Die Bayern rätseln, wie es nach dem Triple weitergehen soll
Der Rekordmeister rätselt, wie er diese Saison künftig toppen soll.
Berlin. Vor mehr als zwei Jahren, zum 111. Geburtstag, hat der FC Bayern eine Chronik aufgelegt. Ganz unbescheiden nennt es sich das größte Fußballbuch der Welt. Es ist 50 x 70 Zentimeter groß, fast 30 Kilo schwer und kostet 2999 Euro für 556 Seiten. Nun wächst die Chronik weiter an, zwölf Seiten werden aus aktuellem Anlass hinzugefügt. Denn ohne das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal- und Champions-League-Sieg wäre die Geschichte des deutschen Rekordmeisters nicht komplett.
Die Saison 2012/13 ist mehr als eine Episode. Das packende 3:2 gegen den VfB Stuttgart im Pokalfinale von Berlin hat Ein- und Erstmaliges perfekt gemacht. „Das kann man erst später begreifen, dass man etwas fürs Geschichtsbuch erreicht hat“, sagt Thomas Müller.
Matthias Sammer kennt und nennt des Nächtens im Berliner Olympiastadion (fast) alle, die Granden vergangener glorreicher Tage: „Beckenbauer, Müller, Breitner, Maier, Matthäus, Kahn, Effenberg“, zählte der Sportvorstand auf. Sie alle waren Meister, Pokalsieger, Europapokalsieger. Aber nie alles drei gleichzeitig. Selbst nicht in den titelreichen 70ern. Nur jetzt, hier in der Gegenwart.
Die glorreiche Verpflichtung ist Antrieb und Verpflichtung in diesem Verein. „Da muss man aufpassen, dass man nicht untergeht, da muss man richtig Ellenbogen zeigen und wenn es geht, das noch toppen“, sagte Sammer. Die Mannschaft von 2012/13 hat das hinbekommen.
Eine Stunde zuvor hatte man Schlimmstes befürchten müssen für den DFB-Pokal. Der Pokal kullerte, polterte und schepperte über die Tartanbahn des Olympiastadions. Aber es war nur ein Imitat aus Plastik, mit dem die Bayern-Profis wie kleine Kinder spielten. Später machte sich das Original auf den langen Weg von der Kabine der Bayern hinaus zum Bus. Bastian Schweinsteiger schlurfte durch die Katakomben, den Pokal mit verschränkten Armen vor sich her tragend. Er weiß mittlerweile, wie mit Pokalen umzugehen ist. Nun folgt der verdiente Urlaub, danach die Mission Tripleverteidigung unter Trainer Pep Guardiola. Und dann?
Schwer zu toppen sei dieses Jahr, sagte Torwart Manuel Neuer um kurz vor Mitternacht. Höher, schneller und weiter kann es für diese Bayern nicht mehr gehen. Nächste Saison gibt es mit dem europäischen Supercup und dem Weltpokal zwei weitere Trophäen zu gewinnen — aber halt auch drei zu verlieren.
Und dann ist da noch etwas Anderes, was schon lange kein Bayer mehr gewonnen hat: Seit Lothar Matthäus im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, 1990. Der Weltfußballer 2013 muss ein Münchner sein, findet Trainer Jupp Heynckes. Er hat Anwärter: Lahm, Schweinsteiger, Ribéry und Müller. „Das sind die Kandidaten, die das abräumen müssen“, sagte Heynckes. Es droht die nächste Aktualisierung im größten Fußballbuch der Welt.