Kühnhackl und NHL finden doch noch zusammen
Pittsburgh (dpa) - Von der Erfüllung des Lebenstraums seines Sohnes Tom erfuhr Erich Kühnhackl erst auf Umwegen. Als das deutsche Eishockey-Idol auf dem Rückflug eines Besuches bei seinem Sohn in den USA war, erhielt dieser von den Pittsburgh Penguins die lang ersehnte Berufung in die NHL.
Zu allem Überfluss verlor Vater Erich im Flieger auch noch sein Handy. „Meine Schwester hat es ihm dann später erzählt“, berichtete der 23 Jahre alte Tom, der bislang für das Farmteam der Penguins in der unterklassigen AHL auf Torejagd ging.
Für Kühnhackl junior ging ein Traum in Erfüllung, als er beim 3:1 seiner Penguins bei den Montreal Canadiens erstmals an der Seite von Weltstars wie Sidney Crosby oder Jewgeni Malkin auf dem Eis stand. „Es war ein super Erlebnis. Anfangs war ich logischerweise etwas nervös. Aber je länger das Spiel ging, desto besser hat es sich angefühlt“, sagte der gebürtige Landshuter.
Sein berühmter Vater war auf dieses Erlebnis nie sonderlich heiß. Deutschlands Eishockey-Spieler des vergangenen Jahrhunderts erreichte hierzulande so ziemlich alles, was möglich. Er gewann vier deutsche Meisterschaften, war achtmal Topscorer der Bundesliga, gewann Bronze bei den Olympischen Winterspielen 1976 und war bei der Weltmeisterschaft 1978 der erste deutsche Scorer-König. Später wurde er Trainer der Nationalmannschaft und Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes. Doch nach Amerika wollte er nie.
Anfang der 1980er Jahre lehnte er ein Angebot der New York Rangers ab, weil er sich in Deutschland so wohl fühlte. „Ich war da mal einen Monat in New York. Die hatten Interesse, aber ich bin dann lieber in Deutschland geblieben“, erzählte Kühnhackl senior erst kürzlich.
Sohnemann Tom tickt ganz anders. Für ihn konnte es gar nicht schnell genug über den großen Teich gehen. Bereits mit 18 Jahren zog er nach Nordamerika und empfahl sich über mehrere Nachwuchsligen für die NHL: „Für mich war das der richtige Weg. Das Eishockey in Amerika ist mit der kleineren Eisfläche komplett anders als in Deutschland. Es ist hilfreich, sich früh daran zu gewöhnen.“
Trotz der räumlichen Distanz hat er zu seinem Vater ein enges Verhältnis. „Als ich jung war und Eishockey nur zum Spaß gespielt habe, hat er mir zwar ein paar Tipps gegeben, mir aber ansonsten meinen Freiraum gelassen“, erzählt er. „Später, als ich nach Amerika ging, habe ich immer mehr seinen Rat gesucht und ihn gefragt, wie ich mein Spiel verbessern kann.“
Mittlerweile ist es gut genug, um neben Crosby zu spielen. Trotz seines derzeitigen Formtiefs gilt der als bester Eishockeyspieler der Welt - und ist das große Vorbild Kühnhackls. „Er ist gleich zu mir gekommen, hat mir zum NHL-Callup gratuliert und gesagt, dass ich nicht nervös sein brauche und einfach mein Spiel spielen muss.“ Kühnhackl bewundert seit Jahren Crosbys Professionalität: „Er ist der Erste im Stadion, der Erste im Kraftraum, der Erste auf dem Eis.“
Ob Kühnhackl nun dauerhaft bei den Penguins in der NHL spielen darf oder bald wieder hinunter in die zweitklassige AHL geschickt wird, kann er selber nicht absehen. Daher wird er in Pittsburgh zunächst nur im Hotel wohnen. „Wenn ich mich in die Mannschaft hineinspiele und ein fester Bestandteil des Teams bin, bekomme ich Bescheid und darf mir eine Wohnung suchen“, erklärt er. Bis dahin gilt es, sich mit starken Leistungen für ein dauerhaftes Engagement zu empfehlen. Der eine oder andere Tipp des Vaters dürfte dabei hilfreich sein.