Aufschwung aus Trotz Wie die Krefeld Pinguine gegen das DEL-Aus kämpfen

Krefeld · Trotzig kämpfen die Krefeld Pinguine gegen das DEL-Aus. Sportlich ist der Meister von 2003 wieder im Soll, wirtschaftlich fehlt wohl ein Millionenbetrag zum Überleben. Neue Investoren sollen die Rettung sein - dafür müsste ein Gesellschafter aber seine Anteile verkaufen.

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Die Planung für die kommende Saison in der Deutschen Eishockey Liga fällt bei den Krefeld Pinguinen diesmal vorerst aus. Während sich die übrigen DEL-Manager in der anstehenden Pause mit dem Deutschland Cup traditionell mit der nächsten Spielzeit beschäftigen, hat Krefelds Geschäftsführer Matthias Roos Wichtigeres zu tun. Ob der Meister von 2003 in der kommenden Saison überhaupt noch erstklassig spielt, ist nämlich fraglich. „Wir haben am 19. November unsere Gesellschafterversammlung. Das ist dann schon ein existenziell entscheidender Tag für uns“, sagte Roos der Deutschen Presse-Agentur.

Ziel ist es, die Gesellschaftsstruktur zu ändern und ohne Investor Michail Ponomarew weiter zu machen. In den kommenden zwei Wochen hat Roos dafür einiges zu tun. „Die Gespräche laufen bis dahin. Wir hoffen, dass dann alles bestätigt werden kann, was wir uns vornehmen. Das hängt aber eben auch von Herrn Ponomarew ab, weil ich den nicht einschätzen kann“, sagte der 39 Jahre alte Pinguin-Macher. Kontakt zwischen Club und Ponomarew gibt es seit geraumer Zeit keinen.

Den Krefeldern geht es nicht anders als anderen DEL-Clubs: Der Spielbetrieb ist defizitär, wenn man nicht verlässliche Geldgeber hat wie etwa die Branchenführer Adler Mannheim (SAP) und EHC Red Bull München (eben Red Bull). Fehlen die, kommt es auf regionale Gönner und deren Bereitschaft an, jährlich Geld zuzuschießen. In Krefeld ist dies seit Jahren der Unternehmer Wolfgang Schulz als einer von zwei Hauptgesellschaftern. Der zweite ist Ponomarew, auch Präsident des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen. Der schießt - laut Roos - aber trotz Zusagen kein Geld zu. Ponomarew bestreitet dies. Öffentliche Aussagen zu den Pinguinen darüber hinaus gibt es von ihm nicht.

Die Etat-Unterdeckung für diese Saison soll rund eine Million Euro betragen. „Wenn Herr Ponomarew nicht zahlt oder keine anderen Gelder reinkommen, müssten wir Insolvenz anmelden“, sagte Roos. Gelingt der Plan nicht, Ponomarew zum Verkauf seiner Anteile zu bewegen, wäre Krefeld spätestens zur neuen Saison kein DEL-Standort mehr.

Die Situation hatte auch sportlichen Einfluss. Seitdem das Wort Insolvenz die Runde machte, verlor das Team Spiel um Spiel - bis zum Wochenende. Das Derby am Freitag gegen Düsseldorf riefen die Krefelder zum „Spiel des Jahres“ aus und ein Stadion-Besuch wurde mit einem Bekenntnis zum Eishockey-Standort Krefeld gleichgesetzt.

Zum ersten Mal seit Jahren war die Arena mit gut 8000 Zuschauern dann auch ausverkauft. Emotional aufgeladen gewannen die Pinguine 4:3. „So ein Sieg kann viel freisetzen“, sagte Nationalstürmer Daniel Pietta hernach. Der 32-Jährige schloss 2015 einen Zehnjahresvertrag mit seinem Herzensclub ab. „Ich bin positiv gestimmt, dass ich meinen Vertrag hier erfülle“, meinte Pietta im Sog des Derbysiegs. Dem folgte am Sonntag gar noch ein 6:3 beim Meister Mannheim.

Angesichts der unsicheren finanziellen Situation geht es für die Spieler möglicherweise dabei auch um pragmatischere Dinge als emotionale Erfolge. „Für uns würde es dann darum gehen, sich für andere Standorte zu empfehlen“, bekannte etwa Ex-Nationalspieler Kai Hospelt, der auch in der kommenden Saison noch einen Vertrag hat.

Den sportlichen Umschwung will Roos auch strukturell nutzen. „Das war ganz großes Kino heute“, sagte er euphorisiert nach dem Sieg gegen die DEG und meinte damit explizit auch die Gespräche mit potenziellen Investoren im VIP-Bereich. Dem Vernehmen nach soll es davon einige geben. Für ein kurzfristiges Happy-End aus Sicht der Pinguine müsste Ponomarew seine Anteile aber erstmal verkaufen. Dass er dies auch zum Nennwert von rund 350 000 Euro tut, darf zumindest bezweifelt werden.

(dpa)