Dennis Seidenberg: „Für Herausforderung gerüstet“
Boston (dpa) - Dennis Seidenberg hat im Juni mit seinen Boston Bruins den Stanley Cup der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gewonnen - als zweiter Deutscher nach Uwe Krupp. Trotz seines Erfolges sind er und die „Braunbären“ auch in der neuen Saison hungrig auf den Titel.
Mit welchem Ziel starten Sie und Ihr Team in die neue NHL-Saison?
Seidenberg: „Unser Ziel ist auf jeden Fall, wieder den Stanley Cup zu gewinnen und wieder eine so geile Party zu haben wie im Juni. In Boston haben uns 1,4 Millionen Menschen auf der Parade gefeiert, diese Bilder werden ich nie vergessen. Ich denke, dass wir eine starke Mannschaft haben. Wenn wir richtig starke Leistungen bringen, besitzen wir auch die Chance, unseren Erfolg zu wiederholen. Aber man braucht natürlich auch ein bisschen Glück dazu.“
Die Statistik spricht gegen Boston: Zuletzt ist dreimal ein Team Meister geworden, das die Saison in Europa begonnen hatte. Außerdem konnte seit 1998 (Detroit) kein Champion mehr den Titel erfolgreich verteidigen....
Seidenberg: „Wir schauen nicht auf diese Statistiken. Boston hatte seit 1972 keinen Stanley Cup mehr gewonnen und dennoch sind wir Meister geworden. Man weiß nie, was passiert, aber unser Ziel ist es, dies zu wiederholen.“
Sie haben Ihren Tag mit dem Stanley Cup in Amerika und nicht Ihrer Heimat Villingen-Schwenningen verbracht, unter anderem weil ihre amerikanische Frau schwanger war. Falls Sie noch einmal Meister werden, würden Sie den Cup dann nach Deutschland bringen?
Seidenberg: „Ich denke schon. Ich habe schon öfter gesagt, dass ich ihn diesmal schon hätte nach Deutschland bringen sollen, aber mich aufgrund diverser Umstände dazu entschieden habe, in den USA zu bleiben.“
Die Bruins sind erstmals die Gejagten. Worauf kommt es an, um in dieser Rolle zu bestehen?
Seidenberg: „Man weiß auf jeden Fall, dass der Gegner immer sein Bestes geben wird. Wir hatten uns in der Vorsaison auch fest vorgenommen, gegen Meister Chicago Blackhawks unsere beste Leistung zu bringen und den Champion zu besiegen, um zu wissen, wo wir stehen. Das Gleiche wird uns jetzt widerfahren. Aber ich denke mal, dass uns das noch stärker machen wird.“
Zuletzt haben viele NHL-Meister nach dem Titelgewinn geschwächelt. Fürchten auch Sie, dass Boston nach Erfolg und Feierlichkeiten im Sommer jetzt eventuell in ein Loch fällt?
Seidenberg: „Ob eine Niederlagenserie, die im Laufe der Saison auf jeden Fall kommen wird, nur am 'Stanley-Cup-Hangover' liegt, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall müssen wir aufpassen, dass wir frisch bleiben. Bislang ist uns das gelungen. Ich denke, dass im November, Dezember eine Phase kommt, in der es schwer wird. Dennoch glaube ich, dass wir gerüstet sind, um diese Herausforderung anzunehmen.“
Neben Ihnen haben Marco Sturm (Vancouver Canucks), Christian Ehrhoff und Jochen Hecht (beide Buffalo Sabres) Titelchancen. Ehrhoff ist mit 10 Millionen Dollar Jahresgehalt der bestbezahlte Verteidiger der Liga. Wo sehen Sie derzeit das deutsche NHL-Eishockey?
Seidenberg: „Ich denke, wir stehen ganz gut da. Hinzu kommen ja mit Marcel Müller und Korbinian Holzer in Toronto, Alexander Sulzer in Vancouver und Thomas Greiss in San Jose weitere junge Spieler, die auf dem Sprung in die NHL-Kader sind, beziehungsweise immer mal wieder oben mitmachen und Erfahrung sammeln können. Wir sind in den vergangenen Jahren immer mehr Deutsche hier in Nordamerika geworden - das ist natürlich gut. Zudem gibt so viele junge Spieler in den Juniorenligen wie nie zuvor. Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Talente den Sprung herüber wagen. Und ich denke, dass künftig weitere junge Spieler nachkommen werden.“