Deibler wieder Vierter - Brandt schwimmt ins Finale
Barcelona (dpa) - Steffen Deibler hing in der Leine des WM-Beckens und schüttelte den Kopf. Statt der erhofften Medaille über 100 Meter Schmetterling gab es wieder mal Rang vier.
Wie bei Olympia. In 51,54 Sekunden blieb der 26-Jährige in Barcelona einen Tag nach WM-Silber von Brustschwimmer Marco Koch über seiner nur bis zum Finale gültigen Jahresweltbestzeit (51,19). „Sauärgerlich, dass es so knapp ist und dass es keine Medaille ist“, sagte Deibler am Samstag und haderte nach der zweitbesten Zeit seiner Karriere. „Viertschnellster Mann in der Welt und das Schmetterlingfeld ist saustark gewesen dieses Jahr. Aber klar, das ist schon scheiße so.“
Enttäuscht blickten Bruder Markus und Trainer Petra Wolfram hoch zum Videowürfel, auf dem Zeiten und Platzierungen standen. Acht Hundertstelsekunden fehlten Deibler zum Medaillenglück, seine Bestzeit hätte ihm Silber gebracht. „Ich wollte ein Stück weiter oben sein, aber das muss ich mir für die nächsten Jahre aufheben“, erklärte der Hamburger.
Gold ging nach der Weltjahresbestzeit von 51,06 Sekunden an den Südafrikaner Chad Le Clos vor Laszlo Cseh (Ungarn) und Konrad Czerniak (Polen). Auf die erste Schmetterling-Medaille seit Michael Groß 1991 muss der Deutsche Schwimm-Verband weiter warten. Immerhin stehen mittlerweile acht der angepeilten zehn Finalteilnahmen zu Buche.
Mit „ziemlich Puls“ fieberte Koch einen Tag nach Rang zwei über 200 Meter Brust bei Deiblers Auftritt in der Halle mit. Ohne Erfolg für den Teamkollegen. Koch bleibt der einzige DSV-Beckenschwimmer, der bis zum finalen Titelkampftag eine Medaille gewinnen konnte. Weniger Edelmetall gab es seit WM-Beginn 1973 nie. Vor zwei Jahren wurde mit fünf Bronzemedaillen bereits das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung verzeichnet. Zum Abschluss hofft der Verband auf gute Staffelresultate. In einer Außenseiterrolle geht Dorothea Brandt über 50 Meter Freistil nach 24,85 Sekunden und Platz sieben im Halbfinale den Endlauf an.
WM-Königin, das ist schon einen Tag vor der Schlussfeier klar, ist die Amerikanerin Missy Franklin. Über 200 Meter Rücken holte sich die 18-jährige in 2:04,76 Minuten ihr fünftes Gold im Palau Sant Jordi. Ähnlich erfolgreich krault die 16-jährige Katie Ledecky durch das WM-Wasser. Sie schwamm in 8:13,86 Minuten über 800 Meter zum vierten Titel in Barcelona - und blieb unter dem fünf Jahre alten Weltrekord der Britin Rebecca Adlington (8:14,10). Ledeckys Landsmann Ryan Lochte musste sich im Deibler-Rennen am 29. Geburtstag mit Rang sechs begnügen.
An einem packenden Finalabend stellte der brasilianische Freistilkönig César Cielo nach Gold über 50 Meter Freistil dagegen erst seine Muskelpakete zur Schau, dann ließ er bei der Hymne seinen Tränen freien Lauf. Der dritte Titel nacheinander über dieser Strecke bedeutete ein Novum. Erstmals erklang nach den 25,24 Sekunden von Jeanette Ottesen Gray über 50 Meter Schmetterling in Barcelona auch die dänische Hymne.
Einen ersten Weltrekord gab es schon am Vormittag durch Russlands 200-Meter-Weltmeisterin Julija Jefimowa im Vorlauf über 50 Meter Brust zu bestaunen. In 29,78 Sekunden blieb sie zwei Hundertstelsekunden unter der vier Jahre alten Marke. Nur acht Stunden durfte sich Jefimowa darüber freuen, dann zauberte 100-Meter-Weltmeisterin Ruta Meilutyte 29,48 Sekunden ins Wasser.
Nach dem Sieg über 100 Meter Freistil war Cate Campbell (Australien) in Weltjahresbestzeit von 24,19 Sekunden im Halbfinale über die halbe Distanz am besten unterwegs. „Ich denke, dass es Sonntag schneller geht“, sagte Brandt. Die 29-Jährige war am Samstagmorgen als einzige Deutsche weitergekommen. Daniela Schreiber belegte indisponiert Rang 37 - sie hatte der Olympia-Vierten Britta Steffen ihren Platz angeboten, diese hatte aber abgelehnt.