Tag wahrscheinlich weg, und so trinken wir gemeinsam Kaffee, essen gemeinsam zu Mittag und gehen vielleicht zwischendurch eine Stunde spazieren.“
Und während sie ihrem Mann vor der Kamera einen Caro-Kaffee und einen Käsekuchen servierte, berichtete sie noch über die „Arbeit, wenn ein Fußballer zu Hause ist, wenn er verletzt ist und nicht spielen kann und sich nicht bewegen kann, dann muss man sich ein bisschen darum kümmern“.
Diese kleine Perle stammt aus 1971, aus der SWR-Reportage „Eva im Abseits“, die das Leben der Frauen im Schatten der Fußballstars zeigen sollte. Christine Eisenbeis hat diese Reportage ausgegraben für ihr Buch „Im nächsten Leben werde ich Spielerfrau“, eine amüsante und auch sehr lehrreiche Kulturgeschichte der Spielerfrauen. Diese historische TV-Reportage wirke „wie ein von Loriot inszenierter Sketch“, merkt Eisenbeis an. Die Ehe aber hielt: Bei der Erzählerin handelte es sich um Beate Rehhagel, die Ehefrau des heutigen Trainers von Hertha BSC.
Für gewöhnlich wird das Leben der Spielerfrauen in verschiedene Stereotypen verdichtet: Die Beate Rehhagel am Herd, die ihrem Profi zu Hause alles wegräumt, ist eines. Ein weiteres ist die Frau im Hintergrund, die zu Hause als Chefin agiert. Sie wird verkörpert durch Ilka Seeler. Über die wahren Kräfte-Verhältnisse in seiner Ehe steuerte „Uns Uwe“ einst diese wundervolle Beschreibung bei: „Ich entscheide über die großen Dinge bei uns, meine Frau entscheidet über die kleinen Dinge, und was kleine Dinge sind, und was große, bestimmt meine Frau.“
Eisenbeis erliegt nicht der Versuchung, das Thema in Bonmots oder anekdotisch zu verarbeiten. Ihr Ansatz geht tiefer. Sie blickt hinter die Kulissen, indem sie Interviews mit den Frauen führte, etwa mit Judith Gödicke, Ex-Freundin von Marcell Jansen und Christoph Metzelder. Dabei berichtet sie über die verschiedenen Images der Spielerfrauen in den letzten Jahrzehnten, angefangen mit Italia Walter, die französische Frau des Kapitäns der Weltmeister-Elf von 1954; sie war grell geschminkt und attraktiv, weshalb ihr das Image einer Hexe anhaftete, die ihren Mann Fritz vom Fußballspielen abhalte. Erst als sie ihre Kochkünste demonstrierte und 1951 dafür eintrat, ihr Mann möge nicht der lukrativen Offerte Athlético Madrids folgen, hatte sie Bundestrainer Sepp Herberger auf ihrer Seite.
Als historische Zäsur begreift Eisenbeis die „völlig wahnsinnige“ Berichterstattung der englischen Medien über die Frauen der englischen Profis bei der WM 2006. Erst durch diese Erhöhung der Spielerfrauen als Objekte der Klatschpresse habe der Profifußball den letzten Schritt hin zur totalen Unterhaltungsindustrie gehen können, glaubt Eisenbeis.
Die Initialzündung dafür lieferte die Verbindung zwischen Posh Spice und David Beckham. Gewährsmann für diese These ist Edward Freeman, der ehemalige Marketing-Direktor von Manchester United: „Es war Posh Spice, die aus Fußballern Models machte, es war nicht David alleine, sondern seine Ehe, die den Fußball in Mode brachte.“
Die „eiskalten Managerinnen“ hinter den Fußballstars, die in den 1980er und 1990er-Jahren von Gaby Schuster, Bianca Ilgner, Angela Häßler und Martina Effenberg verkörpert wurden, seien ebenfalls zu Unrecht stereotypisiert worden, meint Eisenbeis. Sie sieht diese Frauen als Avantgarde: „Sie waren die Vorreiter der heutigen Spielerberater und demonstrierten ausgeprägte Verhandlungskompetenz.“