Charakterstärke macht DEB-Team Mut - „Im WM-Modus“

Rapperswil (dpa) - Hinterher guckte nur Pat Cortina ein bisschen streng - aber die Sorgenfalten des Eishockey-Bundestrainers galten nicht den Auftritten seiner Spieler am letzten Testwochenende vor der Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden.

„Ich bin mit unserem Einsatz sehr zufrieden“, resümierte der Coach nach den zwei knappen Matches in der Schweiz. 1:2 nach Verlängerung und 2:3 im Penaltyschießen hatte sein Team gegen die „Eisgenossen“ den Kürzeren gezogen und reist mit nur einem Sieg in acht WM-Vorbereitungspartien nach Helsinki. Unruhe? Fehlanzeige! Wobei Cortina schon ins Grübeln kommen wird, muss er doch am Montag seinen Turnierkader benennen.

„Das werden schwierige Entscheidungen“, war sich der Trainer am Samstag in Rapperswil sicher. Cortina wirkte etwas erschöpft, als er in den Katakomben der Rapperswiler Eishalle die Vorbereitungsspiele Revue passieren ließ, Krawatte und Jackett hatte er nach dem letzten verschossenen Penalty schnell abgelegt. Dabei geht es jetzt erst richtig los: Nominierung, Abreise nach Finnland, letzte Trainings und dann am Freitag das WM-Auftaktspiel gegen den Gastgeber.

„Ich denke, wir sind bereit“, befand Stürmer Christoph Ullmann, „jetzt sind wir im WM-Modus“. Mut machte dem deutschen Tross vor allem die Tatsache, dass man einem Gegner wie der Schweiz, der „in der Vorbereitung schon ein Stück weiter ist als wir“ (Cortina), durch Kampf und Willen phasenweise auf Augenhöhe begegnet ist. „Wir haben nicht aufgesteckt, gezeigt was wir für eine Mannschaft sind und was wir für einen Charakter haben“, lobte Kapitän Michael Wolf, der am Samstag mit seinem 2:2 die Verlängerung erzwungen hatte.

Die Moral ist in der Tat schon WM-reif. Spielerisch steht Cortina und dem Team, das erst am Mittwoch mit Spielern der DEL-Finalisten Berlin und Köln aufgefüllt wurde und am nächsten Donnerstag von den NHL-Stars Christian Ehrhoff und Marcel Goc komplettiert werden soll, noch Arbeit bevor. „Was noch besser werden muss, sind die Abstimmung bei den Angriffstrios und die Special Teams“, sagte der Coach. Tatsächlich lief es vor allem in der Offensive nur selten rund.

Optimistisch stimmen die Auftritte der deutschen Torhüter: Der Mannheimer Dennis Endras am Freitag und einen Tag später noch mehr Danny Aus den Birken von den Kölner Haien wuchsen über sich hinaus. Mit je zwei Penaltys in der regulären Spielzeit und im finalen Shootout scheiterten die Schweizer an Aus den Birken. „Das freut mich für ihn“, fand Cortina. „Er hat einen tollen Job gemacht. Wir werden auf jeden Fall gute Torhüter bei der WM haben, egal wer spielt.“ Rob Zepp von Meister Eisbären reiste leicht angeschlagen nicht mit in die Schweiz, hofft aber auf eine Genesung bis zur WM.

Auch Zepps Clubkamerad Frank Hördler ist verletzt, auch er will bis zur Abreise am Dienstag aber wieder fit sein. 23 Spieler - davon drei Goalies - kann Cortina nominieren. Ob er vielleicht sogar mehr Akteure mit nach Helsinki nimmt, um dann spontan auf eventuelle Verletzungen reagieren zu können, ist möglich. „Das ist schwierig, denn ich muss erstmal schauen, wie alle physisch drauf sind.“

Vor allem den Profis der Eisbären Berlin und der Kölner Haie merkte Cortina die Erschöpfung an. „Für die Spieler aus den Finals waren das schon anstrengende Tage, aber wir haben ja noch eine Woche“, betonte Felix Schütz von den Haien. Darauf zählt auch Ullmann, der mit den Auftritten bei der Schweiz-Reise zufrieden war. „Jetzt müssen dann nur noch die Ergebnisse her“, sagte er lapidar. Am besten von Freitag an gegen Finnland, Russland, USA und Co.