„So schön kann Eishockey sein“ - Wintergame ein Erfolg
Nürnberg (dpa) - Kaum waren die letzten Funken des Feuerwerks im Nürnberger Nachthimmel verglüht, lenkte Gernot Tripcke seine Gedanken bereits auf das nächste Spektakel.
„Heute haben alle Leute im Stadion und vor den Fernsehgeräten gesehen, wie schön Eishockey sein kann. Wir werden weiter machen“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nach dem ersten Wintergame in der DEL-Geschichte, das der Veranstalter Nürnberg Ice Tigers 4:3 gegen den deutschen Meister Eisbären Berlin gewann. Stolz saß er auf dem Podium im Pressebereich des Frankenstadions und verkündete: „Wir werden die nächste Veranstaltung ausschreiben und alle heute gewonnenen Erfahrungen in die Kriterien mit einfließen lassen.“
50 000 Zuschauer hatten bei der Premiere in der ausverkauften Arena, in der die Fußballer des 1. FC Nürnberg normalerweise ihre Heimspiele austragen, für eine einzigartige Atmosphäre gesorgt. Aus ganz Deutschland waren die Menschen angereist. Die Kulisse bedeutete europäischen Rekord für ein Ligaspiel unter freiem Himmel. Tripcke war dementsprechend „überglücklich mit der Veranstaltung“. Die Bilder seien durch ganz Deutschland und die Welt gegangen. „Wir haben eine super Visitenkarte abgegeben“, bemerkte der DEL-Boss.
Das Match soll den Eishockeysport in seiner medialen Bedeutung voranbringen. „Jeder hat gesehen, was das für ein geiles Spiel war. Ich hoffe, dass es seine Spuren hinterlässt“, meinte Eisbären-Legende Sven Felski. Patrick Reimer, Nürnbergs Kapitän und Torschütze zum 3:2, war sich sicher: „Die Zuschauer, die heute zum ersten Mal beim Eishockey waren, werden zu Wiederholungstätern.“ Der Verein oder die Stadt, die ein kommendes Wintergame austragen, werden es laut Tripcke aber nicht einfach haben. „Das Event wird nur schwer zu toppen sein.“
Gleichwohl traut der DEL-Geschäftsführer auch anderen Orten als Nürnberg zu, solch eine Großveranstaltung zu stemmen. „Sie muss allerdings einen Neuigkeitswert haben“, betonte er und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Vielleicht spielen wir auf einem Teich. Es geht schließlich nicht um die Größe, sondern um das Ambiente.“ Nürnbergs Organisationschef Lorenz Funk kann sich ebenfalls vorstellen, „dass sich so ein Spiel auch an einem anderen Ort bewähren kann“.
Bei der Freiluft-Premiere in Franken störte eigentlich nur das Schmuddelwetter. Für Winteratmosphäre sorgte trotz fehlenden Schnees der 15 000 Quadratmeter große weiße Teppich, der im Innenraum um die Eisfläche lag.
Die war für die Profis wegen des Regens aber schwer zu bespielen. Der Puck holperte bisweilen über das Eis, das Flutlicht sorgte für ungewohnte Lichtverhältnisse. Berlins Trainer Don Jackson irritierte zudem die Lage des 40 Meter von den Rängen entfernten Spielfeldes. „Die Fans waren ganz weit weg. Das war ein großer Unterschied zu sonst“, befand der Amerikaner. Die Spieler waren dennoch von der Stimmung im weiten Rund beeindruckt. „Das war so laut. Ich dachte: Wo bin ich hier? Das ist doch kein Fußballspiel“, beschrieb Eisbären-Stürmer Florian Busch seine Eindrücke. „Das Match wird keiner so schnell vergessen“, meinte Marco Nowak von den Ice Tigers.
Lange konnten sich die siegreichen Nürnberger noch der DEL-Rekordmeister aber nicht damit aufhalten. Beide Teams mussten bereits 24 Stunden später die nächsten Partien bestreiten. Für die Ice Tigers stand nur 30 Meter entfernt vom Stadion in eigener Halle das Duell gegen den Vizemeister aus Mannheim auf dem Programm, die Eisbären waren bei den Hannover Scorpions gefordert.