Eishockey-WM Vorrunden-Aus für Deutschland besiegelt - Sturm: „Tut weh“

Herning (dpa) - Mit gesenkten Köpfen trotteten NHL-Star Leon Draisaitl und die verbliebenen Silbergewinner enttäuscht in die Kabine. Nach dem 1:3 (0:0, 0:1, 1:2) gegen Lettland ist das Vorrunden-Aus des neuformierten deutschen Eishockey-Nationalteams bei der WM in Dänemark besiegelt.

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Zweieinhalb Monate nach dem dramatisch verlorenen Finale von Pyeongchang ist es der erste große Rückschlag unter Bundestrainer Marco Sturm. „Das tut schon weh“, klagte der Coach, wollte seiner engagierten, jungen Auswahl aber keinen Vorwurf machen: „Ich denke, dass das mit Abstand unser bestes Spiel war. Es hat nicht sollen sein“, sagte der 39-Jährige und war ernüchtert.

Am Samstag in Herning zeigte sich der stark verjüngte Olympia-Zweite zwar gewillt, sich die ohnehin nur noch geringe Chance auf den Sprung in die K.o.-Runde zu erhalten. Das erst kurzfristig zusammengestellte WM-Team scheiterte aber vor allem an der mangelnden Chancenverwertung. „Wir hätten das Spiel auch gewinnen können. Aber wir müssen cleverer sein. In machen Situationen war die Unerfahrenheit bemerkbar“, analysierte Sturm.

Direkt nach der vierten Niederlage im fünften WM-Spiel durften die deutschen Cracks noch auf ein Eishockey-Wunder hoffen. Rund acht Stunden später war nach dem 5:1 des kommenden Gegners Finnland gegen den Top-Favoriten Kanada klar, dass sie nach dem letzten Vorrundenspiel aus Dänemark abreisen werden. Am Sonntag gegen den zweimaligen Champion Finnland (20.15 Uhr/Sport1) und am Dienstag gegen das NHL-Ensemble der Kanadier geht es nur noch um die Ehre und die Endplatzierung. „Wir wollen uns jetzt mit Anstand verkaufen“, sagte der Olympia-Zweite Moritz Müller bereits am Nachmittag.

Gegen die Letten war das erste Turnier-Tor von Silbergewinner Dominik Kahun (49. Minute) zu wenig. Ronalds Kenins (37.), Guntis Galvins (41.) und Andris Dzerins (48.) hatten zuvor für die Entscheidung zugunsten der Balten gesorgt, gegen die Deutschland zuletzt in zwei brisanten Partien immens wichtige Erfolge gefeiert hatte.

Beim Neuanfang nach Olympia droht das Team, das nur zehn Silbergewinner in seinen Reihen hat, das Turnier in Dänemark mit nur einem Sieg gegen Außenseiter Südkorea zu beenden. 2016 und 2017 hatte die DEB-Auswahl jeweils den Einzug ins Viertelfinale geschafft. Ende Februar hatte Sturm seine Auswahl mit dem Finaleinzug bei Olympia zum größten Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte geführt. „Ich denke, damit man einen Boom in Deutschland erhält, muss man wahrscheinlich im Halbfinale stehen“, sagte Sturm. „Wir sind keine Top-Nation.“

Für die WM hatte Sturm insgesamt 17 Ausfälle durch Verletzungen, Absagen und Rücktritte hinnehmen müssen. Gegen die unbequemen Letten legte die stark veränderte und verjüngte deutsche Auswahl wie vom Coach gefordert und angeführt von Draisaitl mit viel Tempo und hoher Intensität los. Motiviert den verpatzten Start mit drei Niederlagen aus drei WM-Spielen wettzumachen, trat das Team auch defensiv lange diszipliniert auf. Was fehlte, war ein Tor. Die Deutschen machten Druck, auch als Ausnahmekönner Draisaitl eine zehnminütige Disziplinarstrafe verbüßte. Sie waren aber nicht zwingend genug.

Dass Marc Michaelis und Marcel Noebels vor dem guten lettischen Torhüter Elvis Merzlikins kurz vor Ende des Mitteldrittels die Führung verpassten, rächte sich dann. Im Gegenzug jubelten die Letten, DEB-Goalie Niklas Treutle war machtlos. 15 Sekunden nach Beginn des dritten Drittels sah der Nürnberger dann beim vorentscheidenden Gegentor durch Galvins etwas unglücklich aus. „Man kann keinem einen Mangel an Einstellung vorwerfen. Wir haben bis zum Letzten gekämpft“, sagte der Kölner Verteidiger Moritz Müller.