Dauerbrenner Struse beendet Tischtennis-Karriere

Böblingen (dpa) - Nicole Struse legt den Tischtennis-Schläger aus der Hand. Im Alter von 41 Jahren beendet die frühere Europameisterin und deutsche Rekordnationalspielerin ihre lange und erfolgreiche Karriere.

Das Bundesliga-Heimspiel ihres Vereins SV Böblingen gegen Bingen soll am Sonntag der letzte Auftritt im Oberhaus sein. „Mir war immer klar, dass dieser Zeitpunkt einmal kommen wird und ich freue mich, dass ich so lang auf hohem Niveau spielen konnte“, teilte Struse am Dienstag ihre Entscheidung auf dem Internetportal des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) mit.

Die DTTB-Rekordmeisterin im Einzel (neun Titel) absolvierte 205 Länderspiele und hat Tischtennis-Geschichte geschrieben. Im Alter von 15 Jahren wurde sie als umjubelter Teenager 1987 in Berlin die jüngste deutsche Meisterin. Der Feier auf dem Funkturm folgten noch viele andere Siegerpartys im In- und Ausland. 1996 gewann sie bei der EM in Bratislava gleich drei Titel im Einzel, Doppel und Team, 2004 entschied sie das Europa-Top-12-Turnier in Frankfurt/Main für sich.

Die vierfache Olympia-Teilnehmerin und Hobby-Köchin war in ihrer langen Laufbahn stets eine unbequeme Spielerin - nicht nur wegen ihres kompromisslosen Angriffsspiels und ihrer kämpferischen Einstellung. „Das Wichtigste ist der Siegeswille. Man darf keine Angst vor dem Verlieren haben“, erläuterte Struse ihre Devise. Sie nahm selten ein Blatt vor den Mund und stieß mit ihrer aufbrausenden Art, ihrem Witz und ihren zahlreichen Eskapaden so manche Trainer und Funktionäre vor den Kopf.

Bei vielen Fans war der Temperamentbolzen dennoch beliebt. „Sie hat in den vergangenen vier Jahren unserem Bundesligateam unheimlich viel Energie gegeben und die Zuschauer mitgerissen. Mit ihr haben wir manchmal die Vereine mit weit größerem Etat richtig ärgern können“, sagte Böblingens Abteilungsleiter Frank Tartsch. Der Verein will die gebürtige Rheinländerin, die unter anderen für Kleve, Steinhagen, Coesfeld, Montpellier und Kroppach aufgeschlagen hat, würdig verabschieden.

„Wir werden uns mit allen Sponsoren, Spielerinnen und Helfern im Tischtenniszentrum noch mal zusammensetzen und feiern“, kündigte
Tartsch an. Der DTTB hat sich mit seiner früheren Rebellin ausgesöhnt und die Ex-Nationalspielerin nach einigen vergeblichen Anläufen im Rahmen einer Kindertrainer-Ausbildung offiziell verabschiedet. Mit Sentimentalitäten hält sich der Lindenstraßen-Fan auch beim Rücktritt nicht auf. „Wehmut gibt es da keine. Es ist die richtige Entscheidung, ganz klar“, sagte Struse.