Herr Schopp, wie waren die ersten Reaktionen auf Ihr Engagement bei den Krefeld Pinguinen?
Neuer Hauptgesellschafter und Geschäftsführer im Interview Peer Schopp im Interview: „Die Krefeld Pinguine sind nicht mein Spielzeug“
Krefeld · Der neue Chef bei den Krefeld Pinguinen spricht im Interview mit unserer Redaktion über die ersten Tage beim Verein und seine Ziele – und er erklärt, dass man ihn nicht auf der Bank wiederfinden wird.
Peer Schopp und Tobias Polka haben in den vergangenen Wochen die Anteile der Save’s AG von Sergey Saveljev gekauft. Im exklusiven WZ-Interview berichtet der neue Geschäftsführer und Anteilseigner von seinen ersten Tagen bei den Krefeld Pinguinen, seinen Zielen mit dem Verein und wie seine Aufgaben bei den Schwarz-Gelben aussehen. Anders als Vorgänger Saveljev, wird man den Unternehmer Schopp nicht auf der Bank der Pinguine wiederfinden.
Peer Schopp: Das war teilweise schon überwältigend. Aus dem Freundeskreis, von Bekannten und von Leuten auf Facebook bin ich angeschrieben worden. Alle haben ihre Begeisterung geäußert. In den ersten zwei Tagen bin ich quasi überrollt worden. Ich musste erstmal meine ganzen Emotionen einfangen.
Also durchweg positiv?
Schopp: Ja, es war alles positiv. Es war allen anzumerken, dass sie sich gefreut haben, dass die Pinguine jetzt in Krefelder Hand sind. Ich war gegen Bayreuth viel im Stadion unterwegs, um mich bei den Fans, Sponsoren und Ehrenamtlern vorzustellen. Das war mir ein großes Anliegen. Ich komme aus dem Ehrenamt, von den Skating Bears, und alle haben sich gewundert, wie der Übergang so ruhig ablaufen konnte.
Wie lief denn die Übergabe mit Sergey Saveljev?
Schopp: Das war sehr emotional. Wenn man mit Sergey näher zu tun hat, merkt man erst, was er für ein emotionaler Mensch ist, welche Emotionen er in den Klub gesteckt hat. Viele sehen immer nur das Geld. Er hat viel Geld verloren. Aber er hat viel mehr von sich in den Verein gesteckt. Und auch da hat er sehr viel verloren. Er war zum Schluss komplett fertig. Er hat es am Ende nicht mehr verkraften können. Der Übergang war tränenreich. Wir haben ihm vor der Mannschaft eine Dauerkarte auf Lebenszeit gegeben. Die Mannschaft hat sich riesig gefreut und applaudiert. Ihm standen auch Tränen in den Augen.
Was ist in den vergangenen Wochen genau passiert?
Schopp: Das war ein Prozess, der über einige Wochen lief, wenn nicht über Monate, in denen wir gesprochen haben. Sergey Saveljev wollte gerne, dass der Verein in gute Hände gelegt wird. Wir haben einen hervorragenden Kontakt und sind wie Freunde. Sergey wird auch noch ein Abschiedsspiel bekommen. Ich hoffe, dass die Fans ihm dann auch ausreichend dafür danken, was er für den Verein geleistet hat.
Wie kamen Sie selbst jetzt dazu, die Anteile zu kaufen? Das ist ja durchaus keine alltägliche Situation.
Schopp: Wir haben darüber schon vor knapp einem Jahr gesponnen und gesagt, dass wir es gerne anders machen würden. Wir würden es gerne auf andere Füße stellen, auf allen Ebenen professionalisieren. Das Potenzial, das in diesem Verein steckt, ist unglaublich. Wir sind davon überzeugt, das in der Zukunft zu heben. Das wird ein bisschen dauern, dafür brauchen wir alle Geduld. Es wird viel Arbeit. Aber viele Dinge sind auch schon gut, man muss sie nur verbessern.
Sergey Saveljev war auch Geschäftsführer, einen sportlichen Leiter gab es nicht. Wird es jetzt jemanden geben?
Schopp: Ja, da wird es auf jeden Fall jemanden geben. Wir werden eine klare Trennung bei den Aufgabenbereichen haben. Eine sportliche Leitung ist absolut notwendig. Wir werden uns um unsere Aufgaben kümmern, dass wir wirtschaftlich gut arbeiten. Dazu brauchen wir jemanden, der das Sportliche vernünftig leitet. Ich werde mich nicht an die Bande stellen.
Wann wollen Sie dazu etwas verkünden?
Schopp: Wir sind in Gesprächen, müssen jetzt schnell handeln und anfangen, den Kader für die nächste Saison zu planen. Wir haben zwar noch einige laufende Verträge, aber wir haben den Anspruch, in den nächsten 14 Tagen etwas bekannt zu geben.
Bei der Personalie des Trainers Peter Draisaitl waren Sie bereits involviert?
Schopp: Ja. Das geschah nach gemeinsamer Absprache.
Sein Vertrag läuft bis Ende der Saison. Wollen Sie mit ihm verlängern?
Schopp: Wir sind mit Peter in ganz engen Gesprächen, um langfristig zusammenzuarbeiten. Da können wir in naher Zukunft sicher auch etwas vermelden. Peter Draisaitl hat unglaubliche Erfahrung. Und was mir sehr gut gefällt, ist seine Geradlinigkeit. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist kantig. Man muss auch mal unterschiedliche Meinungen haben. Nur so kommt man voran.
Was begeistert Sie generell an den Pinguinen und dem Eishockeystandort Krefeld?
Schopp: Ich bin mit 14 Jahren das erste Mal beim Eishockey gewesen. Damals habe ich noch in Solingen gelebt. Da war ich beim Solinger Schlittschuh-Club bei jedem Heimspiel. Die haben damals in der zweiten Liga gespielt. Da gab es auch Duelle mit Herne und Bad Nauheim. Es waren ähnliche Namen, die man in DEL 2 und Oberliga hört. Da entstand die Liebe zu dem Sport, seitdem gehe ich regelmäßig zum Eishockey. Als ich vor 25 Jahren nach Krefeld gezogen bin, wurde der KEV mein Verein. Die Eishockey-Leidenschaft war immer da.
Wie sehen Ihre Ziele mit den Pinguinen aus?
Schopp: Die kurzfristigen Ziele sind, die direkt anliegenden Probleme des Klubs anzugehen. Die sind vielschichtig, in Teilen sind wir die schon seit der Übernahme angegangen, etwa die Professionalisierung in allen Bereichen um die Mannschaft herum. Auch in der Präsentation nach außen wollen wir uns verbessern. Da sind wir aber auch schon gut dabei. Auf Social Media machen wir gute Arbeit. Die Aufgabe vom Trainer ist es, der Truppe weiter eine Struktur zu geben. Da sind Automatismen gefragt, die einstudiert werden müssen. Während der Saison ist das nicht einfach. Wir müssen Spiele gewinnen, weil wir unter die ersten Vier kommen wollen.
Sergey Saveljev und Peter Draisaitl waren im engen Austausch, um den Kader noch zu verbessern. Gibt es die Möglichkeit, den ein oder anderen Kontingentspieler dazuzuholen, gerade mit Hinsicht auf die Playoffs?
Schopp: Wir werden uns darüber unterhalten, aber Priorität hat im Moment, die Mannschaft in die Struktur und Form zu bringen, die sie leisten kann. Wenn wir uns den Kader anschauen, dann haben wir momentan den besten Kader der DEL 2. Das ist einfach so. Deswegen haben wir genügend PS, wir müssen sie nur auf die Straße kriegen, das ist im Moment das Hauptproblem.
Bei den Pinguinen sprach man davon, dass Ihr Einstieg etwas Langfristiges und keine Rettungsmission sei. Was passiert, wenn die Krefelder den Aufstieg in dieser Saison verpassen sollten? Ginge es dann weiter?
Schopp: Natürlich. Dann nutzen wir die Zeit weiter, um die Spieler mit der Pinguine-DNA auszustatten. Dann werden wir hart daran arbeiten, einen Mannschaftsstamm langfristig aufzubauen. Wir haben die ganz klare Zielsetzung, dass wir mit jungen Leuten arbeiten wollen. Wir wollen sehr eng mit dem KEV 81 zusammenarbeiten. Da sind viele Talente und gute Spieler. Der Verein macht einen guten Job und da wäre es ja eigentlich verrückt, wenn man da nicht miteinander kooperiert. Das ist für uns als Verein und die Stadt Krefeld sehr wichtig.
In den letzten Monaten war die Beziehung zwischen dem KEV 81 und den Pinguinen schwierig. Wo wollen Sie ansetzen?
Schopp: Einfach miteinander sprechen. Mit dem richtigen Ansatz, dass beide das wollen. Dann wird man auch Lösungen finden. In den letzten Tagen haben wir mit dem KEV 81 schon mehr besprochen als das in den letzten zwölf Monaten der Fall war. Wir haben alle jungen Spieler zum 1. Dezember lizensiert. Sandro Mayr hat am vergangenen Freitag direkt über 25 Minuten gespielt. Der KEV hat dann auch gewonnen. Wir müssen voneinander profitieren, uns gemeinsam entwickeln. Dann ist das auch für beide Vereine sinnvoll.
Besteht die Möglichkeit, dass das Geld im Kooperationsvertrag wieder erhöht wird?
Schopp: Jetzt lassen Sie uns erst einmal sprechen und schauen, wie wir miteinander klarkommen. Dann muss von beiden Seiten eine Kooperationsbereitschaft bestehen. Es muss für beide Seiten eine Win-win-Situation entstehen.
Könnte Ihr Einstieg der Beginn einer neue Ära Schopp sein?
Schopp: Das ist der Start in die Ära KEV. Ich will hier keinen großen Mäzen spielen. Die Pinguine sind nicht mein Spielzeug. Wir wollen aus dem Verein ein gesundes Unternehmen machen. Das ist das Ziel, daran arbeiten wir alle zusammen als Team.
Tobias Polka sprach von der „Krefelder Lösung“, die man gefunden hat. Gab es durch diese Lösung schon Anzeichen für neue Sponsoren?
Schopp: Da gab es erste Reaktionen und einen ehemaligen Sponsor, der wieder einsteigen möchte. Es gab insgesamt die Reaktion der bestehenden Sponsoren: Ja, endlich, da freuen wir uns drauf. Und jetzt können wir reden. Wir haben schon Gesprächstermine mit größeren Sponsoren.
Der Verein will die Attraktivität in der Stadt steigern. Im Zuge des WZ-Sportteams 2022/23 - „next generation“ hatten wir einen Kabinentalk mit Christian Ehrhoff bei den Pinguinen, der sich sehr verbunden mit Krefeld zeigte. Wäre er eine Figur, die Sie gerne ins Boot holen möchten?
Schopp: Christian Ehrhoff ist in Krefeld immer willkommen. Er kann immer zu mir kommen, wenn er Lust hat. Wir werden ihn sicher nicht unter Druck setzen. Ich weiß aus guten Quellen, dass er im Moment eher keine Lust auf Eishockey hat und dass bei ihm andere Dinge im Fokus stehen. Trotzdem ist er immer bei uns willkommen.
Wächst durch die große Erwartungshaltung auch der Druck für Sie?
Schopp: Ich verspüre von außen keinen Druck. Von außen entsteht viel Euphorie. Ich mahne da wirklich Geduld an, wir brauchen Zeit. Es wird auch mal Kritik kommen, das ist völlig klar. Die werden wir uns anhören und unseren Weg konzentriert weitergehen.
„Abstieg ist Aufstieg“ – Was ist damit gemeint?
Schopp: Abstieg ist Aufstieg – es ist ja eigentlich nur das passiert, was die sieben Jahre zuvor auch passiert wäre. Wir spielen seit sieben Jahren unten in der DEL. In der Halle klebte diese „Losermentalität“. Peter Draisaitl hat das gut gesagt: Dass wir wieder anfangen müssen, stolz auf die Pinguine zu sein, wir müssen wieder aufstehen und den Leuten zeigen, dass wir jemand sind. Dann kommen auch wieder mehr Leute ins Stadion. Der Abstieg ist eine Chance, uns neu zu sortieren.
Gegen Bayreuth waren Sie zum ersten Mal in neuer Funktion beim Heimsiel dabei. Schaut man das Spiel anders, wenn man „sein“ Investment auf dem Eis spielen sieht?
Schopp: Die Frage habe ich mir auch gestellt (lacht). Man weiß mehr aus dem Team, man tauscht sich aus. Wir hatten am Samstag noch eine Sitzung mit dem Mannschaftsrat. Man redet mit den Führungsspielern. Das ist eine andere Art zu schauen, weil man weiß, dass man dazugehört. Es ist anders, aber trotzdem schön. Beim Ausgleich kurz vor Schluss habe ich mich genauso gefreut wie früher.