Der fiese Tritt von Jones

Für den Schalker dürfte das Spiel in Gladbach ein empfindliches Nachspiel haben.

Mönchengladbach. Jermaine Jones hatte die Kopfhörer über die Ohren gezogen, marschierte strammen Schrittes an den Journalisten vorbei in Richtung Mannschaftsbus.

Bloß keine Worte verlieren über diesen unwirklichen Moment in der sechsten Minute des Pokalspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Schalke 04 (3:1), als Jones Mittelfeldspieler Marco Reus absichtlich auf dessen gebrochenen linken Zeh trat.

Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte den Tritt nicht gesehen. Seit Donnerstag ermittelt deshalb der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes, Jones droht eine empfindliche Strafe. Zudem überlegen die Schalker, eine interne Strafe auszusprechen.

„Das werden wir in Ruhe besprechen“, sagte Manager Horst Heldt. Weitere Angaben zu diesem schwebenden Verfahren wollte der Klub am Donnerstag nicht machen.

„Es freut mich wegen dieser Szene umso mehr, dass wir es den Schalkern gezeigt haben“, sagte Reus und war bemüht, vielmehr die Leistung seiner Mannschaft in den Fokus zu stellen. „Es zeigt, welchen Respekt die Schalker vor uns hatten.“

Gladbachs Stadionsprecher Thorsten Knippertz ließ sich nach dem 2:0 von Reus gar zu einer brisanten Lautsprecherdurchsage verleiten: „Jermaine Jones: Auch wenn du Reus absichtlich auf den gebrochenen Zeh trittst, er trifft trotzdem.“ Schalkes Trainer Seppo Eichkorn hatte die Aktion „Gott sei dank nicht gesehen“. Horst Heldt sagte: „So etwas hat auf dem Platz nichts zu suchen.“

Für die Gladbacher war das 3:1 und der Einzug ins Pokal-Viertelfinale ein perfekter Abschluss eines sensationellen Jahres. „Was 2011 passiert ist, wird unvergessen bleiben. Wir sind alle mächtig stolz“, sagte Sportdirektor Max Eberl.

Trainer Lucien Favre versuchte erneut, die Euphorie einzufangen, was angesichts der starken Leistung eher zum Slapstick verkam. „Ich bin sehr enttäuscht. Die zweite Hälfte war katastrophal“, sagte der Schweizer mit bitterer Miene, um Sekunden später über seine Aussage zu lachen. Genauso wie über sein kategorisches „Nein“ auf die Frage, ob es 2012 Steigerungsmöglichkeiten für das in 2011 Erlebte geben könne.

Defensiv bot Gladbach im ersten Spielabschnitt die bisher beste Leistung unter Favre, den Fehler von Torhüter Marc-André ter Stegen beim 1:2 ausgenommen, als er einen Schuss nicht festhalten konnte. In der Offensive gestaltet Gladbach das Spiel zunehmend variabler. „Wir können Konter spielen, aber auch selber das Spiel mit vielen Pässen machen“, stellte der Schweizer zufrieden fest und verabschiedete sich lächelnd in den Urlaub.