DEL-Oldies formstark: Erfolg keine Frage des Alters
Berlin (dpa) - Kölns Eishockey-Trainer Uwe Krupp weiß, was er an DEL-Rekordspieler Mirko Lüdemann hat. „Mirko ist ein Ausnahmespieler und in exzellenter Verfassung“, lobt ihn der Coach der Haie, „er gehört zum festen Stamm in der Defensive.“
Lüdemann ist 39 Jahre alt und mit Abstand der älteste Profi im Kader der Haie. Seine Leistung bringt der „Senior“ des Teams aber nach wie vor. Lüdemann ist kein Einzelfall: Auch andere Oldies in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) machen derzeit auf sich aufmerksam. Beim 3:2-Sieg des EHC München in Düsseldorf waren Blake Sloan (37 Jahre) und Klaus Kathan (35) mit ihren beiden Toren die Matchwinner. Jüngst ehrte die Liga Robert Leask für sein 900. Spiel in der DEL. Der Deutsch-Kanadier ist mit 41 Jahren der älteste DEL-Spieler und in der Defensive der Ice Tigers eine feste Größe. Bei 38 von 41 Ligaspielen wirkte er mit. „Er ist sehr erfahren, topfit, verfügt über einen perfekten Lebenswandel und ist sehr wertvoll für uns“, fasst Nürnbergs Manager Lorenz Funk Leasks Vorzüge zusammen.
Von schweren Verletzungen blieb Leask bislang verschont. „Außerdem habe ich mich immer fit gehalten, und ich ruhe mich nach der Saison für ein paar Wochen einfach nur aus“, erklärt der Spieler. Im Team spiele sein hohes Alter keine Rolle.
Das ist bei Robert Hock anders. Der Angreifer der Iserlohn Roosters bekam nach seinem 40. Geburtstag von seinem Mitspielern Michael Wolf und Tobias Wörle den Spitznamen „Alter Mann“ verpasst. Der zweitälteste Akteur der DEL steckt die Strapazen des Ligabetriebs allerdings weg wie ein Junger. Hock hat in 40 Spielen elf Tore erzielt und ist mit 27 Punkten drittbester Scorer seines Teams. „Erfolg ist keine Frage des Alters“, sagt Hock, der wie Nürnbergs Leaks viel Wert auf Regeneration in der Sommerpause legt und auch Yoga betreibt.
Wie Hock und Leask fühlen sich auch die Münchner Sloan und Kathan fit und genießen den Respekt ihrer jüngeren Mitspieler. „Manchmal bin ich Opa, Vater oder Bruder für die anderen“, berichtet Sloan. In der Münchner „Abendzeitung“ rühmt ihn sein Trainer Pat Cortina: „Blake ist ein Mensch mit großer Klasse. Ein großartiger Mentor für unsere jungen Spieler und ein Krieger auf dem Eis.“ Sportdirektor Christian Winkler hebt die große Erfahrung der beiden Cracks hervor: „Sie ist Gold wert und hilft vor allem in kritischen Situationen.“
Kathan will die Erfahrung freilich nicht überbewerten. „Die Leistung ist das A und O. Da ist es egal, ob ich 17 oder 35 Jahre alt bin“, sagt der Sohn der Eishockey-Legende Peter Kathan. Das gilt auch für Hannovers Scott King. Der 36-Jährige Stürmer hat alle 41 Ligaspiele absolviert und ist zweitbester Scorer der Scorpions. „Es ist die Leidenschaft für den Sport, er liebt Eishockey“, erklärt Hannovers Sportdirektor Marco Stichnoth den Erfolg des Kanadiers.
In der Fußball-Bundesliga sucht man solche Dauerbrenner vergebens. Robert Hock nennt Gründe: „Die Konkurrenz im Eishockey ist geringer. Es wird weniger deutscher Nachwuchs ausgebildet, was keine Kritik an den Vereinen oder dem Verband ist“, erklärt der Iserlohner. „Da sehr viel von unten nachkommt, werden im Fußball die Spieler schneller aussortiert“, meint Mirko Lüdemann. Er ist seit über 20 Jahren dabei und genießt seinen Status bei den Haien: „Ich finde es schön, mich mit den jüngeren Spielern zu messen und zu zeigen, dass ich noch mithalten kann.“