„Basta“-Politik: Reindl wie einst Kanzler Schröder

München (dpa) - Der Vergleich mit Gerhard Schröder liegt nahe. Wie einst der frühere Bundeskanzler setzt Franz Reindl die für einige schmerzhaften, aber wohl dringend notwendigen Reformen mit einer „Basta“-Politik beim Deutschen Eishockey-Bund durch.

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So geschickt wie kompromisslos rang der Präsident den Verbandsmitglieder bei deren außerordentlichen Sitzung am Wochenende in München den Auftrag zur Satzungs-Neugestaltung und damit zur finanziellen wie sportlichen Sanierung des DEB ab. „Das geht jetzt sofort los. Da ist so viel Druck drin. Der Kessel dampft“, sagte Reindl entschieden.

DEB-Aufnahme mit entsprechender Beitragszahlung der 28 Proficlubs, höhere Beiträge der Mitglieder, zugleich geringere Verbandsabgaben an die Clubs und Landesverbände, Gebühren für DEB-Lizenzen und Sonderumlagen sollen dem DEB künftig mehr als 600 000 Euro pro Jahr zusätzlich garantieren. Die entsprechenden Satzungsänderungen können nun erarbeitet und sollen Anfang 2015 endgültig beschlossen werden.

Dass Reindl politisches Geschick hat, ist schon lange klar. Vom früheren Nationalspieler stieg Reindl zu einem der größten Strippenzieher des deutschen Sports auf. Erst im Sommer gelang ihm als vorheriger Generalsekretär mit einer perfekt vorbereiteten Kandidatur der Sturz seines umstrittenen Amtsvorgängers Uwe Harnos. So wie einst Kanzler Schröder seine „Agenda 2010“-Politik durchdrückte, läuft nun die Verbandserneuerung auf Hochtouren. Notgedrungen. Wäre alles weiter gelaufen wie bisher, hätte der DEB wohl irgendwann in den nächsten Jahren Insolvenz anmelden müssen.

„Die Gefahr der Überschuldung können wir momentan mal hinten anstellen. Wir könnten aber immer mal wieder in den Gefahr der Zahlungsunfähigkeit geraten“, berichtete Reindls Finanz-Vize Berthold Wipfler angesichts einer jährlichen strukturellen Unterdeckung in Höhe von rund 600 000 Euro. „Berthold Wipfler ist unser Motor im Bereich im Finanzen“, sagte Reindl über den Steuerberater.

Wipfler ist in Wirklichkeit mehr als das. In der Öffentlichkeit gibt er Reindls Bullterrier. Wiederholt schüchterte er am Wochenende die Mitglieder und vor allem die ehemals mächtigen Landesverbände ein. „Wir lassen uns nicht mehr von einzelnen Personen bremsen“, war ein oft formulierter Satz Wipflers an die Adresse der Verbandsfürsten der Ländern, die in der Vergangenheit immer wieder Reformen blockierten.

Reindl selbst wurde auch deutlich, aber nur im Rahmen der Workshops, die der DEB vor der Mitgliederversammlung durchführte. „Das machen wir so. Und wenn die das nicht wollen, machen wir es trotzdem“, bellte Reindl. Nach außen hin gibt sich der bald 60-Jährige ganz diplomatisch, wie ein Politiker eben. Geschickt hatte er auch seine Duzfreunde René Fasel und Alfons Hörmann nach München geladen.

Diese wandten sich mit deutlichen Botschaften an die Mitglieder. „Zügig und zackig“ sollte die neue Satzung umgesetzt werden, mahnte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: „Der Weg ist alternativlos“. Und Weltverbandspräsident Fasel sah „vielleicht zu viele Eigeninteressen“ bisher. „Aber man muss diese Schritte jetzt ehrlich machen und jeder muss nachgeben“, mahnte Fasel und Reindl stellte zufrieden fest: „Wir haben die Begleitung vom internationalen Eishockey-Verband, wir haben die Unterstützung vom DOSB. Welcher Verband hat so eine starke Begleitung auf dem Weg zur Neuaufstellung“.

Zusammen mit einer zuvor mit Fasel abgestimmten Drohung, notfalls einen neuen Dachverband ohne Landesverbände zu gründen, war der Druck am Ende so groß, dass sich die Mitglieder-Mehrheit Reindls Planungen beugte, obwohl dies vor allem für die Landesverbände mit Machtverlust einhergeht. „Im Gespräch, im Dialog fetzt es halt, weil man alte Zöpfe abreißt“, kommentierte Reindl die „heftigen“ Diskussionen.

Am Ende aber schafften er und seine Mitstreiter es einschließlich der Präsidenten-Wahl schon zum zweiten Mal, den gewachsenen Zusammenhalt der Landesverbände, die zusammen 50 Prozent der DEB-Stimmrechte haben, aufzubrechen. Das erkannte selbst Amtsvorgänger Harnos an. „Die Voraussetzungen dafür, sich Gelder zu beschaffen, sind jetzt gegeben. So wirst du es schaffen, den Sport wieder nach vorne zu bringen“, sagte Harnos im Plenum. Er selbst hatte es nicht geschafft.