Deutschland-Achter startet Mission Rio

Dortmund (dpa) - London ist Geschichte, Rio das Ziel. Gut zehn Monate nach dem Triumph auf dem Dorney Lake startet der Deutschland-Achter in die nächste Goldmission.

Die lange Suche nach der Idealbesetzung für das Paradeboot des Deutschen Ruderverbandes (DRV) ging am Freitag zu Ende. Wie Ralf Holtmeyer bekanntgab, nehmen fünf Olympiasieger und vier Neulinge Kurs auf die WM Ende August in Südkorea. Der EM-Gewinn vor zwei Wochen gilt als Startpunkt eines Vierjahresplans, an dessen Ende ein Erfolg in Brasilien stehen soll. Obwohl der Fokus auf 2016 liegt, liebäugelt Holtmeyer auch mit kurzfristigen Erfolgen: „Ein vierter Platz ist nicht unser Anspruch.“

Der Coach vertraut auf jene Crew, die beim EM-Sieg in Sevilla überzeugte. Maximilian Reinelt (Ulm), Kristof Wilke (Radolfzell) Richard Schmidt (Trier), Eric Johannesen (Hamburg) und Steuerman Martin Sauer (Berlin) waren bereits in London dabei. Die durch Rücktritte und Wettkampfpausen frei gewordenen Rollsitze erkämpften sich Maximilian Munski (Lübeck), Hannes Ocik (Schwerin), Felix Drahotta (Leverkusen) und Anton Braun (Berlin).

Bei der Nominierung des Teams ließ sich Holtmeyer im nacholympischen Jahr ungewöhnlich viel Zeit. Der missratene Saisonstart Mitte Mai auf der Hügelregatta in Essen, wo sich der Seriensieger der vergangenen Jahre mit einem vierten Rang begnügen musste, machte einen weiteren Kleinboot-Test in Ratzeburg nötig.

Die Ergebnisse dieser internen Leistungsüberprüfung am vorigen Wochenende erleichterten dem Erfolgstrainer die Auswahl und bestärkten ihn in seinem Vorhaben, die Position des Schlagmanns - anders als in den Jahren zuvor - an Johannesen zu vergeben. Der Hamburger ist voller Tatendrang: „Wir wollen in Südkorea unseren WM-Titel verteidigen.“

Die im vorigen vierjährigen Olympiazyklus ungeschlagene Crew geht ambitioniert, aber ohne den großen Druck des Vorjahres in die Saison. Nach London stand für die meisten Crew-Mitglieder weniger der Sport als vielmehr die berufliche Karriereplanung im Vordergrund. Deshalb wurden die Trainingsumfänge im Winter deutlich reduziert. „Bis Weihnachten haben wir uns auf den Lorbeeren ausgeruht. Aber jetzt haben wir wieder richtig Lust auf Leistung“, sagte Reinelt. Holtmeyer warnte jedoch alle Beteiligten vor übertriebener Erwartungshaltung: „Wir müssen alle ruhigbleiben und dürfen nicht davon ausgehen, dass alles so reibungslos weiterläuft.“

Die WM-Generalprobe für das neue Team steigt in einem Monat beim Weltcup-Finale auf dem Luzerner Rotsee. Einen Start beim 2. Weltcup drei Wochen zuvor auf der Olympiastrecke von Eton hält Holtmeyer für verzichtbar. „Wir haben weniger trainiert, also fahren wir auch weniger Regatten.“