Sturm: „Die Jungs sind heiß“ Schwieriges Personal-Puzzle für Heim-WM

Mannheim (dpa) - Selbst mit dem deutschen WM-Held von 2010 hatte Marco Sturm kein Erbarmen. Für den vor sieben Jahren zum besten Spieler des Turniers gekürten Eishockey-Nationalkeeper Dennis Endras ist in diesem Jahr kein Platz im WM-Kader.

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„Es hat für mich nicht gereicht. Fahre leider nicht zur WM. Bin natürlich sehr enttäuscht. Ich wünsche der Mannschaft viel Erfolg, und eine geile WM“, schrieb der Goalie der Adler Mannheim auf seiner Facebook-Seite.

Auch ein guter Auftritt beim 3:4 nach Penaltyschießen im Testspiel gegen Tschechien half Endras, der Deutschland 2010 mit überragenden Leistungen erstmals in ein WM-Halbfinale geführt hatte, nach einer durchwachsenden Saison nicht mehr. Sturms Luxusproblem, dass fast alle Spieler zur Verfügung stehen und bei der in gut zehn Tagen beginnenden Heim-WM dabei sein wollen, wurde Endras zum Verhängnis. Deutsche Nummer eins bei der WM in Köln und Paris (5. bis 21. Mai) ist Thomas Greiss von der New York Islanders aus der NHL.

Selbst aus der weltbesten Liga stehen die Spieler derzeit Schlange beim Bundestrainer. „Ich habe erst heute wieder eine SMS von einem Spieler bekommen, die wollen ja. Die Jungs sind heiß“, berichtete Sturm über die vier noch in den NHL-Playoffs gebundenen Profis.

In Greiss, Dennis Seidenberg (beide New York Islanders) und Tobias Rieder (Arizona) stehen bereits drei NHL-Spieler im Aufgebot für die letzten WM-Tests am Sonntag und Montag gegen Lettland. Den überarbeiteten Kader will Sturm am Dienstag offiziell bekannt geben.

Dann könnten auch bis zu zehn Spieler vom deutschen Meister EHC Red Bull München und vom Vize-Champion Grizzlys Wolfsburg neu dabei sein. Es wird somit zu weiteren Härtefällen kommen. An einen entspannten Ruhetag nach dem bestandenen WM-Test gegen Tschechien war bei Sturm und einem Großteil seiner Spieler am Montag also nicht zu denken. Der Bundestrainer bastelte an seinem schwierigen Personal-Puzzle für die WM, und die Profis warteten auf der heimischen Couch gespannt auf das Ergebnis. „Es ist keiner relaxed, bis eine Entscheidung gefallen ist“, sagte Stürmer Matthias Plachta.

Die Nervosität bei dem einen oder anderen Spieler dürfte noch größer geworden sein, nachdem Sturm im ZDF-„Morgenmagazin“ ankündigte: „Ich kann zwei oder drei oder sogar vier Plätze frei halten. Da muss man einfach mal schauen, was in Amerika so los ist.“ Soll heißen: Sturm setzt für die Vorrundenspiele auf weitere Verstärkung aus der NHL.

„Die NHL-Spieler bringen Ruhe und Erfahrung ins Spiel“, sagte Sturm. Die übrigen vier Deutschen Leon Draisaitl (Edmonton), Korbinian Holzer (Anaheim), Tom Kühnhackl (Pittsburgh) und Philipp Grubauer (Washington) sind noch in der zweiten Playoff-Runde im Einsatz. Da Edmonton und Anaheim sowie Pittsburgh und Washington jeweils direkt aufeinandertreffen, stünde ein Duo frühestens vor dem WM-Start und spätestens am 10. Mai nach dem vierten WM-Spiel zur Verfügung.

Am Montag führte der Bundestrainer deshalb einige Telefonate. Sturm hatte das Rennen um die WM-Tickets auf der Torhüter-Position zuvor bereits als „die schwierigste Entscheidung“ bezeichnet. Hinter Greiss kämpfen aktuell noch Timo Pielmeier (Ingolstadt), Danny aus den Birken (München) und Felix Brückmann (Wolfsburg) um das begehrte WM-Ticket. Unabhängig vom Personal formulierte Sturm einen klaren Auftrag an das Team: „Wir müssen uns auf allen Gebieten noch steigern, aber vor allem beim Über- und Unterzahl besser werden. Darauf legen wir den Fokus bis zur WM.“